Jeep wird elektrisch – und den Anfang macht der Avenger. Es ist das erste rein elektrische Modell der Marke und kommt jetzt auf den Markt.
Noch bevor der Jeep Avenger bei den Händlern stand, haben deutschlandweit 4500 Kunden eine Bestellung für das kleine Elektro-SUV abgegeben. Eine derartige Nachfrage nach einen neuen Modell von Jeep habe es bisher nicht gegeben, sagte Jeep-Deutschlandchef Luigi Saia bei einer Veranstaltung der Marke.
Die Erwartungen an den Avenger, der Anfang des Jahres von europäischen Motorjournalisten zum „Car of the Year“ gekürt wurde – sind hoch. „Wir versprechen uns einiges von ihm“, sagt Saia. Konkrete Zahlen zur Absatzerwartung für den Jeep Avenger mag der Manager indes nicht machen. Auch nicht dazu, wie viele Einheiten des im polnischen Stellantis-Werks in Tychy gebauten Avengers er sich für den deutschen Markt gesichert hat.
Doch um die Nachfrage der Kundinnen und Kunden nach dem Avenger weiter zu beflügeln, gibt der Hersteller eine Liefergarantie. Wer eine Bestellung vor dem 30. Juni für den Avenger abgibt, wird das Fahrzeug bis zum 15. Dezember erhalten. „Damit haben unsere Kundinnen und Kunden die Chance, noch in den Genuss der vollen Kaufprämie von 4500 Euro zu kommen“, sagt der Manager. Zusammen mit dem Herstelleranteil erhalten E-Autokäufer derzeit eine Prämie von 7177 Euro.
Avenger mit idealen Abmessungen für die Stadt
Nachdem die staatliche Innovationsprämie seit diesem Jahr von 6000 auf 4500 Euro gesunken ist, wird sie ab 2024 auf 3000 Euro reduziert. Die erneute Absenkung der Prämie ist ein Aspekt, der die Nachfrage nach E-Autos weiter beeinflussen dürfte. Auch wenn im Mai batterie-elektrische Fahrzeuge nach Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) ein Plus von 46,6 Prozent und auf einen Zulassungsanteil von 17,3 Prozent kamen, sei eine nachlassende Nachfrage nach E-Autos feststellbar, so Saia. Das derzeitige Plus bei den E-Autos resultiert vor allem noch auf den Auftragseingängen des Vorjahres, als die Hersteller wegen der Chipkrise und Teilemangels bestellte E-Autos nicht bauen konnten. „Wir werden nun sehen, auf welchen Niveau sich die Nachfrage in den kommenden Woche einpendelt“, so Saia.
Mit dem Avenger hat Jeep indes ein Fahrzeug im Programm, mit dem man gute Chancen hat, sich Marktanteile im wachsenden -B-SUV-Segment zu sichern. So erweist sich der gerade einmal knapp über 4 Meter lange Avenger als ideales Fahrzeug für die Stadt. Mit seiner 54 kWh großen Batterie ermöglicht er aber durchaus auch Langstreckenfahrten. Die Batterie ermöglicht eine Reichweite von bis zu 400 Kilometer und im City-Zyklus sogar 550 Kilometer.
Nach dem Verbrauchszyklus WLTP soll sich der Verbrauch des 156 PS starken Avenger je nach Ausstattungsvariante zwischen 15,4 und 15,9 kWh auf 100 Kilometer bewegen. Das sind Werte, die wie immer auch von den Außentemperaturen, dem Fahrstil und Fahrprofil abhängen. Bei den Testfahrten im Rheingau zeigte sich der Avenger indes noch effizienter. Hier zeigte der Bordcomputer – ohne Autobahnanteil – einen Verbrauch von 13,1 kWh an. Ein Verbrauch um die 15 bis 16 kWh sind machbar. Ist die Batterie leer, lässt sie sich an einem Schnelllader mit einer Leistung von 100 kW von 20 auf 80 Prozent in 24 Minuten aufladen. Der E-Antrieb des Avengers kommt übrigens nun auch in andern Marken von Stellantis zum Einsatz. So ist damit auch der Opel Mokka Electric, der DS3 oder auch der Peugeot E-308 unterwegs.
