Skoda hat sein Erfolgs-SUV Karoq aufgefrischt. Stromes Hilfe sucht man allerdings auch nach dem Facelift vergebens.
Einige bedeutsame News biegen ganz schüchtern um die Ecke. So erfährt man eher beiläufig, dass auch Skoda inzwischen mehrheitlich dem SUV verfallen ist. Die Mutter aller Fabias, Octavias und Superbs hat bereits einen SUV-Anteil von knapp über 50 Prozent. Tendenz stark steigend. Dabei spielt der mittlere der sechs hochbeinigen Brüder eine entscheidende Rolle. Mehr als eine halbe Million Einheiten hat Skoda seit der Markteinführung 2017 bereits von seinem Kompakt-SUV Karoq verkauft, davon über 100.000 in Deutschland.
So ein Erfolgstyp muss pfleglich behandelt werden. Deshalb hat die VW-Tochter das 4,38 Meter lange Kompakt-SUV nach fünf Jahren zum Lifting geschickt. Zu Preisen ab 25.290 Euro fährt er ab sofort frisch gebügelt zu den Händlern. Die Behandlung fällt dezenter aus als gedacht. Der Technik-Bruder des VW T-Roc und Seat Ateca strafft im Prinzip nur seine leicht ergrauten Falten, Eingriffe ins Blech waren nicht nötig. Trotzdem sieht der Typ so gut erholt aus, als käme er gerade aus dem Karibik-Urlaub.
Mit kühlem Lächeln begrüßt uns der neue, dreidimensionale Hexagon-Grill, der über seine sechs Ecken schmaler, breiter und dynamischer wirkt als bislang. Er macht zur Seite hin Platz für die neuen, flacheren Scheinwerfer. LED ist in allen Versionen Serie, ab der Linie Ambition blinken sie nun dynamisch und begrüßen ihren Fahrer mit einem freudigen Welcome. Erstmals bietet Skoda beim Style optional Matrix-LED-Technologie an (1.610 Euro), bei denen jeweils zwei LED Module für Abblend- und Fernlicht übereinander angeordnet sind. Quasi eine neue Interpretation des Vieraugen-Gesichts.
Im Zeichen der Aerodynamik
Unterm Grill gibt es eine veränderte Frontschürze mit neuem Lufteinlass und seitlichen Air Curtains. Die sollen Verwirbelungen reduzieren. Überhaupt steht das Facelift im Zeichen des aerodynamischen Feinschliffs. Denn auch die neuen Leichtmetallräder von 17- bis 19-Zoll sollen mit ihren Aero-Einsätzen dem Fahrtwind weniger Widerstand leisten. Gemeinsam mit dem längeren, in Wagenfarbe lackierten Heckspoiler und seitlichen Finlets verspricht Skoda eine um zehn Prozent bessere Aerodynamik, der cw-Wert sinkt auf 0,30, das wäre neuer Klassenbestwert. Den CO2-Ausstoß will Skoda mit den Maßnahmen um 15 Prozent reduziert haben. Heißt also auch weniger Verbrauch.
Neben den ergänzenden Metallic-Farben Phoenix-Orange und Graphite-Grau sowie stylischen, schmalen LED-Heckleuchten war es das an neuen, charakterbildenen Maßnahmen. Auch das Update im Innenraum ist im Grunde schnell erzählt. Es gibt neue Farben, neue Dekorleisten, neue Sitzbezüge sowie eine aktualisierte Ambiente-Beleuchtung, die nun auch die hinteren Türverkleidungen in zehn Farben illuminiert. Der Beifahrersitz ist ab sofort ebenfalls elektrisch verstellbar zu ordern. Im Eco-Paket gibt sich der Karoq nachhaltig mit Sitzbezügen aus recycelten PET-Flaschen und lederartigen Sitzwangen, für die kein Tier sterben muss. Zudem hat Skoda die Sonderausstattungen einfacher gestaltet und in übersichtlichere Pakete zusammengefasst.
Im digitalen Bereich bringt Skoda den Karoq auf Stand der Technik und stattet ihn mit der aktuellen, dritten Generation des Modularen Infotainment-Baukasten aus. Noch im Laufe des Jahres erhalten alle Modelle das virtuelle Cockpit serienmäßig, über eine integrierte eSIM ist der SUV nun stets online, Apple CarPlay und Android Auto funktionieren kabellos, eine Phonebox zum induktiven Laden des Handys gibt es ab 920 Euro extra (bei Style serienmäßig).
Drei Benziner und zwei Diesel
Für Freunde der elektrischen Unterstützung bleibt das Facelift hingegen eher ernüchternd und damit wenig nachhaltig in Erinnerung. Es gibt weiterhin weder einen Mild-Hybrid noch einen Plug-In-Hybriden in der Preisliste. Für beides ist diese MQB-Plattform aus dem VW-Baukasten aktuell nicht gerüstet, eine Elektrifizierung ließe sich wohl auch wirtschaftlich nicht darstellen. So bleibt es bei drei Benzinern und zwei Dieseln, von 110 PS bis 190 PS. Meistverkaufter Motor ist der 150 PS starke 1,5 Liter-Benziner mit Zylinderabschaltung, der es auf einen Anteil von 42,5 Prozent bringt.
Bei der Ausstattung liegt die Linie Ambition mit 58,4 Prozent klar in Front. In dieser Kombination mit Frontantrieb kostet der Karoq ab 29.880 Euro und fährt sich dann auch erwartungsgemäß souverän. Ein harmonisches Team, bei dem wir uns vielleicht ein wenig mehr Engagement beim untertourigen Bummeln wünschen würden und ein bisschen weniger Lautstärke beim spontanen Gasgeben. Immer eine gute Alternative ist der gleichstarke Diesel (ab 33.330 Euro), der mit seinem Plus an Drehmoment noch besser zum Wesen des Karoq passt.
Insgesamt bleibt dieser, was er auch vor dem Facelift war: ein moderner Pragmatiker. Er federt durchweg eher ein bisschen softer als zu hart, hat reichlich Platz auf allen Sitzen und fasst bis zu 1.810 Liter Gepäck. Selbstbewusste 20.000 Stück plus planen die Tschechen per anno vom aufgefrischten Karoq zu verkaufen. Was Skodas Ambitionen als neue SUV-Kompetenz noch einmal unterstreicht. (SP-X)