«Ora ist eine Lifestylemarke»

Ora-Deutschlandchef Jens Schulz

«Ora ist eine Lifestylemarke»
Jens Schulz ist Geschäftsführer von Ora in Deutschland. © Ora

Das Funky Cat ist das erste Modell des chinesischen Herstellers Ora auf dem deutschen Markt. Deutschlandchef Jens Schulz spricht über die Positionierung der Marke, den Preis und den Aufbau des Händlernetzes.

Die zum Autobauer Great Wall Motors gehörende Marke Ora wird im Januar mit dem Funky Cat das erste Modell auf den deutschen Markt bringen. Das kompakte Elektroauto wird gleich zum Marktstart in zwei Batteriegrößen angeboten. Die Akkugrößen liegen bei 48 kWh und 63 kWh und erlauben Reichweiten von 300 beziehungsweise bis zu 420 Kilometer.

«Wir gehen davon aus, dass beide Batteriegrößen nachfragt sein werden: die kleinere Batterie aus preislichen, die größere aus Reichweitengründen. Wir gehen aber von einem leicht größeren Anteil der kleinen Batterie an den Verkäufen aus. Die Planungen sind hier 60:40», sagte der Geschäftsführer von Ora Deutschland, Jens Schulz, im Interview mit der Autogazette.

Ora plant mit 200 Händlern

Wie Schulz sagte, sei es natürlich eine Herausforderung, auf dem hartumkämpften deutschen Automarkt eine Marke neu einzuführen. Er zeigte sich aber optimistisch, dass er Ora sehr schnell auf dem deutschen Markt bekannt machen kann. «Ein Grund für die Zuversicht ist, dass wir mit der Ora-Mutter Great Wall Motors nicht nur einen bekannten Hersteller vertreten, sondern wir auch über ein gutes Händlernetz verfügen.»

Insgesamt sollen 200 Händler die Marke in Deutschland vertreten. Schulz plant, die Ora in Deutschland als Lifestyle-Marke zu positionieren. Es sollen Kundinnen angesprochen werden, die offen für Innovationen sind.

«Januar stehen die ersten Fahrzeuge in Showrooms»

Das Funky Cat von Ora wird mit zwei Batteriegrößen angeboten. Foto: Ora

Autogazette: Herr Schulz, mit dem Ora Funky Cat bringen Sie das erste Modell des chinesischen Herstellers Ora in Deutschland auf den Markt. Wann erfolgt der Marktstart?

Jens Schulz: Im Januar stehen die ersten Fahrzeuge in den Showrooms der deutschen Ora-Händler, und wir starten zügig danach auch mit den Auslieferungen der ersten Kundenfahrzeuge.

Autogazette: Wie schwierig ist es, eine Marke auf dem hartumkämpften deutschen Automarkt einzuführen, die gänzlich unbekannt ist?

Schulz: Natürlich ist es eine große Herausforderung, von Null zu starten – aber auch eine große Chance. Wir sind fest davon überzeugt, dass wir mit einem guten Produkt gute Chancen haben, sehr schnell auf dem deutschen Markt bekannt zu werden. Ein Grund für die Zuversicht ist, dass wir mit der Ora-Mutter Great Wall Motors nicht nur einen bekannten Hersteller vertreten, sondern wir auch über ein gutes Händlernetz verfügen. Diese Händler spielen eine wichtige Rolle bei der Strategie für den deutschen Markt.

«Bereits 150 Händler unter Vertrag genommen»

Autogazette: Ora wird über die Emil Frey Gruppe vertrieben, die in Deutschland Mitsubishi anbietet. Wird das Fahrzeug über alle Mitsubishi-Händler vertrieben?

Schulz: Wir planen mit insgesamt 200 Standorten. Derzeit haben wir bereits 150 Händler unter Vertrag genommen. Bis zum ersten Halbjahr 2023 wollen wir alle Standorte besetzt haben. Ein Großteil davon sind selbstverständlich langjährige Mitsubishi-Partner.

Autogazette: Wie viele Mitsubishi-Händler sind denn unter den 150?

