Aus für Kaufprämie: Unfassbarer Vertrauensbruch für Kunden

Kein verlässlicher Übergang

Aus für Kaufprämie: Unfassbarer Vertrauensbruch für Kunden
Die Vorbehalte sind groß - doch wer einmal ein E-Auto hat, will nicht mehr zurück. © dpa

Das abrupte Ende der Kaufprämie für Elektroautos hat für Kritik gesorgt. Sie kommt nicht nur aus der Branche, sondern auch von der SPD.

Die Bundesergierung hat mit einem Ende für die Kaufprämie für Elektroautos schneller reagiert als angenommen. Mit Ablauf des Sonntags können bei dem dafür zuständigen Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) keine neuen Anträge mehr für den Umweltbonus gestellt werden.

Bereits zugesagte Förderungen sind nicht betroffen und werden gezahlt. Anträge, die noch bis einschließlich 17. Dezember 2023 beim Bafa eingegangen sind, werden in der Reihenfolge ihres Eingangs weiterbearbeitet.

Kritik an Übergangsfristen bei SPD

Kritik ab dem abrupten Ende der Kaufüprämie kommt auch aus der SPD-Bundestagsfraktion. Dort steht man zwar zum vorzeitigen Auslaufen der Förderung. «Wir empfinden den am Samstag kurzfristig verkündeten Förderstopp zum 17.12. jedoch als äußerst unglücklich», teilten drei stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende der dpa mit.
Klimaschutzminister Robert Habeck (Grüne) müsse einen verlässlicheren Übergang organisieren. Die Fraktionsvizes Detlef Müller, Matthias Miersch und Verena Hubertz erklärten: «Die Bürgerinnen und Bürger erwarten lebensnahe Übergangsfristen von politischen Entscheidungsträgern. Die meisten Menschen müssen bei der Anschaffung eines neuen Pkws sehr genau rechnen, wie sie sich das leisten können, und haben die Prämie sicher eingeplant.»

ZDK spricht von Vertrauensbruch

Auch der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) kritisierte das abrupte Förderende. «Das ist ein unfassbar großer Vertrauensbruch für mehrere Zehntausend Kundinnen und Kunden, die ihre E-Fahrzeuge bestellt haben unter der Voraussetzung, dass die Fördersumme fließt», sagte ZDK-Präsident Arne Joswig laut Mitteilung. «Das Mindeste wäre, den Umweltbonus bis zum Jahresende laufen zu lassen und gleichzeitig in Abstimmung mit Ländern und Kommunen dafür zu sorgen, dass bis zum 31.12.2023 Zulassungsstellen geöffnet bleiben, um Zulassungen vornehmen zu können.»

Die Verbraucherzentralen hatten das frühere Ende der Kaufprämien zwar grundsätzlich begrüßt. «Kaufprämien waren kurzfristig wichtig, um die Verbreitung von Elektroautos anzukurbeln», sagte die Mobilitätsexpertin des Bundesverbands, Marion Jungbluth, der Deutschen Presse-Agentur. Langfristig könne das Markthochlaufen aber nicht auf Kosten der Steuerzahler finanziert werden. «Es muss jedoch sichergestellt werden, dass mindestens alle eine Prämie erhalten, die ihr E-Fahrzeug bereits im Vertrauen auf die Förderung bestellt haben.» Dafür müsse die Bundesregierung das Kaufdatum zum entscheidenden Faktor machen.

Auch der ADAC kritisierte das Verfahren, die Förderzusage erst bei der Zulassung zu machen, statt beim Kauf. Für Verbraucher, die ein E-Fahrzeug bestellt hätten, es aber vor dem 17. Dezember nicht zulassen könnten, sei die Entscheidung besonders bitter, weil sie den Umweltbonus einkalkuliert hätten.

Einigung wurde am Mittwoch erzielt

Die Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP hatte am vergangenen Mittwoch eine Einigung darüber erreicht, wie nach dem Haushaltsurteil des Bundesverfassungsgerichts Milliardenlöcher gestopft werden. Das betrifft den Kernhaushalt sowie den Klima- und Transformationsfonds (KTF), aus dem auch die Förderung für E-Autos finanziert wird. Ursprünglich sollte die E-Auto-Förderung laut Ministerium Ende 2024 auslaufen – oder vorher, wenn die Mittel aufgebraucht sind.

