Dacia Jogger: Ideal für die Familie

Extreme TCe 110

Dacia Jogger: Ideal für die Familie
Der Dacia Jogger bietet optional Platz für bis zu sieben Personen. © Axel F. Busse

Wer mit schmalem Budget einen Neuwagen sucht, wird bei vielen Herstellern gar nicht mehr fündig, denn Kleinwagen werfen nur geringe Margen ab. Wie man ein geräumiges Auto für kaum mehr als 20.000 Euro baut, zeigt Dacia mit seinem Jogger.

Die Anti-Status-Kampagne des rumänischen Herstellers war ein echtes Schelmenstück, aber sie hat ihre Wirkung nicht verfehlt: Ganz heimlich, still und leise ist Dacia zu einer der erfolgreichsten Importmarken in Deutschland aufgestiegen und hat im Jahr 2022 deutlich mehr Autos verkauft als zum Beispiel Citroën, Mazda oder Peugeot. Das Modell Jogger sticht dabei heraus, denn einen Siebensitzer hat in dieser Preisklasse kein Wettbewerber zu bieten.

In diesem Test waren wir mit der Topausstattung„Extreme“ unterwegs, das durch eigenwillige Designmerkmale auffällt sowie durch eine erstaunlich umfangreiche Ausstattung. Längst vorbei sind die Zeiten, als Händler bei der Abfrage gewünschter Optionen „nicht lieferbar“ antworten mussten. Nur mit der Antriebs-Vielfalt haperte es zunächst noch etwas, denn zum Start war der Jogger lediglich mit einem 110 PS starken Dreizylinder-Benziner zu haben, der auch das Testfahrzeug antrieb.

Revival für Ausstellfenster

Optisch ansprechend: das Cockpit des Dacia Jogger. Foto: Axel F. Busse

In der Safarigrün-Sonderlackierung gibt der fünftürige Jogger den kernigen Naturburschen, die schwarz abgesetzten Radläufe vermitteln einen Hauch von SUV. Der Karosserie-Zuschnitt ist eher der einen Hochdach-Kombis (die Dachreling endet bei 1,67 Metern) und die Scheiben zwischen C- und D-Säule sind sogar in der etwas aus der Mode gekommenen Variante von Ausstell-Fenstern zu haben. Hervorzuheben sind außerdem die Bügelgriffe für die Türen, die bessere Handhabung versprechen als zum Beispiel die Klappgriffe eines Dusters.

Dass 4,55 Meter Außenlänge einen Radstand von fast 2,90 Metern hergeben, spricht für eine gelungene Raumaufteilung. Die Kabine bietet vor 1,40 Meter Breite für die Insassen, dahinter immerhin 1,37 Metern und sogar die zwei Passagiere auf den klappbaren Sitzen der dritten Reihe (Aufpreis 1000 Euro) haben pro Person nahezu genauso viel Bewegungsfreiheit wie die vor ihnen Sitzenden. Mit zwei Handgriffen ist ein Teil der mittleren Reihe so gefaltet, dass der Zustieg dorthin einigermaßen stressfrei funktioniert. Das Innenraum-Konzept überzeugt also.

Leichtbau spart Kraftstoff

Was man von den verwendeten Materialien nicht so uneingeschränkt sagen kann. Schelte hat Dacia dennoch nicht verdient, denn großflächig verbaute Hartplastikteile findet man heute auch bei weitaus teureren Pkw vor. Doch Bemühen um Wohnlichkeit ist erkennbar und manifestiert sich in stoffbezogenen Bereichen des Armaturenbretts und der Armlehnen. Das Gepäckabteil ist bei Standard-Bestuhlung 607 Liter groß und lässt sich bis auf 1819 Liter erweitern. Erfreulich niedrig ist die Ladekante mit 62 Zentimetern, nur sollte man beim Parken auf einen guten Meter Abstand zum Hintermann achten, weil sonst die große Klappe nicht vollständig geöffnet bzw. der Frachtraum beladen werden kann. Einzig das Gewicht der möglichen Zuladung gibt zu denken: Die sieben Passagiere dürften jeweils nur 63,5 kg wiegen und Gepäck ist dann auch nicht mehr drin.

Gleichzeitig ist die Karosserie ein Beispiel für geglückten Leichtbau. Nur 1251 Kg bringt der fahrfertige Jogger auf die Waage, was dem Hersteller erlaubte, an der Hinterachse Trommelbremsen zu montieren. Fehlende Pfunde sind gut für den Verbrauch und da nimmt der sparbewusste Kunde schon mal in Kauf, dass die Türen beim Zuschlagen nicht so satt klingen, wie man es vielleicht gernhätte. Sparsamer Umgang mit Dämm-Material führt dazu, dass man den Dreizylinder beim Beschleunigen kräftig grummeln hört, bei geringer Last ist das Pfeifen des Turboladers zu hören. Zu laut ist es in der Kabine allerdings nicht – gemessen wurden bei 100 km/h nur 62 dB, was im Durchschnitt liegt.

Nah an der Werksangabe

Der Dacia Jogger ist ein ideales Auto für Familien. Foto: Axel F. Busse

Als nicht ganz praxisgerecht ist im Alltagsbetrieb die Schaltempfehlung im Hauptdisplay anzusehen. Bei Tempo 35 und 1700 Touren auf dem Drehzahlmesser bereits in den 4. Gang schalten zu sollen, macht das Vorankommen eher mühsam, zumal der Motor sein Drehmoment-Maximum von 200 Nm erst bei 2900 U/min erreicht. Der Sechsgang-Schaltung fehlt es nicht an Präzision, sie fühlt sich aber etwas hölzern an. Der Federungskomfort ist frei von Auffälligkeiten, aber die vorderen Sitze könnte etwas mehr Seitenhalt bieten.

Angesichts einer Differenz von nur 0,5 Litern zwischen Werksangabe und tatsächlichem Verbrauch (6,2 L/100km), darf das Wirtschaftlichkeits-Versprechen des Joggers als erfüllt gelten. Eine erhebliche Abweichung leistete sich der Testwagen dafür an anderer Stelle: Der Hersteller gibt die Höchstgeschwindigkeit mit 183 km/h an, was für ein Multi-Purpose- und Familienauto sicher ausreichend ist. Der Testwagen nahm sich hingegen gefühlte drei Kilometer Anlauf, um dann bei GPS-gemessenen 161 km/h den Vorwärtsdrang einzustellen.

Weitaus erfreulicher ist es, das Preis-Leistungsverhältnis zu begutachten. Für 21.150 Euro bringt der Jogger Extreme Klimaautomatik, elektrische Außenspiegel, Regensensor, Alufelgen, Rückfahrkamera, Toter-Winkel-Warner, Tempomat, Einpark-Sensoren vorn und hinten, Sitzheizung vorn und sogar ein Multimedia-System inklusive Navigation mit. Nur der Hand-Free-Schlüssel hat noch immer keine Öse, um ihn an einem Bund befestigen zu können.

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Axel F. Busse
Axel F. Busse ist gelernter Redakteur, sein kommunikations-wissenschaftliches Studium absolvierte er an der FU Berlin. Nach Tätigkeiten bei Tageszeitungen, wo er sich mit Auto- und Verkehrsthemen beschäftigte, arbeitet er seit 2003 als freier Autor ausschließlich in diesem Bereich. Außer für die Autogazette schreibt er für verschiedene Online- und Printmedien.

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