Schulz: Am Ende werden von den 200 Partnern etwa 60 bis 70 Prozent auch Mitsubishi-Händler sein.

Autogazette: Wonach haben Sie sich bei der Auswahl der Händler gerichtet? Spielte da auch die Nähe zu einer Großstadt eine Rolle?

Schulz: Bei der Auswahl des Marktes spielt die Größe nur eine Rolle. Wichtig ist aber auch, wie die Verbreitung mit Elektroautos in den Regionen ausschaut, hier insbesondere die Verbreitung von kompakten E-Modellen. Bei der Auswahl der Partner spielen neben persönlichen auch räumliche Aspekte eine Rolle. Daneben ist es wichtig, dass der Händler bereits Erfahrungen mit der Elektromobilität hat. Aber natürlich ist die Nähe zur Großstadt wichtig, da es hier ein größeres Potenzial gibt.

«Werden beide Batterien zeitgleich anbieten»

Das Design des Ora Funky Cat ist ansprechend. Foto: Ora

Autogazette: Sie bieten den Ora Funky Cat mit kleiner Batterie für rund 39.000 Euro an. Welcher Preis ist für die größere Batterie zu erwarten?

Schulz: Mit der 48 kWh-Batterie starten wir in der Grundausstattung bei 38.990 Euro, von denen die staatliche Förderung noch einmal abgezogen werden kann. Die 63 kWh-Batterie bieten wir ab der mittleren Ausstattungslinie an; sie wird ab 44.490 Euro (vor Förderung) erhältlich sein.

Autogazette: Sie werden die 48 kWh und die 63 kWh starke Batterie zeitgleich anbieten?

Schulz: Wir werden beide Batterien zeitgleich anbieten.

Autogazette: Für welche Batterie erwarten Sie die größere Nachfrage?

Schulz: Wir gehen davon aus, dass beide Batteriegrößen nachfragt sein werden: die kleinere Batterie aus preislichen, die größere aus Reichweitengründen. Wir gehen aber von einem leicht größeren Anteil der kleinen Batterie an den Verkäufen aus. Die Planungen sind hier 60:40.

«Wir kommen mit einem qualitativ hochwertigem Produkt»

Autogazette: Wenn man sich den Einstiegspreis von unter 40.000 Euro anschaut, dann sind sie damit leicht teurer als ein Opel Corsa-e oder ein Peugeot e-208. Ist dieser Preis für einen Newcomer nicht arg selbstbewusst?

Schulz: Wir kommen mit einem qualitativ hochwertigen Produkt mit einer guten Ausstattung bereits in der Basisvariante und einer sehr guten Sicherheit auf den Markt, wie die 5 Sterne im EuroNCAP zeigen. Betrachtet man den Preis ausstattungsbereinigt, sind wir sehr wettbewerbsfähig. Gerade im kompakten Elektro-Segment. Sie sprechen zwei Fahrzeuge an, die kleiner als unser Auto sind. Wenn Sie uns mit Wettbewerbern mit einer Länge um die 4,25 Meter vergleichen, sind wir sehr, sehr wettbewerbsfähig.

Autogazette: Wen sehen Sie als Kernwettbewerber?

Schulz: Sicherlich zielen wir auf den VW ID.3 ab, aber auch auf den Mini oder den Hyundai Kona. Das sind unsere Hauptwettbewerber.

Autogazette: Warum sollte ich mich für einen Ora und nicht für einen VW ID.3 entscheiden?

Schulz: Der Ora Funky Cat ist ein Fahrzeug für alle, die offen sind für etwas Neues. Es ist ein Auto für Kunden, die etwas Innovatives wollen und die Lust haben auf digitale Features. Denen bieten wir ein Auto mit einer Topwertung im EuroNCAP – und eine tolle Usability. Der Ora verfügt über eine Sprachsteuerung, die nicht nur tadellos funktioniert, sondern viele Funktionen bietet, die die Mitbewerber nicht haben – zum Beispiel das Öffnen der Heckklappe oder das geschwindigkeitsabhängige Öffnen der Seitenfenster. Es gibt kaum ein Fahrzeug auf dem Markt – vielleicht in der Oberklasse – die ähnliche Funktionalitäten bei der Sprachsteuerung hat wie der Ora Funky Cat.

