Glücksbringer unter Druck

Alfa 147 / GT Quadrifoglio Verde

Alfa Romeo hat in den vergangenen Jahren kaum gute Schlagzeilen machen können. Mit einem vierblättrigen Kleeblatt beten die Norditaliener glücklichere Zeiten herbei.

Von Stefan Grundhoff

Schön waren sie schon immer, besser zumeist die anderen. Der kompakte Alfa 147 und sein eleganter Coupébruder GT wurden in den vergangenen Jahren von der Konkurrenz überrollt. Dynamischer, innovativer, besser verarbeitet und schlicht jünger hat ein Alfa 147 ebenso wenig eine reale Chance gegen Golf, A3 oder 1er BMW wie ein Alfa GT gegen 3er, A5 oder CLK. Die Nachfolgemodelle grüßen allenfalls am fernen Horizont, denn das betagte Doppel aus 147 und GT muss es noch ein paar Jahre machen. Kurzfristig neu kommt im Hause Alfa Romeo allein der kleine Junior. Der Rest muss warten.

Innovationen fehlen

Doch wie hält man eine Modellpalette jung, wenn Innovationen fehlen und der zeitlos schön gezeichnete Alfa GT mittlerweile sogar ohne einen leistungsstarken Top-Sechszylinder auskommen muss? Bei 150-Diesel- und 165-Benziner-PS ist Schluss mit der italienischen Herrlichkeit. Ein Klasse-Coupé ohne sportliche Motoren - das bringen in Zeiten von Leistungssteigerungen und Turboaufladungen auch nur die angeschlagenen Italiener zustande.

Immerhin hat sich Alfa Romeo selbst einen Spiegel vorgehalten, um die größten Schwächen auszumerzen. Bei der Qualität soll es langsam besser werden, moderne Triebwerke sind ebenfalls im Köcher und man träumt von weniger Fett auf den Rippen und einem standesgemäßen Antriebskonzept. Die Umstellung der konkurrenzlos emotionalen Sportwagenmarke mit obligatorischem Heckantrieb auf den wenig sportlichen Frontantrieb war einer der größten Fehler, an dem die Marke bis heute krankt. Während die Konkurrenz aus dem In- und Ausland zum Hightech-Angriff aus allen Rohren schoss, gab es bei Alfa Romeo in den letzten Jahren nicht mehr als zeitgemäße Commonrail-Diesel und eine Benzindirekteinspritzung ohne große Leistungsreserven. Zu wenig für eine derart emotionale Sportwagenmarke.

Vorteile auf nassen Pisten

TRaditionell wunderschöne Linienführung Foto: Alfa Romeo

Bei den größeren Modellen gibt es mittlerweile einen Allradantrieb mit Namen Q4, der zwar Kraftstoff kostet und den alles andere als leichtgewichtigen Alfa-Fahrzeugen noch mehr Übergewicht beschert, doch immerhin für die nötige Traktion sorgt. Bei den kleineren Modellen setzt Alfa zukünftig auf ein Sperrdifferenzial und nennt seine drehmomentstarken Modelle selbstbewusst Q2-Versionen. Das manuelle Sperrdifferenzial aus dem Hause Torsen sorgt dafür, dass die Antriebsleistung an der Vorderachse bei den frontgetriebenen Fahrzeugen GT und 147 nicht derart nutzlos verpufft, wie bisher. Bei nasser oder eisglatter Straße hatte man besonders bei den drehmomentstarken Selbstzündern immer wieder Probleme, die über 300 Nm Drehmoment in realen Vortrieb zu verwandeln.

Das Torsen-Sperrdifferenzial ist bei leicht durchdrehenden Antriebsrädern in der Lage, die überschüssige Energie des rutschenden Rades auf sein Gegenüber zu verlagern. Unter Last können so 25-, im Schubbetrieb bis zu 30 Prozent variabel zwischen den Antriebsrädern verteilt werden. Wunder darf man so dem System nicht erwarten und ein Vergleich mit einem dynamischen Heck- oder gar einem Allradantrieb verbietet sich. Doch auf nasser Piste und bei engen Kehren spürt man die Vorteile des Torsen-Systems, das intelligent mit Anti-Schlupf-Regelung und Stabilitätskontrolle vernetzt ist, deutlich. Bei schneller Kurvenfahrt untersteuert der Alfa 147 Q2 nicht derart stark, wie die Version ohne Differenzialsperre. Engere Kurvenradien sind die logische Folge und die immer noch spürbaren Antriebskräfte in der Lenkung werden reduziert.

Exklusives Kleeblatt

Auch ein schöner Rücken kann entzücken Foto: Alfa Romeo

Da ein abstraktes Detail wie ein Sperrdifferenzial nur wenig Kunden hinter dem automobilen Ofen und in die Alfa-Verkaufsräume locken dürfte, hat man sich der guten alten Zeiten besonnen und das vierblättrige Kleeblatt zu neuem Leben erweckt. Einst zierte der grüne Glücksbringer so traditionsreiche Renn- und Tourenwagen wie den RL Targe Fiorio, den Alfa 159, einen Alfa 1900 Sprint oder die Giulia TZ 2, bis der Glücksbringer vor rund zehn Jahren in der automobilen Marken-Bedeutungslosigkeit verschwand. Nach dem traditionsreichen Fiat-Zusatz Abarth bemüht der Fiat-Konzern mit dem Quadrifoglio Verde nun ein zweites Motorsport-Abzeichen der guten alten Zeit - diesmal im Hause Alfa Romeo.

Fortan bekommen Alfa 147 und GT daher ein neues Topmodell. Die Version Quadrifoglio Verde ist über den bekannten Distinctive-Modellen angesiedelt. Wer sich für das edle und grün schimmernde Kleeblatt entscheidet, der bekommt bei den Topmodellen nicht nur das Q2-Sperrdifferenzial, sondern auch schmucke Ledersitze, 18-Zoll-Felgen und eine dynamische Sportausstattung. Beim mindestens 28.750 Euro teuren Alfa Romeo GT 2.0 JTS bedeutet das einen Preisvorteil von 4.800 Euro und das gute Gefühl sich mit traditionellem Charme von der Masse abzuheben. Ab 19.900 Euro gibt es das kleine Kleeblatt im Alfa 147. Die Ausstattung ist ebenso exklusiv und die Version 1.9 JTD ist ebenfalls mit dem Q2-Sperrdifferenzial ausgestattet. Der Preisvorteil liegt hier bei 3.400 Euro.

Konkurrenz trommelt

Ob das reicht, den Modellen Alfa Romeo GT und 147 Beine zu machen und die Premiumgegner von Audi, Mercedes, BMW oder Volvo zu ärgern, bleibt abzuwarten. Denn die Konkurrenz trommelt ebenso wild wie ungehemmt mit Turbo-Direkteinspritzung, Allrad, Magermotor und Start-Stopp-Automatik weiter und bietet mehr als ein grünes Kleeblatt. Doch bis die neuen Modelle kommen, kann ein Glücksbringer sicher nicht schaden.

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