Auf der Suche nach neuer Staatskarosse für Putin

Von russischem Hersteller

Auf der Suche nach neuer Staatskarosse für Putin
Der Siegerentwurf von Yaroslav Yakovlev und Bernd Weel. © cardesign.ru

Russlands Präsident Wladimir Putin würde gerne in eine Staatskarosse aus heimischer Produktion unterwegs sein. Doch das gestaltet sich schwierig. Solange muss er weiter Mercedes fahren.

Vor drei Jahren zeigte Wladimir Putin bei seiner Staatslimousine Flagge: Russlands Präsident wollte nicht wie bisher in einer gepanzerten Mercedes S-Klasse durch Moskau fahren, sondern lieber ein heimisches Produkt nutzen. Die Wahl fiel auf den russischen Hersteller ZIL. Das Problem: Die Lichatschow-Werke hatten seit mehreren Jahren nur Laster und keine Serien-Pkw mehr gebaut - das „jüngste“ Modell, der ZIL-4104, wurde seit 1978 hergestellt und von 1985 an nicht mehr weiterentwickelt. Fuhren die Spitzenpolitiker der Sowjetzeit mit diesen Limousinen, wechselte Präsident Boris Jelzin nach dem Zerfall der Sowjetunion auf Mercedes. Würde der heimische Hersteller bei den Stuttgartern mithalten können?

Relikt aus anderem Zeitalter

Der beauftragte Hersteller begann mit dem Projekt und entwickelte den Prototyp 4112P. Doch wirkte der Versuch weniger wie eine noble Edelkarosse, sondern eher wie ein Relikt aus einem anderen Zeitalter: Das Schlachtschiff war nicht zeitgemäß, kantig und überdurchschnittlich durstig. Dabei hatten die Ingenieure den Verbrauch schon auf 27 Liter pro 100 Kilometer gesenkt, beim Vorgänger waren es bis zu 65 Liter. Das potentielle Staatsgefährt überzeugte Putin 2012 laut „Moscow Times“ nicht.

Was ihn letztendlich störte, darüber kann man nur spekulieren. Glaubt man dem allgemeinen Volksmund, sind die Hobbys und Habseligkeiten der Russen prunkvoll, protzig und sündhaft teuer: Der ZIL war lediglich teuer und allen Anschein nach nicht auffällig genug. Vermutlich wollte der Präsident ungern im Schatten seiner internationalen Amtskollegen stehen, schließlich sind die auch stets in noblen Karossen unterwegs. Der Cadillac One von US-Präsident Barack Obama beispielsweise gilt als sicherstes Auto der Welt und ist zudem auch recht ansehnlich. Trotzdem förderte Putin weiterhin eine Luxuslimousine aus heimischer Produktion.

Designwettbewerb gestartet

Entwurf für neue Staatskarosse für Putin
Der Entwurf von Yaroslav Yakovlev und Bernd Weel cardesign.ru

Daraufhin machten sich auch Autobauer GAZ sowie Sportwagenhersteller Marussia Motors Hoffnungen, den Staatsführer mit einem passenden Fahrzeug glücklich zu machen. Letzterer zog in einem Designwettbewerb das Volk zu Rate. Unzählige Studenten, Autodesigner und auch Laien aus der ganzen Welt beteiligten sich auf der Internetplattform „cardesign.ru“. Innerhalb von nur drei Wochen wurden mehr als 120 Entwürfe eingereicht.

Erlaubt waren Limousine, Minivan oder SUV mit Front- oder Hinterradantrieb, die es mit der Konkurrenz von Mercedes-Benz, Bentley oder Rolls-Royce aufnehmen kann. Eine Fachjury sah das größte Potential einer Serienumsetzung im Vorschlag des Russen Yaroslav Yakovlev und des Niederländers Bernd Weel und kürte diesen zum Sieger. Er zeichnete eine klassische Limousine mit langer Motorhaube, die majestätisch wirkt, sich aber aufgrund des markanten Kühlergrills, den eckigen Leuchten sowie dem außergewöhnlichen Heck deutlich von der Konkurrenz unterscheidet.

Autohersteller GAZ setzt hingegen auf eine andere Strategie und arbeitet mit Hochdruck an einer Limousine auf Basis des VW Phaeton. Bis Ende 2013 werden beide Anwärter dem russischen Ministerium ihre Einzelstücke präsentieren. Experten sind allerdings skeptisch. Wer und ob überhaupt einer von beiden Vladimir Putin künftig mit einem ansehnlichen Gefährt ausstattet, ist ungewiss. Bis dahin gibt sich der Präsident als strammer Patriot, lässt sich allerdings weiterhin in der kugelsicheren Luxusvariante der Stuttgarter Marke mit dem Stern chauffieren. (SP-X)

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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