Škoda Superb Combi: Ein Traum von Raum

Škoda Superb Combi: Ein Traum von Raum
Um vier Zentimeter auf 4,90 Meter gewachsen ist die neueste Generation des Superb Combi. © Skoda

Škoda bringt mit dem neuen Superb Combi ein Mittelklasse-Auto, das auch oben mithalten kann – nicht nur beim Format.

Er ist der König der Kombinierer, Freund aller Einpacker und Beladenen. Fassungsvermögend ohne die Wucht eines SUV. Zu Hause da, wo Mensch und Material zuverlässig, aber auch mit Würde zu bewegen sind. Das soll der Škoda Superb auch in vierter Generation tun. Noch souveräner allerdings. Und nobler auch.

Das kommt also heraus, wenn man dem modularen VW-Querbaukasten den Zusatz „evo“ verleiht und am äußersten Rand sucht: 2,84 Meter Radstand, 4,90 Meter Fahrzeuglänge und Platz ohne Ende. Schon vorne thront man im neuen Flaggschiff Superb Combi mindestens wie ein Kapitän – hinten allerdings wie Gott in Tschechien. So komfortabel karossiert ist man sonst allenfalls ein, zwei Fahrzeugklassen höher unterwegs.

Edel-Frachter für die ganz große Fuhre

Hinter voller Bestuhlung finden 690 Liter Platz, bei umgeklappten Lehnen gut 1,9 Kubikmeter. Foto: Škoda

Wahlweise schluckt der Superb Ladung im Überfluss. 690 Liter sind es einfach so, wer die Rücklehnen umlegt, bringt sagenhafte 1920 Liter unter. Das entspricht einer zwei Meter hoch bepackten Euro-Palette. Okay, der lange gepflegte kleine Vorsprung zum Konzernbruder Passat ist nun aufgezehrt, dennoch kann da kann nicht mal mehr das T-Modell der Mercedes E-Klasse mithalten. Andere Konkurrenten wie Renault Talisman, Ford Mondeo oder Opel Insignia haben das Segment gänzlich aufgegeben.

Und selbst bei Surfbrett oder sonstigem Sperrgepäck muss der Superb nicht passen. Bis 3,10 Meter schaffen es unter Dach, wenn man die Lehne des Vordersitzes nach vorne klappt. Falsch wäre indes der Verdacht, beim Combi handele es sich um einen schlichten Kombi. Kein biederer Transporter ist das, sondern ein rundum schicker Raumgleiter. Derart schnittig lässt sich selten Gut verfrachten. Stimmige Proportionen, scharf gezeichnete Linien und ein cw-Wert von 0,25 machen den Superb zu einem Edel-Frachter für die ganz große Fuhre.

Und irgendwie können sie sich im Konzern glücklich schätzen, noch ein bisschen Entwicklungsarbeit in Sachen Verbrenner geleistet zu haben. Spätestens seit Ende der Förderung ist das Interesse an reinen E-Autos spürbar eingebrochen. Womöglich war der Schwenk Richtung E-Antrieb in der Diess’schen Bedingungslosigkeit doch nicht der cleverste aller Schachzüge. Bei der Palette des Superb finden sich jedenfalls auch diejenigen noch gut aufgehoben, bei denen in Sachen Hochspannung kein bisschen der Funke überspringt.

Motoren-Palette von 150 bis 265 PS

Über dem modernen Cockpit thront der bis zu 13 Zoll große Touchscreen. Foto: Škoda

Los geht’s mit einem 1,5-Liter Benziner mit 150 PS, dem erstmals im Superb ein 48-Volt-Generator bei Bedarf in die Kurbelwelle greift und obendrein zwei der vier Brennräume vorübergehend stilllegt. Darüber finden sich Zwei-Liter-Aggregate mit 204 und 265 PS. Vielfahrer wird es besonders freuen, dass der Diesel bei Škoda noch eine Heimstatt findet. Die Kerzenlosen bringen es auf 150 und 193 PS. Und schon die schwächere der beiden Versionen sorgt für höchst kommoden Vortrieb.

Unabhängig von der Gemischaufbereitung ist der Frontantrieb Standard – die jeweiligen Top-Modelle indes sind mit Allrad-Technik unterwegs, bei der die Kraft nicht bloß sinnreich zwischen den Achsen verteilt wird, sondern auch zwischen den bis zu 19 Zoll großen Rädern. Dabei können bis zu 100 Prozent der Leistung auch an der Hinterachse anliegen – und bis zu 85 Prozent an einem einzelnen Rad. Übrigens: Freunde von Handarbeit bei der Gangwahl müssen stark sein. Der neue Superb sortiert ab Werk automatisch.

