Beim viersitzigen Cabrio legt Mercedes nun C- und E-Klasse zusammen. Der neue Luftikus wächst zwar, bleibt aber beim Preis fünfstellig.
Die elegant-sportliche Art der offenen Autos mit vier Sitzen ist vom Aussterben bedroht. Vor allem bezahlbare, kleinere Modelle sind weitgehend verschwunden. Kein Golf Cabrio mehr, kein Opel Cascada oder Ford Focus, auch bei Renault und Peugeot gilt längst das Motto durchgehend geschlossen. Und bei Rolls Royce oder Bentley muss man gut 300.000 Euro oder mehr locker machen.
Der neue offene Mercedes CLE bleibt immer unter der Schallgrenze von 100.000 Euro und tritt nicht nur die Nachfolge des bisherigen C-Klasse-Cabrios an, sondern ersetzt auch das größere Cabrio der E-Klasse. Aus Zwei mach Eins entschied das Management und bietet jetzt eine Einheitsgröße der zuvor recht ähnlichen Luftikusse. Mit 4,85 Metern ist er knapp zwei Zentimeter länger als die bisherige offene E-Klasse, überragt das alte C-Klasse Cabrio aber um gut 16 Zentimeter. Ein großer Schritt fürs Raumgefühl und Kofferraum, aber auch ein Preissprung von fast 10.000 Euro auf jetzt 66.402 Euro.
Boost-Funktion mit 48 Volt
Der Innenraum gleicht dank MBUX-Instrumentierung dem der Normalmodelle von C- und E-Klasse. Das Angebot im Motorraum ist ebenfalls nahezu identisch. Das gilt auch für die Boost-Funktion, bei der das 48-Volt-Bordsystem und ein kleiner E-Motor zwischen Getriebe und Motor eine Rolle spielt. Beim Durchtreten des Gaspedals liefert er beim Test-Cabrio CLE 300 kurzzeitig zusätzliche 17 kW (23 PS) zu den 258 PS des Zweiliter-Vierzylinders. Noch spürbarer sind 205 Nm Extra zu den ohnehin vorhandenen 400.
Für Designer und Techniker sind offene Autos immer eine Herausforderung. Wie schützt man die Insassen auch auf den Rücksitzen vor Zugluft und Geräuschen? Die herausfahrbare Lippe an der Oberkante der Windschutzscheibe ist jetzt serienmäßig, lenkt den Fahrwind über die Fondpassagiere hinweg. Neben den verwendeten Lamellen wurde auch der Netzstoff des kleinen Spoilers und dessen Zusammenarbeit mit dem Windschott hinter den Rücksitzen optimiert.
Verdeck öffnet bis Tempo 60
Auch beim neuen CLE sorgt das Öffnen und Schließen des Stoffdachs für Aufmerksamkeit. Das Zusammenspiel zwischen Gestänge und Dachfaltung ist beim CLE bis Tempo 60 möglich. Die Arbeit des Fahrers beschränkt sich dabei auf die Bedienung eines Schalters zwischen den Vordersitzen. Gegen Aufpreis regelt das aus anderen Modellen bekannte System „Dynamik Body Control“ die automatisch verstellbaren Dämpfer, deren Sensoren für jedes Rad extra Straßenzustand, Geschwindigkeit und Fahrsituation registrieren. Bei der Wahl des passenden Fahrmodus wie Komfort, Sport oder Eco hat Mercedes beim Cabrio auf die Aktivierung eines aggressiven Motorsounds verzichtet.
Trotz der beachtlichen Länge von 4,85 Metern und des bei Cabrios höheren Gewichts verteidigt der CLE seinen Anspruch auf Sportlichkeit bei überragendem Komfort. Die austarierte Lenkung mag enge Kurven unterhalb der Drift-Grenze ebenso wie langgezogene Biegungen. Dank des erwähnten Boost-Effekts ist genügend Power in den meisten Lebenslagen vorhanden. Bei den kleineren Triebwerken hält sich der Verbrauch in für Verbrenner akzeptablen Grenzen, die CO2-Werte jedoch bewegen sich Sphären der bedenklichen Art – Cabrios sind nun mal schwerer als Limousinen und Coupés.
Dafür gibt es ein weiteres Highlight an Sicherheit zu vermelden. Die umfassende Standardausstattung bietet zwölf Airbags. Neu sind der Mittenairbag zwischen den beiden Sitzen in der ersten Sitzreihe und erstmals in einem Mercedes-Cabrio das Kopfschutzsystem mit zwei separaten Kopfairbags für die Rücksitzpassagiere. (SP-X)