Nein, dass geht wirklich nicht. Ein Rolls-Royce von der Stange ist zu banal. Dann lässt man sich doch lieber sein Luxusgefährt nach eigenen Wünschen gestalten, sofern man dafür das nötige Kleingeld hat.
Der Eintritt in den exklusiven Klub der Rolls-Royce-Besitzer kostet mindestens eine Viertelmillionen Euro. Im letzten Jahr wurden erstmals mehr als 6.000 Modelle weltweit verkauft, genau 291 Auto mit der „Emily“ neu in Deutschland zugelassen, 130 mehr als 2021.
Doch kaum eine der edlen Karossen verlässt für diesen Einstiegskurs den Werkshof. Die Engländer sprechen nicht über den durchschnittlichen Preis ihrer Modelle. Dennoch steht fest, dass die Millionengrenze nicht selten überschritten wird. Vor allem dann, wenn Kunde ein Auto haben will, dass es nicht ein zweites Mal auf der Welt gibt, also ein Unikat ist.
Maßgeschneiderte Modelle
Das ist nicht selten, weshalb der Geschäftszweig blüht, der genau diese Zeitgenossen im Blick hat. Diese ganz besondere Abteilung nahe dem heimatlichen Hauptquartier in Goodwood liefert gegen eine entsprechende Gebühr nahezu alles, was einen Rolls einzigartig macht und später auf dem Parkplatz des Polo-Clubs kein zweites Mal zu finden ist. „Bespoke“ nennt Rolls Royce die so entstehenden Modelle. Das steht für „maßgeschneidert“ und stammt ursprünglich aus der Welt der Mode. Die exklusive Schneiderei verhindert zum Beispiel, dass die feine Dame auf dem Wohltätigkeitball einer Rivalin im gleichen Outfit begegnete.
Dabei gilt für das „Bespoke“-Team: Auch mit einem extra-dicken Scheck gibt es aus Sicherheitsgründen keine technischen Eingriffe beim ursprünglichen Serienmodell, nicht erfüllt werden auch Sonderwünsche, die gegen die guten Sitten verstoßen. Schließlich muss die 104 gegründete Auto-Ikone auf ihren legendären Ruf achten. Was die „Bespoke“-Designer auf die Räder stellen können, zeigt ein besonderes Exemplar des sechs Meter langen Phantom, das den Beinamen Syntopia trägt. Es entstand in Zusammenarbeit mit der niederländischen Modedesignerin Iris van Herpen. „Jedes Kleidungsstück, das ich entwerfe, ist ein Unikat, maßgeschneidert auf die individuellen Maße meiner Kunden, genau wie jeder Rolls-Royce“, erklärt sie.
995 Sterne für den Himmels-Effekt
Der Innenraum ist geprägt von Mustern und Formen aus der Natur wie dem „Sternenhimmel“ aus einem Stück feinem Leder. 300 Arbeitsstunden hat es gedauert, die 162 gläsernen Blütenblätter auf ihm anzubringen. Für den Himmels-Effekt sorgen 995 funkelnde Glasfaser-Sterne, die sich optisch von hinten nach vorn bewegen. Ergänzt wird das Ganze durch ein beleuchtetes Muster, das an eine Reifenspur oder ein Skelett erinnert. Dieses Element zieht sich nach vorn in eine Art Ausstellungsfläche vor dem Beifahrersitz und endet schließlich auf der Motorhaube.
Extravagant auch die Lackierung, die je nach Sonneneinstrahlung die Farben Blau, Violett, Magenta und Gold penibel in Gleichklang bringt und zudem schimmernde Glaspartikel enthält. Allein das Auftragen der verschiedenen Schichten dauerte mehrere Monate. Das Einzelstück Phantom Syntopia ist für einen nicht genannten Besitzer reserviert, an den es im Mai geliefert werden soll. Um wen es sich handelt und wie viel Euro, Dollar oder saudische Riyal nach Goodwood geflossen sind, bleibt ein Geschäftsgeheimnis. Genau wie die Zahl der Bespoke-Kunden überhaupt. (SP-X)