Mercedes hat am Sonntagabend auf der IAA Mobility die Weltpremiere des Concept CLA Class gefeiert. Es ist das erste Modell des Herstellers auf der neuen Elektroplattform MMA.
Es war im Juni des vergangenen Jahres. Da fuhr der Mercedes Vision EQXX mit nur einer Batterieladung die 1202 Kilometer lange Strecke von Stuttgart nach Silverstone. Es war eine Fahrt, die bei dem Stuttgarter Autobauer für Euphorie sorgte. Denn der Vision EQXX ist mehr als ein Showcar – es ist für den Premiumhersteller ein Technologieträger.
Mit ihm wollte Mercedes entsprechend zeigen, was bei der E-Mobilität von den Schwaben in Zukunft zu erwarten ist. Dass der EQXX selbst nie in Serie gehen wird, war dabei von Anfang an klar. Doch seine Technologien, so wurde Mercedes-Entwicklungschef Markus Schäfer nicht müde zu erwähnen, werde man in den kommenden Modellen sehen.
Neue MMA-Plattform
Den Anfang werden die Fahrzeuge auf der neuen Plattform Mercedes Modular Architecture (MMA) machen. Vor dem Hintergrund der Effizienz des Vision EQXX – die 1202 Kilometer legte er mit einem Verbrauch von 8,3 kWh/100 Kilometer zurück – war die Erwartungshaltung hoch.
Und Mercedes hat die Erwartungen nicht enttäuscht – zumindest was das erste Modell betrifft, was auf der MMA-Plattform gebaut wird: den Mercedes CLA. Das Konzept des Serienfahrzeuges, das auf der IAA Mobility in München präsentiert wird, kommt zwar nicht auf die Fabelwerte wie der Technologieträger, aber das hat auch niemand erwartet. Die Werte des Concept CLA Class lassen sich dennoch sehen: Der Hersteller nennt für das Concept eine Reichweite von bis zu 750 Kilometer – und einen Verbrauch von 12 kWh auf 100 Kilometer. Mercedes spricht angesichts dieser Verbrauchswerte vom „Ein-Liter-Auto des Elektrozeitalters“.
Das wird erreicht durch eine Vielzahl von Effizienzmaßnahmen, zu dem auch eine aerodynamisch optimierte Karosserie gehört. Über den cW-Wert schweigt sich Mercedes aus – doch das bisherige CLA Coupe kommt auf einen Wert von 0,22. Das Concept CLA Class dürfte diesen Wert unterschreiten. Wahrscheinlich trägt es sogar eine 1 vor dem Komma. Der Vision EQXX hatte übrigens einen cW-Wert von 0,17.
Wirkungsgrad von 93 Prozent
Wie der weitere Technologietransfer vom EQXX zum CLA ausschaut, lässt sich am Wirkungsgrad des Antriebs ablesen: er liegt bei 93 Prozent (EQXX 95 Prozent). Sprich: Der Elektromotor setzt hier diesen Prozentsatz der ihm zugeführten Energie in Bewegung um. Zum Vergleich: Bei einem Diesel liegt der Wirkungsgrad bei 45 Prozent, bei einem Benziner bei gerade einmal 20 Prozent.
Was das Thema Laden betrifft, da geht Mercedes mit dem CLA den nächsten Schritt – und bietet erstmals auch eine 800 Volt-Architektur an. Der aktuelle EQS – das Elektroflaggschiff der Marke – ist derzeit nur auf einer 400 Volt Architektur unterwegs. Das führt dazu, dass die Batterie des CLA mit einer Leistung von bis zu 250 kW geladen werden kann. In nur 15 Minuten sollen so 400 Kilometer Reichweite geladen werden können. Mit den Werten des CLA, so Mercedes kurz vor der IAA Mobility in München, wolle man „Hero im Segment“ sein. Im CLA wird übrigens eine Lithium-Eisen-Phosphat-Batterie zum Einsatz kommen.
Wie Mercedes-Chef Ola Källenius sagte sei das Concept CLA Class der „Vorreiter eines neuen Portfolios von Elektrofahrzeugen für den Einstieg in die Welt von Mercedes Benz. Wir werden unser Angebot in diesem Segment massiv aufwerten“. Das bedeutet, dass vier Aufbauformen angeboten werden, darunter neben dem viertürigen Coupé natürlich auch ein kleiner SUV.
Auch neues Betriebssystem MB.OS
Im Concept CLA Class kommt natürlich auch das neue Betriebssystem MB.OS zum Einsatz. Damit wird es noch stärker als bisher möglich, dass Fahrzeug mit der Cloud und dem Internet of Things zu vernetzen. Entsprechend soll die Digitalisierung auf ein neues Level bei „Personalisierung, Sicherheit, Komfort und automatisierten Fahren gehoben“ werden, verspricht der Hersteller. Mit Blick auf das autonome Fahren sieht man am Concept CLA Class mittig oberhalb der Frontscheibe übrigens einen angedeutetn Lidar. Im Zusammenspielt mit den anderen Assistenzsystemen ermöglicht er automatisiertes Fahren auf Level 3.
Im futuristischen Innenraum des Concept CLA Class findet sich übrigens auch ein Hyperscreen, der über die gesamte Fahrzeugbreite reicht. Auf ihm kann man sich beispielsweise sein Infotainmentprogramm zusammenstellen. Der Hyperscreen dürfte zu den Dingen gehören, die auch im künftigen Serienauto zu sehen sein werden. Mercedes verspricht, dass das Conceptcar schon „sehr, sehr nah an der Serie sein soll“. Dass Concept CLA Class jedenfalls vermittelt eine Vorfreude auf das, was Mercedes in seinem Entry Luxury Segment ab Ende des kommenden Jahres in Aussicht stellt.