Verschiedene Fahrmodi
Dabei hat es der Fahrer in der Hand, nicht nur seinen Fahrstil, sondern auch durch die Wahl des entsprechenden Fahr-Modus (Eco, Normal, Sport) den Verbrauch zu beeinflussen, denn sie bieten unterschiedliche Leistungsstufen. Im Eco-Modus steht beispielsweise dann nur noch eine Leistung von 81 PS und ein Drehmoment von 180 statt 260 Newtonmeter zur Verfügung. Bei einem Kickdown – beispielsweise bei Überholvorgängen – steht wie im Sport-Modus wieder die maximale Leistung bereit.
Der Innenraum des Avenger ist übersichtlich gestaltet, auf der Mittelkonsole gibt es ein 10,25 Zoll großes Infotainment-System, über das das Gros der Funktionen zu steuern ist, auch das optionale Navigationssystem. Die Benutzerführung per Touchscreen ist fast selbsterklärend. Wenn es etwas gibt, was in diesem Fahrzeug stört, ist die Qualitätsanmutung.
Die Türverkleidungen sind ebenso wie das Armaturenbrett aus Hartplastik, hier hätte geschäumter Kunststoff ein deutliches Plus bedeutet. Ansonsten ist beim Avenger alles auf Praktikabilität ausgelegt. Unter der Mittelkonsole gibt es ein großes Ablagefach und darunter ein mit einer faltbaren Metallabdeckung versehenes Staufach – hier kann auch das Smartphone induktiv geladen werden.
Gut abgestimmtes Fahrwerk
Die Sitze sind straff, aber komfortabel. Für Großgewachsene könnte die Sitzfläche indes etwas größer sein. Im Fond geht es der Klasse und der Länge entsprechend etwas enger zu, aber zwei Erwachsene können hier durchaus Platz nehmen. Misslich ist, dass sich der Beifahrersitz nicht in der Höhe verstellen lässt, auch gibt es keine Lordosenstütze. Beim Start des Fahrzeug muss noch ganz konservativ ein Startknopf gedrückt werden, geschaltet wird über die Tasten an der Mittelkonsole. Hier befindet sich auch ein B-Modus, mit dem eine höhere Rekuperationsstufe eingestellt werden kann.
Und, wie fährt sich der 4,08 Meterund 1,77 Meter breite Avenger. Gut, wirklich gut. Das Fahrwerk gibt keinen Anlass zur Kritik (es ist nicht zu weich, nicht zu hart) und die Lenkung bietet eine akzeptable Rückmeldung. So muss es sein. Trotz seiner leicht erhöhten Karosserieform sind Wankbewegungen beim Avenger so gut wie nicht feststellbar. Es macht richtig Spaß, mit ihm auch einmal etwas schneller durch die Kurven zu fahren. Vor allem macht es Spaß mit ihm in der Stadt, denn er begnügt sich mit einem Wendekreis von 10,5 Metern. Ansonsten verzeihen seine Kunststoff-Beplankungen rund um das Fahrzeug auch kleine Parkrempler.
Allrad folgt Ende des Jahres
Zum Marktstart ist der Avenger übrigens nur mit Frontantrieb zu haben, eine Allradversion soll Ende des Jahres nachgeschoben werden. Bis dahin müssen sich Offroad-Fans mit dem Fahrprogramm Selec-Terrain begnügen. Es passt sich per Knopfdruck den verschiedenen Untergründen wie Sand, Matsch oder Schnee an.
Es ersetzt zwar nicht die Kraft der vier Räder, doch für den Ausflug ins leichte Gelände reicht das allemal. Mit einem Böschungswinkel von vorn 20 Grad und hinten von 32 Grad kann man mit dem Avenger auch abseits befestigter Straßen unterwegs sein. Wer Lust auf den Avenger hat, der kann ihn sich derzeit bei den „Jeep Freedoms Days“ noch bis zum 25, Juni detailliert im Handel präsentieren lassen. Die Preise für die Einstiegsversion starten bei 37.000 Euro.