Autos über vier Meter zählen fast schon zu den Kompakten. Der offiziell „kleine“ Skoda Fabia lockt mit einem optimalen Platzangebot.
Stolze 4,11 Meter misst dieses Testauto, das von Skoda selbst auf seiner Website als „Kleinwagen“ beworben wird. Tatsächlich zählt der Fabia offiziell zu dieser Fahrzeugklasse, und befindet sich dabei in bester Gesellschaft mit dem Schwestermodell VW Polo, aber auch Fahrzeugen wie dem Opel Corsa, dem Ford Fiesta, dem Hyundai i20 oder dem Peugeot 208. Vor 20 Jahren wäre das noch veritable Kompaktklasse gewesen; der heute noch als ikonisch geltende VW Golf IV etwa maß nur vier Zentimeter mehr als der aktuelle, im sickenreichen Outfit eines modernen Fahrzeugs auftretende Fabia.
Was den Tschechen im Vergleich zum zahlreichen Wettbewerb heraushebt, ist seine optimale Raumausnutzung. Vier Erwachsene können in diesem Fünfsitzer tatsächlich bequem mitfahren, vorne geht es auf ausgezeichnetem Gestühl sogar fast schon luxuriös zu. Insgesamt macht sich der im Vergleich zum Vorgänger um 9,4 Zentimeter auf 2,56 Meter gewachsene Radstand positiv bemerkbar.
Dachhoch beladen finden 1200 Liter Gepäck Platz
Beim Platz und bei vielen anderen Dingen kratzt der Fabia also tatsächlich schon an der Kompaktklasse, nicht zuletzt auch, weil sich sein Kofferraumvolumen von 380 Litern ebenfalls sehen lassen kann. Wer auf Mitfahrer hinten verzichtet und dachhoch belädt, kann knapp 1.200 Liter einpacken. Einziges Manko: eine kleine Stufe im Kofferraumboden.
Den Komfort und die hohe Alltagstauglichkeit lässt sich Skoda allerdings auch gut bezahlen. Günstiger als ein Polo ist er zwar immer noch, aber im Vergleich kein Schnäppchen mehr. Das gilt umso mehr, wenn man wie wir den Nutzen mit ein wenig Spaß verbindet und den Testwagen mit dem stärksten Benziner ordert. Das ist in diesem Fall ein Dreizylinder mit 1,5 Litern Hubraum, der es auf ansehnliche 150 PS bringt und den Fabia auf Wunsch bis zu 225 km/h schnell macht. Das 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe überzeugt immer noch durch schnelle Gangwechsel, ärgert aber auch weiterhin durch ruckeln beim langsamen Fahren.
Der Motor reagiert spontan und drehwillig auf Gasbefehle, gibt sich akustisch allerdings unter Last nicht gerade zurückhaltend und knurrt ansonsten gerne vor sich hin, wie es für einen Dreizylinder nicht unüblich ist. Richtig gestört hat uns das aber nicht. Eher schon der hohe Realverbrauch von annähernd 8 Litern auf 100 Kilometern.
Fahrwerk nicht aus der Ruhe zu bringen
Gut hinbekommen hat Skoda den Spagat zwischen dezenter Sportlichkeit und komfortabler Grundabstimmung. Der Fabia ist nicht aus der Ruhe zu bringen, fährt sich narrensicher und ist in eventuell zu schnell angefahrenen Kurven spielerisch leicht zu korrigieren. Schlechte Straßen nimmt er gleichmütig, allerdings dürfte er Querfugen gerne etwas weniger direkt an seine Passagiere weitergeben.
Skoda behauptet von sich selbst, dass seine Produkte einfach clever seien. Für pfiffige Details wie den Eiskratzer im Tankdeckel sind die Tschechen ja häufig genug gelobt worden. Trotzdem oder gerade deshalb fällt auf, wie viel Geld dieses zugegeben sehr gute Auto mittlerweile kostet – oder was man noch alles zukaufen muss, um den Fabia wirklich gut auszustatten.
In der Verbindung mit dem 1,5-Liter-Dreizylinder und 150 PS gibt es den Fünftürer erst in der dritten von fünf Ausstattungstrims (Ambition) für knackige 23.640 Euro. Keinesfalls überflüssige Nettigkeiten wie Alu-Felgen oder Parksensoren müssen dabei trotzdem noch extra bezahlt werden. Oder man greift gleich zur Style-Ausstattung für knapp 2.000 Euro mehr. Und selbst dann bleiben noch Wünsche offen. Unser zugegeben ziemlich komplett ausgestatteter Testwagen knackte lässig die 30.000-Euro-Marke. Auch in dieser Hinsicht ist der Skoda Fabia also (leider) längst dem Status eines Kleinwagens entwachsen. (SP-X)