Für alle, die zumindest teilweise dem Akku-Antrieb eine Chance geben wollen, hält Škoda auch ein Doppelherz bereit. Der 1,5-Liter-Benziner kommt in Zusammenarbeit mit einem E-Motor auf 204 PS Systemleistung, rein elektrisch lassen sich aus der 25,7-kWh-Batterie mehr als 100 Kilometer Reichweite ziehen. An der 11-kW-Wallbox vergehen für die Ladung auf 80 Prozent zweieinhalb Stunden, mit maximal 50 kW Gleichstrom dauert’s 25 Minuten.

Adaptives Fahrwerk gegen Aufpreis

Schick gemacht sind die „Smart Dials“ genannten digitalen Drehregler. Foto: Škoda

Der aus dem Schiffsbau entlehnte Grundsatz „Länge läuft“ gilt auch beim Superb. Und so ist der Combi selbst bei flotter Fahrt kaum in Unruhe zu bringen. Dafür sorgen ein klug austariertes Fahrwerk, eine wunderbar präzise Lenkung und ein nicht übertrieben sensibles ESP. Wer’s allerdings richtig kurvenknackig mag, sollte 1090 Euro in das adaptive Fahrwerk DCC plus investieren, bei dem Druck- und Zugstufe der Dämpfer getrennt angesteuert werden. In 14 Stufen geht es von Sänfte über Serie Richtung Sport. Je nach Geläuf und Tagesform.

Die Umgebung allerdings verleitet zum Schwebe-Modus. Der Kommandostand ist sensationell geräumig – auch, weil der Wahlhebel rechts an die Lenksäule gewandert ist. Das führt auf der Gegenseite zu einer Ballung von Blinker und Wischer, die spontan nicht immer auseinanderzuhalten sind. Versüßt wird das mit einem digitalen Cockpit und einem bis zu 13 Zoll großen Touchscreen, der über der Mittelkonsole zu schweben scheint. Alles schön umschäumt und mit viel Liebe zum Detail verarbeitet.

Schick gemacht und vor allem intuitiv bedienbar sind die „Smart Dials“ genannten digitalen Drehregler für Heizung, Lüftung und die Temperatursteuerung der gut konturierten Massage-Sitze. Über Sprachassistentin Laura kann man mit dem Superb sprechen – und demnächst wird auch ChatGPT integriert. Vor allem aber gibt es – einem Flaggschiff gemäß – endlich auch ein Head-up-Display.

Viele „Simply-Clever“-Lösungen

In Sachen Helferlein ist so ziemlich alles verfügbar, was sich im Konzern findet. Der Superb wahrt Tempo, Abstand und Spur, späht in tote Winkel, äugt auf Verkehrszeichen, übernimmt im Stau – und zur Not wirft er den Anker. Sogar Parken kann Škodas Jüngster selbstständig. Hübscher Kollateralnutzen der neuen Software: Sie speichert nach einmaligem Abfahren bis zu fünf Routen über eine Distanz von bis zu 50 Metern. Hilft gegen randsteinbewehrte Hinterhöfe genauso wie beim Säulen-Slalom in der Tiefgarage. Und sollte es gar zu eng werden: Die Überwachung funktioniert per Smartphone-App auch von außen.

Und natürlich wäre der Superb kein Škoda, wenn sich nicht hübsch verteilt all die „Simply-Clever“-Lösungen fänden, auf die man in Mladá Boleslav mit Recht stolz ist: Regenschirme nach Rolls-Royce-Manier in den vorderen Türen zum Beispiel, ein Bildschirm-Wischer oder die „Phone Box“, die das Smartphone nicht bloß induktiv lädt, sondern obendrein kühlt. Und in Sachen Gepäcksicherung war man in Tschechien schon immer ganz besonders pfiffig. Netze, Streben, Boxen und Haken sorgen für rutschfeste Verwahrung – Gepäcknetz wie Laderaum-Rollo lassen sich unauffällig im Unterboden aufbewahren. Mehr Ordnung war selten.

Und ja: Es gibt den Superb – anders als den neuen Passat – auch noch mit Schrägheck. Und sogar ein klein wenig günstiger. In der Kombi-Nation Deutschland indes spielt die Limousine so gut wie keine Rolle. Für den hier dominierenden Raumgleiter ruft Škoda ab 39.580 Euro auf. Schwungvoller motorisiert und mit Allrad oder anderem Schnick und Schnack bekommt man ganz locker auch eine Fünf nach vorne. Das sieht allerdings nur im ersten Moment teuer aus – genauer betrachtet ist es hier wie dort verdammt viel Auto fürs Geld.

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