«Gibt keinen Grund, den Kopf in den Sand zu stecken»

Interview mit Leipzigs Messechef Wolfgang Marzin

Der AMI laufen die Hersteller weg. Doch Wolfgang Marzin sieht keinen Grund für eine Absage. «Wenn ein Flieger der Lufthansa nur mit einer halben Business-Class von A nach B fliegt, wird er auch nicht gestrichen», sagte der Leipziger Messechef der Autogazette.

Die Automobil International (AMI) in Leipzig hat angesichts der Absatzkirse der Branche in diesem Jahr unter eine Absagewelle der Hersteller zu leiden. Zuletzt hat der bayerische Autobauer BMW seine Teilnahme für die vom 28. März bis zum 5. April stattfindende Messe abgesagt.

40 Hersteller sind vertreten

Eine Absage der AMI steht für Messechef Wolfgang Marzin deshalb aber nicht zur Debatte. «Die AMI ist eine Käufermesse und die wichtigste Frühjahrsmesse für die Hersteller. Trotz der Absatzkrise werden noch 40 Hersteller auf der Messe vertreten sein. Es gibt für uns also keinen Grund, den Kopf in den Sand zu stecken», sagte Marzin in einem Interview mit der Autogazette.

«Eine absurde Aussage»

Autogazette: Herr Marzin, Ihnen laufen die Aussteller weg. Nach Nissan, Mitsubishi, Volvo, Saab, Chrysler und Dodge kommt nun auch BMW nicht zur AMI Leipzig. Denken Sie über eine Absage nach?

Wolfgang Marzin: Nein, überhaupt nicht. Die AMI ist eine Käufermesse und die wichtigste Frühjahrsmesse für die Hersteller. Trotz der Absatzkrise werden noch 40 Hersteller auf der Messe vertreten sein. Es gibt für uns also keinen Grund, den Kopf in den Sand zu stecken.

Autogazette: Der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer sagte, dass eine Absage besser wäre als eine Schrumpfveranstaltung...

Marzin: ...eine absurde Aussage. Er hätte dann auch aufgrund des enormen Rückganges beim Autoabsatz empfehlen können, alle Autohäuser zu schließen. Es ist ein Vorschlag, der jeglicher Sinnhaftigkeit entbehrt. Würde man diesem Vorschlag folgen, würde man verhindern, dass sich Kunden über die Abwrackprämie informieren und sich ein neues Auto kaufen. Wenn ein Flieger der Lufthansa nur mit einer halben Business-Class von A nach B fliegt, wird er auch nicht gestrichen.

Autogazette: Leipzig gilt nicht unbedingt als günstige Messe. Sind Sie zu teuer?

Marzin: Das Preis-Leistungsverhältnis in Leipzig ist anerkanntermaßen hervorragend. Es gibt viel, viel teurere Messeplätze.

Spiegelbild der konjunkturellen Situation

Besucherrekord im Jahr 2008 Foto: AMI

Autogazette: Müssen Sie damit rechnen, dass nach BMW noch andere Hersteller der AMI fern bleiben?

Marzin: Nein, davon gehe ich nicht aus. Natürlich sind Messen ein Spiegelbild der konjunkturellen Situation. Dennoch hatte die AMI im vergangenen Jahr einen Besucherrekord von 290.000. Wir bieten ein Angebot an, dass für die Hersteller attraktiv ist. Wir haben Signale, nach denen BMW im nächsten Jahr auch wieder dabei sein wird.

Autogazette: Mit welcher Besucherzahl rechnen Sie in diesem Jahr aufgrund der Vielzahl von Absagen?

Marzin: Marzin: Eine Prognose zu geben ist schwierig. Aber wir werden alles dafür tun, dass die Besucherzahlen stimmen. Wir werden keinen Cent bei der Besucherwerbung einsparen.

Autogazette: Die Hersteller feiern ihre Weltpremieren in Genf und nicht bei Ihnen. Weshalb braucht es die AMI überhaupt noch?

Marzin: Die Weltpremieren werden schon seit Jahren überwiegend in Genf gefeiert, weil Schweiz ein Land ohne eigene Autoproduktion ist. Doch die AMI ist eine Messe für den Endverbraucher, nicht den Fachbesucher. Wir sind die, die dem Kunden die neuesten Autos zeigen. Es ist eine Messe nicht nur für die neuen Bundesländer, sondern auch für Osteuropa. So kommen rund 30.000 Besucher aus Polen oder Tschechien zu uns.

Autogazette: Mit welchen Highlights wollen Sie die Besucher denn noch zur AMI locken?

Marzin: Wir feiern 60 Premieren. Daneben beschäftigen wir uns ausführlich mit alternativen Antrieben. So gibt es eine Sonderschau zu Erdgas und Flüssiggas. Daneben liegt unser Augenmerk auf kleinen, sprit sparenden Modellen.

Das Interview mit Wolfgang Marzin führte Frank Mertens

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