GWM Ora 07: Eleganter Stromer mit Kraft und Komfort

GWM Ora 07: Eleganter Stromer mit Kraft und Komfort
Knapp fünf Meter misst der Ora 7, mit dem sich die Chinesen auf dem deutschen Markt etablieren wollen. © GWM

Der chinesische Autobauer Great Wall Motor bringt mit dem Ora 07 sein viertes Modell nach Europa. Die Fastback-Limousine wartet mit viel Leistung und einem attraktiven Innenraum auf.

Mitte des Jahres ist es so weit. Dann kommt mit dem Ora 07 das vierte Modell des chinesischen Autobauers Great Wall Motor (GWM) auf den deutschen Markt. Mit dieser 4,87 Meter langen Fastback-Limousine versuchen sich die Chinesen als ernstzunehmender Anbieter elektrifizierter Modelle auf dem hartumkämpften deutschen und auch europäischen Automarkt zu etablieren.

Gestartet ist GWM in Deutschland im April des vergangenen Jahres mit dem Ora Funky Cat, der später in GWM Ora 03 umbenannt wurde. Danach folgten mit dem Wey 03 und Wey 05 zwei Plug-in-Hybridmodelle mit Reichweiten von über 150 Kilometer. Für PHEVs ist dies eine Ansage, liegt die Reichweite von Teilzeitstromern bei der europäischen Konkurrenz wie etwa VW oder der Premiummarke Mercedes bei etwas über 100 Kilometer. Mit ihren PHEVs unterstreicht GWM, dass man bei der Elektrifizierung zu den Tempomachern gehören will. Keine Frage, dass auch die Plug-in-Hybride mit bis zu 50 kW laden können.

Überschaubarer Absatz in Europa

Beim Absatz hat sich das bisher für die Modelle der Chinesen noch nicht bemerkbar gemacht. In Europa wurden im zurückliegenden Jahr gerade einmal 7623 Fahrzeuge verkauft, davon waren 450 Wey-Modelle. Doch diese geringen Absatzzahlen irritieren Steffen Cost nicht, der als Chief Commercial Officer das operative Europageschäft verantwortet. „Uns geht es darum, die Marke langsam aufzubauen“, sagte Cost bei der Vorstellung des Ora 07 am Firmensitz von GWM im chinesischen Baoding.

Auf der hauseigenen Teststrecke bot der Hersteller internationalen Medien im Vorfeld der Peking Motorshow erstmals die Möglichkeit, die ersten Testkilometer mit dem Ora 07 zurückzulegen. Mit ihm wollen die Chinesen zeigen, dass sie sich in der Mittelklasse nicht zu verstecken brauchen – weder mit Blick auf die Technik noch bei der Qualität.

Attraktiver Innenraum

GWM hat gut daran getan, es im Cockpit mit der Digitalisierung nicht zu übertreiben. Foto: Mertens

Sowohl bei Technik und Ausstattung des Innenraums braucht sich der Ora 07 nicht hinter europäischen Herstellern verstecken. Ganz im Gegenteil. Innen kommen hochwertige Materialien zum Einsatz, die Premiumambiente versprühen. Die Türen fallen satt ins Schloss, das große Glasdach sorgt für Wohlfühlatmosphäre. Mit Blick auf die Bedienung gibt sich der Ora 07 erfreulicherweise betont konservativ. So lassen sich Sitze und Außenspiegel nach wie vor über Knöpfe verstellen und man muss nicht erst mühsam in einem Untermenü des Infotainmentsystem suchen, wie etwa bei Nio oder dem neue Volvo EX30. GWM hat gut daran getan, es hier mit der Digitalisierung nicht zu übertreiben.

So finden sich auf der schwungvoll gestalteten Mittelkonsole beispielsweise Schalter für die Klimaanlage oder auch die Front- und Heckscheibenheizung. Die Bedienung aller Einstellungen geht intuitiv vonstatten. Der hochauflösende Touchscreen hat eine Größe von 12,3 Zoll, die Rundinstrumente hinter dem Lenkrad kommen auf 10.25 Zoll. Auch ein Head-up-Display steht optional zur Verfügung (Serie in der sportlichen GT-Variante).

Überschaubares Kofferraumvolumen

Die Passagiere haben viel Platz, fürs Gepäck bleibt indes wenig Raum. Foto: GWM

Über zu wenig Platz brauchen sich Fahrer und Beifahrer im Ora 07 nicht zu beklagen. Das gleiche trifft auf die Fondpassagiere des Viertürers zu. Aufgrund seiner Abmessungen (die Breite beträgt 1,85 Meter, die Höhe 1,50 Meter) finden selbst Großgewachsene im Fond auch dank eines Radstandes von 2,87 Metern ausreichend Kopf- und Kniefreiheit vor. Der Kofferraum, der über eine arg kleine, elektrisch zu öffnende Klappe verfügt, bietet indes nur ein Volumen von 330 Litern.