Um den Absatz anzukurbeln, hatte die damalige Bundesregierung 2016 eine Kaufprämie beschlossen. Laut Mitteilung des Wirtschafts- und Klimaschutzministeriums vom Samstag wurden seitdem etwa zehn Milliarden Euro für rund 2,1 Millionen Elektrofahrzeuge ausgezahlt. Das Förderprogramm sei sehr erfolgreich gewesen und habe die Elektromobilität in Deutschland entscheidend vorangebracht.

Nach Bafa-Angaben sind in diesem Jahr bislang rund 376 000 Anträge für elektrisch-betriebene Fahrzeuge eingegangen und 2,4 Milliarden Euro ausgezahlt worden. Die Zahl der beantragten Fahrzeuge ist im Vergleich zu 2022 gesunken. Dies liegt daran, dass seit dem 1. Januar 2023 ausschließlich batterie- und brennstoffzellenbetriebene Fahrzeuge gefördert werden und keine Hybridfahrzeuge mehr. Außerdem können seit dem 1. September nur noch Privatpersonen einen Antrag für den Umweltbonus stellen. So waren 2022 für 820 000 Fahrzeuge noch 3,4 Milliarden Euro bewilligt worden.

Wirtschaftsministerum weist Kritik zurück

Das Wirtschaftsministerium wies am Sonntag Kritik am schnellen Ende zurück. «Wir wissen, dass es für jene, die auf die Förderung gehofft hatten, eine missliche Situation ist. Aber leider war diese Entscheidung notwendig, weil nicht mehr ausreichend Geld zur Verfügung steht, um Anträge, die nach dem Sonntag eingehen, noch berücksichtigen zu können», hieß es.

Wie aus Kreisen des Ministeriums verlautete, sind die Mittel für 2023 aufgebraucht. Die noch für 2024 angesetzten 209 Millionen Euro reichen wohl nur noch aus, wenn die Förderung mit sofortiger Wirkung ausläuft. Nach dpa-Informationen gehen täglich rund 1400 Anträge zur Prüfung ein bei einer durchschnittlichen Förderung von 4000 Euro. Jeder weitere Tag der Antragstellung könnte den Steuerzahler damit etwa 5,6 Millionen Euro kosten. Bei einem Antragstopp zum Jahresende wären demnach noch Mittel von etwa 80 Millionen Euro nötig gewesen.

Absatzeinbruch befürchtet

Der verkehrspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Thomas Bareiß, befürchtet, das Förderende werde die jetzt schon schleppenden Verkaufszahlen bei E-Autos zum Absturz bringen. Viele Menschen würden sich in Zukunft wieder für einen Verbrenner entscheiden. Die Ampel-Regierung gebe ihre Ziele zur Verkehrswende damit endgültig auf. «Für die deutsche Automobilbranche und die über 700 000 Beschäftigten ist das ein weiterer schwerer Dämpfer.»

«Mit der Haushaltskrise fährt nach unserer Einschätzung die Autoindustrie in Deutschland in eine Elektroautokrise», sagte Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer. Er rechnet 2024 mit einem Rückgang von bis zu 200 000 Elektroauto-Verkäufen in Deutschland. E-Autos seien ohne Förderung für Neuwagenkäufer deutlich zu teuer. Der ADAC monierte, auf dem deutschen Markt seien nur drei Fahrzeuge unter 30 000 Euro verfügbar. «Hersteller müssen zusätzlich das Angebot an günstigeren Fahrzeugen erhöhen», sagte eine Sprecherin.

Bereits nach dem Auslaufen der Förderung für Gewerbekunden Ende August war die Nachfrage nach E-Autos deutlich eingebrochen. Nach Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) gab es im November nur noch 44.942 Neuzulassungen von reinen Elektroautos. Das ist im Vergleich zum Vorjahresmonat ein Einbruch von 22,5 Prozent. E-Autos kamen damit auf einen Anteil von 18,3 Prozent an den Neuzulassungem. (FM/dpa)

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