Ihn gibt es seit mittlerweile 40 Jahren: den Opel Corsa. Für den Rüsselsheimer Autobauer hat sich der Kleinwagen zu einem Bestseller entwickelt.
Wenn ein Autohersteller ein neues Modell präsentiert, tut er das nicht immer in der gleichen Region und schon gar nicht immer in gleicher Weise. Manche Vorstellungen avancieren zu unvergesslichen Events, manche sind vielleicht gar ein wenig langweilig. Auf das 40-jährige Corsa-Jubiläum trifft das nicht zu.
Keine pompöse Veranstaltung, aber geballte Erfahrung im wahren Wortsinn bieten die Rüsselsheimer – indem sie alle, ja wirklich alle Corsa-Generationen mitbringen und fahrerische Kostproben erlauben. Hier steht vom 45 PS starken Corsa A bis zum 136 PS kräftigen F mit Elektroantrieb alles bereit.
Beim Corsa-E Getriebe neu abgestimmt
Große Worte zum aktuellen Corsa F sind angesichts der mitgebrachten historischen Flotte nicht zu verlieren. Eine kleine Neuerung hat Opel allerdings in petto: Die Ingenieure haben die Getriebeabstimmung beim aktuellen Modell mit rein elektrischem Antrieb überarbeitet – der einzige Gang ist künftig länger übersetzt, was die Effizienz steigern soll.
Dank kräftigen Drehmoments (260 Newtonmeter) merkt der Fahrer davon indes nicht sonderlich viel. Wohl aber von der gestiegenen Reichweite um immerhin 22 Kilometer in der gemittelten WLTP-Betrachtung.
Uns allerdings reizt der erste Corsa GSI – mit 100 PS ist er zwar nicht so stark wie das neue batterieelektrische Modell, aber mit unter 900 Kilogramm ist er auch nur halb so schwer. Statt lautlosem Vorwärtsdrang (der neue Stromer schafft es in 8,7 Sekunden auf 100 km/h) gibt es klassische Maschinentöne. Alles rappelt, alles vibriert, aber es macht Spaß. Unter 9 Sekunden auf Landstraßentempo würde man dem ollen GSI ebenfalls locker zutrauen. Nach Blick in die Datenkarte weiß man, es sind 9,5 Sekunden. Aber ganz ehrlich, für einen kurzen Trip ins Grüne ist der quirlige und leichte GSI sogar das launigere Modell, bei längeren Fahrten der vergleichsweise hochkomfortable neue Corsa natürlich die bessere Wahl.
Corsa B mit 65 PS
Aber wir wollen auch die anderen Baureihen des Opel-Bestsellers nicht vergessen. Also drehen wir ein paar Runden im Corsa B und im C. Hier hat Opel bodenständige Ware an den Start gebracht. Der späte Corsa B aus dem Jahr 1999 rollt als beschauliche 65 PS-Variante an. Der hinreichend kultiviert laufende 16V reißt keine Bäume aus, treibt den Kleinwagen aber recht souverän voran.
Das Interieur strahlt wie auch die äußere Architektur Neunzigerjahre-Flair pur aus – samtige Sitzpolster treffen nicht mehr den heutigen Zeitgeist, sind aber durchaus kommod. Allerdings sitzt man ganz schön nah beieinander, was kein Wunder ist. Der Aktuelle Corsa F wuchs gegenüber dem B um rund 14 Zentimeter, und das spürt man auch.
B versus A: Sechs Zentimeter Unterschied
Das Breitenwachstum zieht sich wie ein roter Faden durch die Corsa-Modellgeschichte. So ist der B etwa sechs Zentimeter breiter als der A, und der C wiederum rund vier Zentimeter breiter als der B. Neben etwas mehr Raum (und allmähliche Gewichtszunahme) fällt beim C die spürbar moderner werdende Innenarchitektur auf.
Und es gibt bereits einen Hauch von Infotainment. Erstmals ist sogar ein fest eingebautes Navigationssystem lieferbar, allerdings mit ältlichem Monochromdisplay. Und natürlich fächert eine Klimaanlage den Passagieren schon wohlig kühle Luft zu.
210 PS beim OPC
Der 1,2-Liter-Vierzylinder bringt es im kleinen Opel auf satte 80 Papier-PS. Wirklich munter wirkt das Gefährt nicht, eher ein bisschen zugeschnürt, aber für den Alltag langt dieser Motor. In der Performance-Disziplin meint Opel es bis zu den OPC-Modellen nicht mehr ganz so gut mit seinen Kunden – so weist der 125 PS starke GSI der C-Baureihe gar ein schlechteres Leistungsgewicht auf als der Ur-GSI mit 9,2 Kilogramm je PS statt 8,65 Kilogramm je Pferdestärke.
Ab dem Corsa D brechen dann moderne Zeiten an – das Infotainment wird ausgebaut, das Breitenwachstum erreicht seinen Zenit und es gibt zeitweise bis zu 210 PS (Corsa D/E OPC). Seit Mitte der Nullerjahre ist der Corsa zum Multitalent avanciert. Was die OPC-Kunden angeht, hat Opel nach der Baureihe E wieder zurückgefahren – klar, der Eignerwechsel und zahlreiche Umstrukturierungen binden erst einmal Kapazitäten.
Hoffnung ruht allerdings auf dem elektrischen Antrieb – vielleicht kommt ja ein elektrifiziertes OPC-Modell, mit dem man viel Power dann sogar ohne Reue genießen darf.
Und ganz trendgemäß gibt es jetzt knapp zweitausend Corsa-Exemplare, die der Kunde nur übers Internet und zu Raten ab 369 Euro beziehen kann – inbegriffen sind Steuer und Versicherung plus Inspektion und sogar ein Satz Winterreifen. Die Laufzeit beträgt sechs oder zwölf Monate. Ja, Modernität drückt nicht nur im Produkt selbst aus, sondern auch darin, wie man sie vermarktet. (SP-X)