Toyota bz4X und Subaru Solterra: Starker Auftritt

Neustart nach Problemen

Toyota bz4X und Subaru Solterra: Starker Auftritt
Guter Eindruck auch im Gelände: der Subaru Solterra. © Mertens

Die Probleme sind gelöst. In diesen Wochen kommen endlich die beiden Elektroautos Toyota bZ4X und der Subaru Solterra auf den Markt.

Es hat gedauert, bis Toyota den Weg in die Elektromobilität gewagt hat. Lange Zeit hat man dem reinen Elektroauto bei den Japanern eine Absage erteilt – und sich stattdessen lieber auf seine Hybrid- und Wasserstoffexpertise verlassen. Ein Grund für diese Zögerlichkeit bei der Elektromobilität lag auch in der unzureichenden Ladeinfrastruktur für E-Autos, wie die Japaner immer wieder betonten. Kunden ein Produkt anzubieten, die Angst wegen fehlender Reichweite haben, war für die Japaner kein Ansatz.

Doch mittlerweile ist die Infrastruktur besser. Und auch die in Europa immer strikter werdenden CO2-Regularien haben dafür gesorgt, dass Toyota mit dem bZ4X in die reine Elektromobilität eingestiegen ist. Zusammen mit Subaru hat man sich an die Entwicklung eines Stromers gemacht, der bei dem Allradspezialisten Solterra heißt. Auf den Markt kommen sollten beide Modelle eigentlich schon im Sommer, direkt nach der Fahrpräsentation des bZ4X in Kopenhagen.

Auslieferungen wurden gestoppt

Doch daraus wurde nichts. Die amerikanische Verkehrssicherheitsbehörde National Highway Traffic Safety (NHTS) hatte einen Rückruf angeordnet. Toyota hatte wie Subaru die Auslieferungen gestoppt, noch bevor ein Auto in Europa in Kundenhang übergegangen war. Der Grund für die offiziell Rückruf genannte Aktion: In den USA war bekannt geworden, dass es unter Umständen dazu kommen kann, dass sich die Räder vom Fahrzeug lösen. Zu allem Überfluss gab es auch noch Probleme mit dem Airbag, Es war ein Desaster für die für ihre Qualität bekannten Japaner.

Nun hat man die Probleme gelöst – und sich dafür die Zeit genommen, die es brauchte, wie Toyota-Chefingenieur Daisuke Ido in Madrid sagte. Das Toyota als auch Subaru mit Daisuke Ono seine beiden Chefingenieure aus Japan zu dem Termin einfliegen ließ unterstreicht, wie wichtig für beide Marken der Neustart nach dem Auslieferungsstopp ist.

Während die Airbag-Probleme mittels eines Software-Updates leicht zu lösen waren, habe es für das Radproblem neuer Radschrauben bedurft, wie Ido berichtet. Dass es Probleme mit den Rädern geben könnte, hätte bei den Japanern niemand gedacht. Schließlich werden die gleichen Radnabenbolzen bei einer Vielzahl anderer Modelle benutzt – ohne jedwede Probleme. Diese habe es auch bei den Testfahrten und Qualitätschecks nicht gegeben, wie Ido berichtet. Doch nun sollen die Probleme der Vergangenheit angehören – und bei Toyota und Subaru schaut man nach vorn.

Tests auf Militärgelände vor Toren Madrids

Auch Wasserdurchfahrten stellen den Subaru Solterra vor keine Probleme. Foto: Mertens

Deshalb hat man in der Vorwoche auch die Jury-Mitglieder des renommierten europäischen Autopreises „Car of the Year“ nach Madrid eingeladen, um beide Modelle erneut zu testen. Nicht einfach nur bei Fahrten auf der Straße, sondern auf einem Gelände des spanischen Militärs vor den Toren Madrids. Hier gibt es nicht nur eine Teststrecke, sondern auch ein Offroadgelände. Es ist also genau das richtige Areal, um die beiden Schwestermodelle auch abseits der Straße unter erschwerten Bedingungen zu testen.

Dabei präsentierte Toyota beim bz4X auch den „One Motion Grip“, seine Steer-by-Wire-Technologie. Sie verzichtet auf eine mechanische Verbindung zwischen Vorderachse und Lenkrad. Stattdessen werden die Lenkbefehle vollständig über elektrische Signale an das Lenksystem übertragen. In Zusammenspiel mit dem kleineren Lenkrad – es erinnert mit seiner Größe und den seitlichen Griffen an eine Spielkonsole – muss man sich erst einmal gewöhnen.

Sofortige Reaktion der Lenkung

Im Gegensatz zur mechanischen Lenkung reagiert die Steer-by-Wire-Technologie viel direkter. Das merkt man bereits bei den ersten Lenkbefehlen. Vor allem macht es sich bei Einparksituationen bemerkbar: Wo mit einer herkömmlichen Lenkung das Steuerrad mehrmals zu bewegen ist, reicht bei Steer-by-Wire ein Lenkeinschlag aus, um das Fahrzeug in die gewünschte Richtung zu manövrieren.

