Ioniq 6: Viel Leistung, sparsamer Verbrauch

Topmodell mit 325 PS im Test

Ioniq 6: Viel Leistung, sparsamer Verbrauch
Unterwegs mit dem Ioniq 6 auf der Ottensteiner Hochebene. © Mertens

Aerodynamik ist wichtig. Gerade bei Elektroautos kommt ihr eine besondere Bedeutung zu. Das sieht man gerade am Ioniq 6.

Die Limousine der elektrischen Submarke von Hyundai wartet auf wegen dieser guten Aerodynamik mit exzellenten Verbrauchswerten auf. Sie sind so beeindruckend, dass die Koreaner je nach Ausstattungsvariante für ihren Stromer eine Reichweite von bis zu 777 Kilometer versprechen. Das ist der Wert für den Ioniq 6 mit der 77,4 kWh starken Batterie mit Heckantrieb und einer Leistung von 229 PS. Als Verbrauch stehen mit den 18 Zoll großen Leichtmetallfelgen 14,3 kWh auf 100 Kilometer auf dem Datenblatt.

Wir waren indes nicht mit der Variante mit Heckantrieb unterwegs, sondern mit dem Allradler mit 20 Zoll großen Felgen. Unser Testwagen hat zwar die gleiche Batteriestärke, aber die Leistung der beiden E-Motoren belaufen sich auf 325 PS. In dieser Kombination aus Allrad, Leistung und Ausstattung senkt die Reichweite auf nach wie vor beachtliche 658 Kilometer. Das entspricht einem Verbrauch von 16,9 kWh/100 km.

Ioniq 6 mit cW-Wert von 0,21

Doch kann der stromlinienförmig gestaltete Ioniq 6 auch in der Realität halten, was er auf dem Papier in Aussicht stellt? Er kann – und dazu trägt maßgeblich der gute cW-Wert von 0,21 bei. Das ist deutlich weniger als beim kastigen Schwestermodell Ioniq 5 (0,28). Klar, nicht jeder mag Limousinen. Doch in Zeiten, in denen sich gefühlt jeder einen SUV zulegt, setzt der Ioniq 6 einen Kontrapunkt.

Um zu sehen, was er bietet, sind wir mit ihm von Berlin ins Weserbergland auf die Ottensteiner Hochebene gefahren. Es ist eine Strecke von rund 350 Kilometer über Autobahn und Landstraße. Bei unserer Ankunft zeigte der Bordcomputer einen Verbrauch 17,1 kWh an – im Stadtverkehr kamen wir sogar auf 13,3 kWh.

Ein großes Display bestimmt im Ioniq 6 den Innenraum. Foto: Hyundai

Es sind Verbrauchswerte, die dem Ioniq 6 beim Ecotest des ADAC vor einigen Monaten auch Bestnoten als bislang sparsamstes getestetes E-Auto einbrachten. Die Kollegen waren mit der Variante mit Heckantrieb – und 18 Zoll-Felgen unterwegs und verbrauchten 15,5 kWh/100 km.

Leistung von 325 PS

Verbrauch ist das eine, die Fahrleistungen und die Fahrdynamik das andere. Hier sind die 325 PS Leistung bereits auf dem Papier eine Ansage – und im Alltag erfreuen sie auch sportlich angehauchte Fahrerinnen und Fahrer. In gerade einmal 5,1 Sekunden beschleunigt der Ioniq 6 auf Tempo 100 und wer möchte, der kann mit ihm bis zu 185 km/h schnell sein. Wir wollten es nicht – und waren auf der Autobahn zumeist mit 135 km/h unterwegs. Ein angenehmes und die Batteriekapazität schonendes Tempo.

Wenn die Batterie des Ioniq 6 dann doch irgendwann leer ist, kann man sie dank seiner 800 Volt-Architektur in gerade einmal 18 Minuten von 10 auf 80 Prozent an einem Schnelllader wieder auftanken. In der Spitze lädt der Ioniq 6 bei einer vorkonditionierten Batterie und sommerlichen Temperaturen mit über 230 kW.

Straffes Fahrwerk

Das Fahrwerk unseres Stromers ist zwar straff, aber dennoch komfortabel abgestimmt. Das sorgt dafür, dass man auch längere Strecken entspannt zurücklegt. Wer es auf den kurvenreichen Strecken des Weserberglandes etwas sportlicher angehen lässt, der kann das bedenkenlos tun. Der Allradantrieb sorgt in Kombination mit dem 2,95 Meter langem Radstand bei dem immerhin 4,85 Meter langem und 2,1 Tonnen schweren Ioniq 6 für eine satte Straßenlage.

Auch von der Seite macht der Ioniq 6 eine gute Figur. Foto: Mertens

So zufriedenstellend die Fahrleistungen sind, ist auch die Atmosphäre des Innenraums. Fahrer und Beifahrer finden hier ebenso ausreichend Platz vor, wie die Passagiere im Fond. Hier können auch Erwachsene bequem sitzen. Die abfallende Dachlinie fordert hier indes Tribut mit Blick auf die Kopffreiheit. Der Kofferaum bietet übrigens Platz für 401 Liter, der Frunk nochmals 15 Liter.

Nerviger Tempowarner

Wenn es denn etwas gibt, was beim Ioniq 6 während des zweiwöchigen Tests wirklich genervt hat, war es der Intelligente Geschwindigkeitswarner ISA. Laut EU-Vorschrift sind Assistenzsysteme wie ISA ab 2022 in neu entwickelten Fahrzeugen Vorschrift. Das ist grundsätzlich zu begrüßen. Doch bereits beim Überschreiten des zulässsigen Geschwindigkeitsbereichs von einem km/h erscheint im Fahrerdisplay des Ioniq 6 nicht nur ein blinkendes Tempozeichen, sondern es gibt auch einen penetranten Warnton.

Leider lässt sich für das Tempo kein Toleranzbereich einstellen. ISA lässt sich zwar deaktivieren, aktiviert sich nach jedem Motorstart aber wieder neu. Ich war von dem System so genervt, dass ich es auf der Rückfahrt nach Berlin deaktiviert habe. Hätte ich lieber nicht getan. Das hat zwar meine Nerven geschont, mir aber ein Knöllchen wegen zu schnellen Fahrens vom Landkreis Goslar in Höhe von 20 Euro eingebracht. Schön wäre es, wenn beim nächsten Softwareupdate ISA einen Toleranzbereich mit auf den Weg bekommt.

Preis ab 43.900 Euro

Aerodyamik ist alles: das abfallende Heck des Ioniq 6. Foto: Mertens

Der Ioniq 6 jedenfalls hinterlässt nach den zweiwöchigen Testfahrten einen nachhaltig guten Eindruck – und das nicht nur wegen seinen effizienten Verbrauchswerten. Wer Lust hat, ihn zu fahren, der muss dafür mindestens 43.900 Euro bezahlen. Unser Testwagen steht für mindestens 52.900 Euro in der Preisliste. Hinzu kommen noch 11.300 Euro für das Ausstattungspaket Uniq.

Es enthält dann alles an Nettigkeiten aus der langen Ausstattungsliste, was das Fahren angenehmer macht. Dazu gehören dann beispielsweise ein Bose-Soundsystem, das Park-Paket samt Fernbedienung oder auch das Ledersitze mit Lüftung. Damit ist man dann aber auch bei über 64.000 Euro. Das muss man sich indes erst einmal leisten können.

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