EnBW: Brauchen nicht an jeder Ecke eine Stromtankstelle

EnBW: Brauchen nicht an jeder Ecke eine Stromtankstelle
EnBW-Kunden können wieder das Angebot von Ionity nutzen. © EnBW

Der Ausbau der Ladeinfrastruktur geht der Autoindustrie nicht schnell genug. Nun hat EnBW-Chef Frank Mastiaux vor zu vielen Schnellladestationen gewarnt.

Wenn in Deutschland zu viele Ladesäulen für Elektroautos gebaut werden, würde er die Gefahr von Investitionsruinen sehen. „Wir brauchen nicht unbedingt an jeder Ecke eine Stromtankstelle“, sagte Mastiaux, dessen Unternehmen der größte Betreiber von öffentlichen Ladesäulen für E-Autos in Deutschland ist, der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“.

Aktuell gehe die Energie Baden-Württemberg davon aus, dass 130.000 bis 150.000 Hochgeschwindigkeits-Ladepunkte für 15 Millionen E-Fahrzeuge reichen würden, rechnete der Manager vor.

Regierung will eine Million Ladepunkte bis 2030

Die Autoindustrie und die Bundesregierung fordert dagegen, bis 2030 müssten in Deutschland eine Million Ladeplätze eingerichtet werden. Dies ist auch das Ziel der Bundesregierung, die jedoch nicht explizit von Schnellladestationen spricht. Das im „Masterplan Ladeinfrastruktur“ der Bundesregierung vorgesehene Ziel sah bis 2020 50.000 Ladepunkte vor. Diese Ziel war im Vorjahr erreicht worden.

Mastiaux befürchtet, dass sich viele Stromtankstellen als Fehlinvestition erweisen werden: „Wir müssen im Blick behalten, dass nicht unnötigerweise zu viele Stromtankstellen gebaut werden, weil das die Amortisierung erschweren und am Ende den Markt bremsen würde.“
Gleichwohl expandiert auch sein Unternehmen stark in diesem Geschäft: „Im Durchschnitt baut EnBW in Deutschland aktuell jeden Tag einen neuen Ladepark mit Hochgeschwindigkeits-Technologie“, sagte er. Der Energiekonzern mit Sitz in Karlsruhe hat derzeit rund 700 Stromtankstellen in Deutschland und will sein Netz bis 2025 auf 2500 Ladeparks erweitern.

Agora Verkehrswende: Schnelllader fördern

Der Berliner Thinktank Agora Verkehrswende hatte sich zuletzt dafür ausgesprochen, beim Ausbau der Ladeinfrastrukturdie „Fördermittel auf Schnellladepunkte an viel frequentierten Orten wie Supermärkten und Einkaufszentren zu konzentrieren. Diese versprächen eine gute Auslastung, auch auf dem Land, und könnten am ehesten rentabel betrieben werden.“

Nach Auffassung der Berlin Experten sollte Normalladen im öffentlichen Raum nur noch für ausgewählte Anwendungen wie elektrisches Carsharing gefördert werden. „Langfristig könne der Ausbau und Betrieb öffentlich zugänglicher Ladeinfrastruktur über die Nutzerinnen und Nutzer finanziert werden. Die staatliche Subventionierung sei vor allem in den kommenden Jahren des Markthochlaufs erforderlich“, heißt es in einer Studie der Agora Verkehrswende. (mit dpa)

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