Steer-by-Wire soll 2024 auf den Markt kommen. Bis dahin will man das System weiter perf,ektionieren „Der Fahrer soll die Möglchkeit haben, es nach seinen Bedürfnissen konfigurieren zu können“, so Ido. Das System erleichtert aber nicht nur das Lenken, sondern spielt auch für die Innenraumgestaltung aufgrund des geringeren Bauraums und das autonome Fahren eine wichtige Rolle.

Eigene Plattform für Solterra und bZ4X

Nachdem das Auto in diesen Wochen nach der Verzögerung nun endlich zu den Kundinnen und Kunden kommt, können diese sich auf auf ein ausgereiftes SUV mit viel Platz freuen. Die Konkurrenz im sogenannten D-Segment mit Modellen wie dem Kia EV6, Skoda Enyaq iV oder dem VW ID.4 hat es zwar in sich, aber Toyota oder Subaru brauchen sich dahinter nicht verstecken. Damit man auch alle Möglichkeiten der E-Mobilität ohne Kompromisse ausschöpfen kann, haben die beiden Hersteller mit eTNGA eine eigene Plattform entwickelt. Während das 4,69 Meter lange SUV bei Toyota als Front- und Allradler angeboten wird, gibt es ihn bei Subaru – wenig überraschend – nur als Allwheel-Drive.

Der Stromer des Allradspezialisten hinterlässt dabei einen guten Eindruck. Steigungen bei losem Untergrund oder bei Matsch kraxelt der Subaru souverän nach oben. Dafür sorgt neben dem Allradantrieb auch die X-Mode Grip Control. Mit den Fahrmodis „Snow/Dirt“ und „Deep Snow/Mud“ kann man das Antriebssystem auf die äußeren Bedingungen wie beispielsweise Schnee oder Matsch einstellen. Der Allradantrieb hinterlässt einen nachhaltig guten Eindruck. Die Bdenfreiheit von 21 Zentimeter lässt es zu, auch mal über tieferere Löcher zu fahren, ohne Gefahr zu laufen, mit dem Unterboden aufzusetzen.

Allrad mit 218 PS, Frontantrieb mit 204 PS

Mit seiner Leistung von 218 PS und einem maximalen Drehmoment von rund 337 Nm ist der Solterra (ab 57.490 Euro) als auch der bZ4X (ab 57.390 Euro) ausreichend gut motorisiert, um es auch mal etwas sportlicher angehen zu lassen. In 6,9 Sekunden sprintet er auf Tempo 100, die Spitzengeschwindigkeit endet bei 160 Kilometer. Das ist alles ordentlich, fühlt sich bei den Testfahrten auch gut an.

Doch der Solterra wie auch der bZ4X sind keine sportlichen SUVs, wollen es auch gar nicht sein. Ihre Höhe von 1,65 Meter merkt man ihnen bei schnellen Lastwechseln an. Sie lassen sich zwar souverän durch einen Pylonenparcours steuern, doch ob ihrer Karosserieform kommt es dann doch zu Wankbewegungen. Die sind dank der gut regelnden Assistenzsysteme zwar nicht kritisch, aber zeigen auf, dass diese beiden Modelle eher für das komfortable Cruisen gemacht sind – oder für den Ausflug ins leichte Gelände.
Die Kapazität der Batterie liegt bei 71,4 kWh – und die sollen gut sein für eine elektrische Reichweite von je nach Ausstattung bis zu 466 Kilometer. Der Verbrauch wird mit 16-17,9 kWh angegeben.

Toyota mit Frontantrieb hat 204 PS

Der Toyota bZ4X ist das erste reine E-Auto der Japaner. Foto: Toyota

Der Toyota bZ4X hat mit Frontantrieb eine Leistung von 204 PS (ab 47.490 Euro) und kommt auf ein maximales Drehmoment von 265 Nm. Als Verbrauch werden je nach Ausstattung zwischen 14,4 und 16,7 kWh angegeben, die Reichweite liegt bei bis zu 513 Kilometern. Geladen werden kann der Solterra als auch der bZ4X mit einer Ladeleistung von bis zu 150 kW. Damit kann der Akku in 30 Minuten von 0 auf 80 Prozent an einem Schnelllader aufgeladen werden. Ido verspricht, dass man die maximale Ladeleistung über eine längere Zeitspanne halten würde. Am Onboard-Charger kann nach einem Sopftware-Update nun auch mit 11 kW geladen (6,5 Stunden) werden. Die Ladeleistung soll dabei über eine längere Zeitspanne auf einem hohen Niveau geladen werden, so Ido.

Der Eindruck, den beide E-SUVs hinterlassen, ist stimmig. Wer ein SUV mit ausreichend Reichweite und einem hohen Maß an Komfort wünscht, der ist mit beiden Modellen gut beraten. Ob es Allrad ist, muss jeder für sich entscheiden. Angesichts der Klientels von Subaru stellte sich diese Frage für die Marke indes nicht. Die Kundschaft von Subaru verlangt nach Allradantrieb. Bei Toyota erwartet man, dass sich das Gros der Käuferinnen und Käufer für den Frontantrieb entscheiden.

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