Flaggschiff Volvo EX90: Die fahrende Wallbox

Flaggschiff Volvo EX90: Die fahrende Wallbox
Volvo sieht Millionen von E-Autos nicht als Problem, sondern als Teil der Lösung © Volvo

Kurz vor der Weltpremiere des EX90 am 9. November gibt Volvo immer mehr Details bekannt – auch die Fähigkeit des bidirektionalen Ladens.

Dass der EX90 dank eines auf dem Dach montierten Lidars bereits auf das autonome Fahren (zunächst Level 3) vorbereitet ist, hat Volvo bereits kommuniziert. Zuletzt ließ der Hersteller zudem wissen, dass sein neues Flaggschiff auch über eine innovative Insassenerkennung verfügt. Mit dem Innenraum-Radarsystem soll verhindert werden, dass versehentlich Kinder oder Tiere im Auto zurückgelassen werden.

Ohnehin wird der EX90 über Sicherheitsfeatures verfügen, die Standards setzen, verspricht Lutz Stiegler, der bei Volvo den elektrischen Antrieb verantwortet.

Erstmals bidirektionales Laden in einem Volvo

Zu Stieglers Aufgaben gehört dabei auch der Aspekt des bidirektionalen Ladens. Es ist das erste Mal, dass ein Elektroauto der Schweden über diese Funktion verfügt. Dass ein E-Auto nicht nur geladen wird, sondern auch Energie abgegeben kann, hört sich zunächst banal an, ist es aber nicht. Denn dazu mussten die Entwickler nicht nur das Batteriesystem im EX90 darauf auslegen, sondern es auch an einen neuen ISO-Standard anpassen. „Zugleich gab es Änderungen am Ladegerät. Wir haben hier den Weg gewählt, nicht nur auf der AC- sondern auch auf der DC-Seite zu laden“, sagt Stiegler.

Dass das neue E-SUV nun für das bidirektionale Laden vorbereitet ist, sei auch für die Energiewende wichtig, sagt Striegler. „Das Elektroauto ist nicht ein Teil des Problems, sondern ein Teil der Lösung“, so der Volvo-Manager. Striegler zielt damit auch auf einen immer wieder gemachten Einwand von E-Auto-Skeptikern ab, wonach Millionen am Netz befindliche E-Autos für einen Blackout des Stromnetzes sorgen würden.

E-Autos als Speicher

Entsprechend vernetzt, lässt sich mit Strom aus E-Autos so ziemlich alles laden. Foto: Volvo

Mit Blick auf das Ziel der Bundesregierung bis 2030 rund 15 Millionen E-Autos auf den Straßen zu haben, verweist Stiegler auf eine Erhebung des Fraunhofer Instituts. Danach brauche es für die erwartete Zahl von E-Autos eine Speicherkapazität von 24 Gigawattstunden, derzeit gebe es in Deutschland aber nur sechs. Allerdings könnten bereits zehn bis 20 Prozent der 15 Millionen E-Autos für die benötigte Kapazität sorgen, wenn sie sich bidirektional im Netz befinden würden. Sollte es doch einmal partiell zu einem Stromausfall kommen, kann ein bidirektional ladendes Fahrzeug etwa das Wohnhaus für eine geraume Zeit weiter mit Strom versorgen. In Japan, wo es das bidirektionale Laden bereits gibt, sei das verpflichtend vorgeschrieben.

Volvo wird perspektivisch seinen Kundinnen und Kunden mit Blick auf Systemlösungen mit Partnern entsprechende Angebote wie Solaranlagen und Energiespeicher machen. Details dazu nennt Striegler nicht, sagt aber, dass das „auf unserer Aufgabenliste steht“. Was angeboten werde, hänge aber auch vom gesetzlichen Rahmen in den verschiedenen Ländern ab.

Geeignete Wallbox nötig

Damit bidirektionales Laden überhaupt funktioniert, brauche es aber neben dem Auto auch eine geeignete Wallbox mit entsprechender ISO-Norm. Und selbstverständlich mache für Fahrer eines E-Autos auch eine Solaranlage Sinn. Vorausgesetzt natürlich, dass der Fahrer es auch tagsüber lädt, wenn er über keinen Energiespeicher verfügt.

Grundsätzlich wird der neue EX90 auch das Vehicle-to-Load ermöglichen, also etwa das Laden eines E-Bikes oder eines Laptops. Doch nicht nur das: Auch Vehicle-to-Vehicle wird möglich sein. So kann ein Volvo den anderen Volvo per Adapter mit Strom versorgen – und das mit einer Ladeleistung von immerhin bis zu 11 kW. An einer normalen Ladestation funktioniert übrigens auch die Funktion Plug-and-Charge.

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