Weltrekord mit Elektroauto

München - Berlin mit einer Ladung

Über 605 Kilometer hat ein alltagstaugliches Elektroauto mit einer Batterieladung bewältigt. Das Unternehmen des neuen Weltrekordautos klagte vor Jahresfrist in der Autogazette noch über eine Nicht-Beachtung seitens der Automobilindustrie.

Weltweit zum ersten Mal hat ein alltagstaugliches Elektroauto eine Strecke von rund 600 Kilometern ohne Aufladen zurückgelegt. Das E-Auto war von München nach Berlin unterwegs und erreichte nach 605 Kilometern am Dienstagmorgen die Hauptstadt. Das Projekt wurde gemeinsam von dem Berliner Technologieunternehmen DBM Energy und dem Energieanbieter lekker Energie durchgeführt. «Es hat keinerlei Probleme gegeben», sagte ein Sprecher am Morgen der dpa.

«Weltweiter Durchbruch in der Elektromobilität»

Die Bundesregierung hatte in ihrem Nationalen Entwicklungsplan Elektromobilität erst für das Jahr 2015 Fahrten mit alltagstauglichen E-Autos von mehr als 300 Kilometern ohne Aufladen angepeilt. Die Fahrt wurde vom Wirtschaftsministerium begleitet und unterstützt. Um 08.00 Uhr wollte Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) den umgebauten Audi A2 an seinem Amtssitz empfangen. Für 12.00 Uhr ist ein Empfang durch Berlins Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) am Brandenburger Tor geplant.

«Die Fahrt wird der weltweite Durchbruch in der Elektromobilität sein», sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung der lekker Energie, Thomas Mecke. Das Fahrzeug hat eine Richtgeschwindigkeit von 130 Kilometern pro Stunde und ist mit vier Sitzen ausgestattet, hat einen vollständig nutzbaren Kofferraum, Servolenkung, Airbags und Komfortfunktionen wie Klimatisierung, Sitzheizung und Radio. Die Batterie auf Lithium-Metall-Polymer-Basis ist nach Unternehmensangaben leistungsfähiger als andere Batterien.

Acht Modellregionen in Deutschland

Ähnliche Langstrecken-Versuche sind bereits mit Experimentalautos unternommen worden. So war es im Mai dem Japan Electric Vehicle Club gelungen, mit einem Elektroauto 1000 Kilometer zu fahren, ohne die Batterie zwischendurch aufzuladen. Allerding kann dieses Gefährt nicht im Alltag eingesetzt werden.

Bisher gibt es in Deutschland acht Modellregionen zur Prüfung der Elektromobilität. 2800 Fahrzeuge und rund 2500 Ladepunkte werden dort auf ihre Alltagstauglichkeit getestet. Bis 2020 will die Regierung eine Million Elektroautos auf die Straße zu bringen. Neben dem Klimaschutz spielt das knapper werdende Öl eine wichtige Rolle.

Ablehnung für Kaufanreize

Eine Kaufprämie von mehreren tausend Euro zur Ankurbelung der Elektromobilität lehnt die Bundesregierung aber ab. Das verzerre den Wettbewerb, betont Wirtschaftsminister Brüderle. Das E-Auto müsse sich am Markt durchsetzen. Zuletzt berichtete BMW unter Verweis auf Ergebnisse weltweiter Alltagstests von positiven Erfahrungen. «Wir haben erkannt: Elektrische Mobilität funktioniert schon heute im Alltag», sagte die Leiterin des BMW-Büros in Berlin, Nicola Brüning, der «Wirtschaftswoche». Das Elektroauto werde schneller Normalität werden als gedacht.

Seit Sommer 2009 testet BMW im bisher größten Einzeltest weltweit insgesamt knapp 600 Elektroautos des Typs Mini E, 90 davon in Berlin und München. Die Autos, umgebaute Benziner, bei dem die Batterien jedoch die Rückbank und fast den gesamten Kofferraum ausfüllen, werden von Privatpersonen und Unternehmen getestet. (dpa)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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