Das Zubehör wird beim Kauf eines Fahrzeugs als selbstverständlich wahrgenommen. Dabei muss sich die Entwicklung und Produktion der Teile nach ebenso strengen Maßstäben richten wie der Rest des Autos.
Von Thomas Flehmer
58 Seiten dick ist die Preisliste samt Zubehör-Material für den neuen BMW 2er Grand Tourer. Für die Zubehörabteilung des Münchner Autoherstellers tat sich mit dem seit letztem Jahr erhältlichen Familienvan Active Tourer, der demnächst auch als Siebensitzer auf den Markt kommt, ein neues Betätigungsfeld auf. „Wir müssen manchmal etwas verrückt und emotional sein, um später normale Ideen ins Auto zu bringen“, sagt Matthias Babbel im Gespräch mit Autogazette.de
Neue Erfahrungen mit BMW-Familienvan
Was zunächst sehr verspielt klingt und für den alltäglichen Fahrzeuggebrauch als selbstverständlich angesehen wird, ist im Hintergrund knallharte Arbeit, die zudem immer unter Kostendruck steht, bevor etwas entsteht. Und der Produktlinienmanager für Zubehör muss mit seinen zwei Abteilungen und insgesamt rund 90 Mitarbeitern Lösungen finden – so wie jetzt für das Segment der Familienvans, die vorher von BMW nicht angeboten wurden. „Wir erstellen einen Anforderungskatalog für die Serienfertigung und begleiten dann den Produktionsprozess“, so Babbel, der 2003 als Werksstudent zu den Münchnern stieß und den das Thema Zubehör seitdem nicht mehr losließ.
Ganz neu für den Grand Tourer wurde so zum Beispiel ein Fahrradträger entwickelt, der auf einer Art Anhängerkupplung am Heck des Fahrzeugs montiert werden kann. Das haben andere Hersteller zwar auch, doch für die Zubehör-Ingenieure von BMW war es ein neues Terrain.
Zahlreiche Crashtests vor der Serienreife
Dabei sind die Neuerungen wie auch ein GoPro-Halter für den Innenraum noch zusätzliche Gadgets, die dann die Liste weiter verlängern. Ansonsten sind die Zubehör-Abteilungen auf noch für die Funktionalität des Fahrzeugs, speziellen Karosserie-Accessoires wie Spoiler, Tuning oder Räder und Reifen zuständig, die auf das jeweiligen Fahrzeug zugeschnitten sein müssen. Oder ein Klappenschalldämpfer für die M-Performance, der einen noch sportlicheren Sound erzeugt.
„Drei Jahre vor dem Produktionsstart beginnt für uns die Arbeit für das jeweilige Modell“, sagt Babbel. Dabei ist nicht nur die eigentliche Herstellung des Zubehörs gemeint, die Teile müssen auch noch gecrasht werden. Für den gebürtigen Eislebener eine sehr knifflige Situation. Er muss den Worst Case einreichen – sprich: Wie viele Fahrzeuge werden benötigt, damit später zweifelsfrei belegt werden kann, dass die Zubehörteile bei einem Unfall nicht im Fahrzeug umherfliegen und eine Gefahr für die Insassen darstellen. „Man unterschätzt, was bei einem Crash passieren kann. Die Tests kosten wahnsinnig viel, weil wir viele Fahrzeuge zum Crashen benötigen“, so Babbel.
Bis zu zwei Jahre Entwicklungszeit
Zu dem Zeitpunkt sind dann bereits anderthalb bis zwei Jahre Entwicklungszeit vergangen. Zeit, die für andere Modelle mitbenutzt werden kann. Denn auch wie im Falle des Fahrradträgers wird das Zubehör später auch für andere Modelle benutzt. In die 6er-Reihe zieht der Träger zwar nicht ein, aber „beim X1 und bei diversen Mini-Modellen“ werde das Gestell laut Babbel dann später auch verwendet. Damit auch bei diesen Modellen die Preislisten samt Zubehör anwachsen.