Mercedes Sprinter 4×4: Kasten mit Vorwärtsdrang

Mercedes Sprinter 4×4: Kasten mit Vorwärtsdrang
Der aus der E-Klasse bekannte OM-654-Diesel sorgt im Allrad-Sprinter mit 190 PS für souveränen Vortrieb. © SP-X

Nutzfahrzeug war gestern. Variabler Allrad, 190-PS-Diesel und Neun-Stufen-Automatik stammen beim Mercedes Sprinter 4×4 aus dem Pkw-Regal.

Einen Mercedes Sprinter stellt man sich natürlich groß vor. Aber in der fast sechs Meter langen Reisebus-Version Tourer ist alles noch ein wenig größer. Auf dem Dach hat Mercedes einen Klimakasten platziert, untenherum ein zum Modelljahr 2022 neu eingeführtes Allradsystem. Letzteres hebt die Insassen fast auf Augenhöhe mit Brummifahrern und außerdem elegant über manche Unebenheit hinweg. Darüber hinaus wartet der erfreulich moderne Sprinter mit einigen aus der Pkw-Welt von Mercedes übernommenen Lösungen auf. Dies macht ihn unter anderem für größere Wohnmobile zu einer interessanten Basis.

Ein wenig Klettererfahrung kann beim Einstieg nicht schaden. Auf dem gut anliegenden Gestühl fühlt man sich wohl, auch auf langen Strecken. Der Arbeitsplatz ist zwar von nutzfahrzeugtypischem Pragmatismus geprägt, doch werten Details aus der Pkw-Welt von Mercedes das Cockpit auf. Unter anderem ist ein Lederlenkrad mit vielen Bedientasten verfügbar sowie im Kombiinstrument ein fein auflösendes Farbdisplay.

Detaillierte Kartengrafik im Navigationssystem

Statt digitalem Tacho gibt es einen kleinen Extra-Bildschirm. Foto: SP-X

Attraktiv ist der von chromumrandeten Belüftungsdüsen flankierte 10,25-Zoll-MBUX-Touchscreen. Das System arbeitet rechenstark und reaktionsschnell. Besonders gewinnend ist die Navigation mit ihrer detaillierten Kartengrafik und Echtzeit-Verkehrsinformationen. Etwas bescheiden klingt hingegen der Sound des Audiosystems. Immerhin kann man alternativ zum DAB-Radio auch Online-Streamingdienste oder auf dem Handy gespeicherte Musik hören.

Der aus der E-Klasse bekannte OM-654-Diesel sorgt im Allrad-Sprinter mit 190 PS sowie 450 Newtonmeter für einen erfreulich souveränen Vortrieb. Der Selbstzünder mitsamt der sanft schaltenden Neun-Stufen-Automatik ist die einzig verfügbare Antriebskombination für die 4×4-Version. Anders als bei früheren Allrad-Lösungen für den Sprinter setzt die Mercedes-eigene Technik auf eine variable Kraftverteilung zwischen den Achsen per elektronisch geregelter Lamellenkupplung. Die bisher starre Kraftverteilung von 35 zu 65 gehört ebenso wie die Getriebeuntersetzung der Vergangenheit an.

Spritverbrauch wird schnell zweistellig

Platz für Passagiere ist reichlich vorhanden. Foto: SP-X

Dank seiner deutlich höhergelegten Karosserie bietet der 4×4-Sprinter zudem reichlich Bodenfreiheit. Dennoch ist der 4×4-Sprinter nicht nur ein Typ fürs Grobe. Trotz eines auf hohe Nutzlast ausgelegten Fahrwerks kommen Komfort und Fahrstabilität nicht zu kurz. Flott gefahrene Autobahntouren lassen sich entspannt abspulen. Trotz des hohen Aufbaus ist er auch in Kurven kein wankelmütiger Typ. An das feine und komfortable Pkw-Niveau einer V-Klasse reicht der Sprinter allerdings nicht heran. Zudem ist man mit dem Maxi-Mercedes nicht sehr sparsam unterwegs. Wird der Tempomat auf 120 km/h gesetzt, steigt der Spritverbrauch bereits auf zweistelliges Niveau. Die mächtige Stirnfläche und die 4×4-Technik fordern ihren Tribut. Wem der Spritverbrauch egal ist, kann auch 160 km/h schnell fahren.

Kommen ein paar Extras wie LED-Scheinwerfer, Hochdach, beheizbare Frontscheibe und Fernlichtassistenz hinzu, kann der Tourer 4×4 leichthin sechsstelliges Niveau erklimmen. Selbst für die günstigste 4×4-Version als Fahrgestell mit Einfachkabine werden bereits rund 52.000 Euro (netto) fällig. Wer in die Welt des Sprinters eintauchen will, muss sich daran gewöhnen, in etwas größeren Dimensionen zu denken. (SP-X)

Keine Beiträge vorhanden