Zum Marktstart wird GMW den Ora 07 mit zwei Batterien anbieten – eine mit 64 kWh (LFP-Akku) und eine mit 83,5 kWh (NMC-Akku). Sie sind in den Modellen mit Frontantrieb verbaut. Den Allradantrieb gibt es nur mit der großen Batterie. Während die Leistung des E-Motors bei den über die Vorderachse angetriebenen Ora 07 204 PS beträgt, sind es bei dem auch von uns gefahrenem Allradmodell 408 PS. Die Reichweite liegt mit den Motorisierungen mit großen Akku bei bis zu 570 Kilometer bzw. 520 Kilometer (Allrad). Bei der kleinen Batterie sind bis zu 440 Kilometer möglich.

Sportliche Beschleunigungswerte

Die Fahrleistungen des mindestens zwei Tonnen schweren Ora waren beeindruckend: Das maximale Drehmoment von 680 Nm sorgt für einen ausgesprochen kraftvollen Antritt. Es vergehen gerade einmal 4,5 Sekunden bis auf Tempo 100, die Spitzengeschwindigkeit ist beim allradangetriebenem GT bei 180 km/h (andere Varianten 170 km/h) erreicht.

Von der Ladeleistung abgesehen, hinterlässt der Ora 07 fahrdynamisch einen stimmigen Eindruck. Es liegt selbst bei hohem Tempo souverän in der Kurve, auch wenn das Fahrwerk für den europäischen Geschmack etwas straffer sein könnte. Bei der Abstimmung stand indes weniger die Sportlichkeit im Fokus, als der Komfort. Und der ist auch die große Stärke des Ora 07, der mit seinem Design beim europäischen Betrachter übrigens Erinnerungen an zwei Modelle von Porsche weckt. Der Verbrauch wird für den Allradler mit einem WLTP-Wert von 17,5 kWh/100 km angeben.

Zu geringe Ladeleistung

Beim Heck samt Flügel fühlt man sich ein bisschen an Porsche erinnert. Foto: GWM

Ist die Batterie leer, lädt der Ora 07 an einem Schnelllader laut Datenblatt mit bis zu 88 kW, bei der Vorstellung des Antriebsstrangs sprach Rolf Albrecht als Chefingenieur für den BEV-Antriebsstrang sogar von 95 kW. Es ist eine Ladeleistung, die so oder so im Wettbewerbsumfeld abfällt, wie auch Albrecht weiß. Er versprach deshalb für die nächste Modellüberarbeitung Besserung, ohne jedoch zu sagen, wieviel kW man anpeile.

Allerdings komme es aus seiner Sicht aber nicht auf die reine Ladeleistung an, entscheidender sei die Ladezeit. Und da sähe der Ora 07 im Wettbewerbsumfeld gar nicht so schlecht aus. Die kleine Batterie lade an einem Schnelllader von 10 bis 80 Prozent mit 95 kW in 35 Minuten auf, der große Akku braucht dafür 43 Minuten. Mit Blick auf diesen Zeiten verweist Albrecht dank einer recht konstanten Ladekurve auf eine durchschnittliche Ladepower von 75 kW. Im Vergleich dazu weist laut einer von Albrecht vorgestellten Gegenüberstellung die Ladekurve eines Tesla Model 3 LR mit einer Batteriekapazität von 82 kW und einer Ladepower von 250 kW einen Durchschnittswert von 103 kW auf. Das entspricht einer Ladezeit von 30 Minuten. Natürlich ist der Ora 07 mit allen wichtigen Fahrassistenzsystemen ausgestattet, die das Fahrern sicherer und komfortabler machen.

Deutschland wichtigster Markt

Und, wie sieht die Erwartung für den Ora 07 in Deutschland aus. Zu einem Volumenträger dürfte sich das neue Modell sicherlich nicht entwickeln. „Ich gehe davon aus, dass wir in diesem Jahr noch um die 400 Einheiten absetzen werden“, sagte Johannes Brandenburg. Der 39 Jahre alte Manager verantwortet das Deutschlandgeschäft – und damit zugleich den wichtigsten Markt für den Hersteller. So wurden vom Gesamtabsatz von GWM in Europa allein 4642 Modelle (darunter 42 Weys) in Deutschland abgesetzt.

Ein Absatz, mit dem Brandenburger gut leben kann. Man sei eine junge Marke, die sich erst etablieren müsse, so der Manager. Zum Preis des Ora 07 wollte sich Brandenburger noch nicht äußern. „Er wird attraktiv eingepreist sein – und wir werden auch für attraktive Leasingraten sorgen“, kündigte er an. Den Ora 03 hatte der Hersteller für eine Leasingrate von 149 Euro im Monat angeboten. Der große Bruder dürfte sich wohl in der Preisliste ab 43.000 Euro wiederfinden. Nun darf man gespannt sein, wie der GWM Ora 07 bei den Kundinnen und Kunden ankommt. Er bringt indes alles mit, um das Markenimage der Chinesen weiter zu schärfen.

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