«Wir wollen alle Zielgruppen erreichen»

Der Sprachassistent ist eine der Besonderheiten des Ora Funky Cat. Foto: Ora

Autogazette: Ist die Digitalisierung – hier insbesondere die Sprachsteuerung – das USP der Marke Ora?

Schulz: Es ist ein USP neben der umfangreichen Sicherheitsausstattung und dem retrofuturistischen Design des Ora Funky Cat.

Autogazette: Welches Klientel sprechen Sie mit dem Ora Funky Cat an? Vor allem jüngere Kunden, die Wert auf digitale Features legen?

Schulz: Ich weiß gar nicht, ob digitale Features nur jüngere Menschen ansprechen. Wir wollen alle Zielgruppen erreichen, die Lust an so etwas haben. Es hat nicht primär etwas mit dem Alter zu tun. Es geht um Offenheit Innovationen gegenüber. Ora ist eine Lifestylemarke, so werden wir uns auch im kommenden Jahr in der Kommunikation präsentieren.

Autogazette: Die Ladeleistung an einem Schnelllader liegt bei 67 kW? Ist das für ein neues Auto denn noch zeitgemäß?

Schulz: Wir sind der Auffassung, dass das für die allermeisten unserer Kunden mehr als ausreichend ist. Der Ora Funky Cat wird ein Fahrzeug sein, das vor allem im urbanen Raum gefahren wird. Die wenigsten Menschen haben die Anforderung, täglich mehrere Hundert Kilometer zu fahren. Die tägliche Fahrleistung liegt in Deutschland bei täglich knapp 40 Kilometer.

«Werden eine gute Verfügbarkeit haben»

Das Ora Funky Cat fährt mit einem schicken Design vor. Foto: Ora

Autogazette: Welche Absatzerwartung haben Sie für 2023? Es war zu hören, dass sie sich 6000 Fahrzeuge sichern konnten?

Schulz: Das ist unsere Zielsetzung für das erste Jahr, vielleicht ist es sogar eine leicht konservative Planung. Wir sind überzeugt, dass wir das erreichen können.

Autogazette: Sollte die Nachfrage doch größer sein, könnten Sie auch noch weitere Fahrzeuge bekommen?

Schulz: Ja, das wäre möglich. Wir werden im Importlager in Bremerhaven als auch bei unseren Händlern eine gute Verfügbarkeit haben. Damit werden wir die Kundenwünsche schnell erfüllen können. Wenn ein Fahrzeug extra gebaut werden muss, ist mit Lieferzeiten von drei bis fünf Monaten zu rechnen. Unser Vorteil ist, dass Great Wall über eine eigene Batteriefertigung verfügt. Das ist perspektivisch für uns hochinteressant.

Autogazette: Die Kaufprämie für E-Autos wird im kommenden Jahr auf 4500 Euro gesenkt. Erwarten Sie einen Nachfrageeinbruch?

Schulz: Mit dem Jahreswechsel erwarten wir keine reduzierte Nachfrage. Die Zuwachsraten werden auch im kommenden Jahr sichtbar bleiben. Wir werden den Auslauf der gewerblichen Förderung zum 31. August haben, was im Vorfeld zu einem Run der Nachfrage führen wird. Ende des Jahres wird es dann auch noch Privatkunden geben, die sich die volle Förderung sichern wollen, bevor sie 2024 nochmals sinkt.

«In 2024 wird es einen kompakten SUV geben»

Autogazette: Was für ein Modell kommt nach dem Ora Funky Cat?

Schulz: Es wird im zweiten Halbjahr 2023 ein weiteres Modell geben. Vorgestellt wurde es bereits auf der Paris Motorshow. Es wird eine sportliche und coupehafte Limousine sein, die unter dem Concept Namen The Next Ora Cat vorgestellt wurde. In 2024 wird es dann einen kompakten SUV geben. Ich bin zuversichtlich, dass wir mit diesen Fahrzeugen das Volumen schnell in einen fünfstelligen Bereich steigern können.

Das Interview mit Jens Schulz führte Frank Mertens

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