Lucid bietet mit dem Air ein Modell mit hoher Leistung und Reichweite. Bei den Kunden verfängt das bisher nicht – das soll sich ändern.
Seit Ende 2022 ist Lucid in Deutschland aktiv, doch noch ist es ruhig um die amerikanische Elektromarke. „Wir haben erst im Sommer mit den Auslieferungen begonnen“, sagt Europachef Alexander Lutz.
Das zweite Modell nach der Limousine Air, ein knapp fünf Meter langen SUV mit sieben Sitzen und über 800 PS namens Gravity soll Ende des Jahres auch in Europa verkauft werden. Preise wollen die Amerikaner noch nicht nennen, aber angesichts der rund 80.000 Dollar, für die der Gravity bei den amerikanischen und kanadischen Schauräumen steht, dürfte der der Luxus-SUV mit über 700 Kilometern Reichweite bei uns an der 100.000-Euro-Schwelle kratzen.
Einstiegspreis sinkt auf 85.000 Euro
Aber erst einmal liegen die Hoffnungen der Amerikaner auf dem Air Pure. Der heckgetriebene Variante senkt den Einstiegspreis des Lucid Air auf 85.000 Euro. Bisher gab‘s die Sportlimousine ausschließlich mit Allradantrieb und Dualmotor zu Preisen zwischen 99.000 Euro und 219.000 Euro. Lutz schätzt, dass der Pure gut 50 Prozent der Air-Verläufe ausmachen wird.
Bei dem Preis könnten Interessenten eines BMW i7, Mercedes EQS oder Porsche Taycan durchaus schwach werden. Nur: In diesem Segment sind die Käufer besonders anspruchsvoll, und alleine mit dem Premiumanspruch sind schon andere Marken in Europa gestrauchelt – siehe Infiniti. Oder sie führen wie Lexus ein Nischendasein.
Hoher Anspruch deutscher Kunden
„Deutsche Kunden haben einen extrem hohen Anspruch“, sagt Lutz. Deshalb komme es für ihn nicht in Frage, auf ein externes Werkstattnetz zurückzugreifen. „Wir haben ein Volumen, das wir gut managen können, und wir wollen vom Tag eins an Qualität bieten.“ Was Lutz nicht direkt sagt, aber wohl meint: Lucid traut anderen Werkstattbetreibern nicht zu, mit der komplexen Technik der Amerikaner zurechtzukommen. Denn unter dem Blech sitzen wenige zugekaufte Standardteile. Batterie, Motor, Software und mehr entwickelt und produziert die Marke in ihren Werken in Arizona und Saudi-Arabien selbst.
Zwar betreibt Lucid wie in München Ost eigene Stützpunkte, wo sich Kunden informieren, Autos kaufen und auch warten beziehungsweise reparieren lassen können. Das meiste wird aber trotzdem über Servicestandorte bei Fremdwerkstätten abgedeckt. Allerdings immer mit eigenem Personal, wie der Europachef betont. Für kleinere Aufgaben wie Reifenwechsel oder kurze Servicechecks rücken bei Bedarf „fliegende Doktoren“ der Marke aus und erledigen ihren Job direkt beim Kunden. Notfalls im Ausland.
Aktiv in nur wenigen Ländern
Das dürfte dem einen oder anderen Käufer schon deshalb wichtig sein, da die Lucid momentan nur in der Schweiz, in Holland, Norwegen und natürlich in Deutschland aktiv ist. Schließlich will niemand sein Auto quer durch Europa schleppen lassen, sollte er auf einer Dienst- oder Urlaubsreise eine Panne haben.
Doch eigentlich soll es erst gar nicht so weit kommen. Da die Autos alle mit der Firmenzentrale vernetzt sind, kann der Hersteller jederzeit den technischen Zustand auslesen. „Wir erkennen aktuelle Fehler und können zudem vorhersagen, ob bestimmte technische Zustände in absehbarer Zeit Probleme bereiten“, sagt Lutz. „Im besten Fall lösen wir das Problem schon vorab über ein OTA, also ein Update over the air.“
Nur 99 Auto zugelassen
Angesichts von nur 99 Fahrzeugen, die laut KBA im vergangenen Jahr in Deutschland zugelassen wurden, sollte das noch kein Problem bereiten. Trotzdem sind zusätzlich zu den zwei Verkaufs- und Servicestützpunkten in München und Düsseldorf vier weitere geplant.
Sie sollen noch 2024 in Berlin, Hamburg, Frankfurt und Stuttgart eröffnet werden. Fast noch wichtiger sei aber das Werkstattnetz, das noch 2024 auf 50 Betriebe wachsen soll, sagt Lutz. (SP-X)