Peugeot 408: Neustart für den «schnellen Rücken»

Peugeot 408: Neustart für den «schnellen Rücken»
Der Peugeot 408 wird als Plug-in-Hybrid mit zwei Leistungsstufen angeboten. © Peugeot

Wie man sich bei Peugeot einen „schnellen Rücken“ vorstellt, ist am Modell 408 zu sehen. Die neu aufgelegte Limousine haben wir unter Alltagsbedingungen getestet.

Um einen Peugeot 408 zu bekommen, musste man in der Vergangenheit in Asien, Südamerika oder Russland zum Händler gehen. Nun klappt das auch in Deutschland. Das von Grund auf neu konzipierte Modell ist eine veritable Limousine von fast 4,70 Metern Länge und dürfte von vielen als Crossover-Pkw angesehen werden, doch der Hersteller greift lieber zu einem im anglo-amerikanischen Raum gebräuchlichen Begriff: „Fastback“.

Fans des Films „Bullitt“ ist die wörtlich mit „schneller Rücken“ zu übersetzende Bezeichnung wohl noch am ehesten geläufig, im Vergleich zu dem von Steve McQueen pilotierten Ford Mustang kommt der Peugeot 408 aber viel zahmer und familienfreundlicher daher. Und zeitgemäßer. Obwohl Peugeot Jahrzehnte für Hochleistungsdiesel stand und sogar das 24-Stunden-Rennen von Le Mans damit gewann, ist der Selbstzünder nun komplett passé. Zusätzlich zur 225-PS-Version gibt es neuerdings einen Plug-In-Hybrid (PHEV), der mit 180 PS Systemleistung antritt und für diesen Test zur Verfügung stand.

Ein Hauch von SUV-Charme

Das i-Cockpit im Peugeot 408 bietet die wichtigsten Infos auf einen Blick. Foto: Peugeot

Ob Crossover oder Fastback: Der neue 408 ist ein Fahrzeug, das aus der Masse heraussticht. Eine weiche und elegante Linienführung kennzeichnet die Silhouette, Front und Flanken sind als Kontrast dazu mit allerlei Blechfalten und Sicken verziert und das Heck wirkt durch einen ebenso rustikalen wie robusten Stoßfänger in Schwarz fast so, als wären den Designern gerade dort die Ideen ausgegangen. Schwarze Radläufe und Schweller sowie eine auffällige Bodenfreiheit von 188 Millimeter versprühen einen Hauch von SUV-Charme, ein hoch sitzender Heckspoiler muss nicht nur als Luftleiter, sondern auch als Schmutzabweiser dienen: Ein Heckscheibenwischer fehlt nämlich.

Die Cockpit-Gestaltung erinnert in großen Teilen an das Modell 508, allerdings mit dem Unterschied, dass beim Fastback PHEV der Ganghebel durch einen Schieberegler ersetzt ist. Mit ihm wird die Fahrtrichtung vorgegeben, während die Funktionen Parken und „B“ für verstärkte Rekuperation per Tastendruck aktiviert werden. Als bekannte Größe kann das kleine Lenkrad gelten, über das hinweg der Blick auf die in mehreren Tiefenebenen darstellende Infotafel gerichtet wird. „3D-Display“ nennt Peugeot das. Dass es durch die ungewöhnlich tiefe Lenkradstellung zu Schwierigkeiten beim Ein- oder Aussteigen kommt, ist nur durch automatisches elektrisches Einfahren der Lenksäule beim Abstellen zu verhindern.

Batterie kostet Kofferraum

Obwohl der Radstand von 2,79 Metern nicht übermäßig groß erscheint, ist die Beinfreiheit auf den hinteren Plätzen enorm. Lediglich die geringe Dachhöhe von 1,48 Metern kann für Passagiere über 1,90 Meter Körpergröße ein Gefühl der Beengtheit auslösen. Der Raum für Gepäck mit 471 Litern angegeben, während es bei der konventionell angetriebenen Version 65 Liter mehr sind. Maximal stehen 1545 Liter zur Verfügung. An Staufächern und Ablagen fehlt es in der Kabine nicht, ihre Kapazität beläuft sich auf 33 Liter. Die 64 cm niedrige Ladekante erleichtert die Nutzung des Gepäckraums.

Das Antriebspaket besteht aus einem 1,6 Liter großen Turbobenziner mit 150 PS und einem 81 Kilowatt (110 PS) leistenden Elektromotor. Gemeinsam wirken sie auf die Vorderachse und es ist keine Überraschung, dass bei plötzlicher Aktivierung von maximalen 360 Newtonmetern Drehmoment das Zerren an den Antriebsrädern auch in der Lenkung spürbar wird. Der Stromvorrat von 12,4 Kilowattstunden soll laut Hersteller für 60 emissionsfreie Kilometer reichen, woraus sich ein rechnerischer Benzinverbrauch von 1,2 Litern je 100 Kilometer ergibt. Realistisch sind allerdings fünf bis sechs Liter, auch wenn es in diesem Test am Ende 6,3 Liter waren. Über Nacht an der Haushaltssteckdose geladen, versprach das Bordsystem eine elektrische Reichweite von 48 Kilometern. Die wurden auch erreicht. Der vom Hersteller kommunizierte Energieverbrauch liegt bei 15 kWh/100 km.

Entspannt auch im Verbrenner-Modus

Vom Fahrersitz aus herrscht gute Rundumsicht. Für die Passagiere bietet die Kabine vorn eine Innenbreite von 1,43 Metern, hinten sind es 1,38 Meter. Geräuscharm und geschmeidig gleitet der 408 durch die Kehren, auch wenn der Vierzylinder sich zuschaltet, bleibt es ruhig. Die Lenkunterstützung ist gerade so dosiert, dass stets fühlbarer Kontakt zur Fahrbahn besteht. Die Federung ist komfortabel abgestimmt, so dass sich ein entspanntes Fahrgefühl einstellt.

Die Beplankungen am Heck schützen vor Parkremplern. Foto: Peugeot

Die Entspannung kann aber schnell verfliegen, möchte man sich die Dienste des Infotainment-Systems zunutze machen. Die verschachtelte Menüführung ist mit verspielten Animationen garniert, die außer Ablenkungspotenzial nichts bringen. Wer versucht, über die Spracheingabe das „Telefon“ zu aktivieren, bekommt die Fahrtrouten zu Telekommunikations-Unternehmen in der Umgebung angeboten. Um den Fernsprecher händisch anzuwählen, brauchte es fünf Schritte, bis statt der Navigationskarte die Freisprech-Funktion auf dem Bildschirm erschien. Als Freudenquell ist dieses System also ungeeignet.

Als Modell 408 Hybrid 180 GT kostet der Wagen ohne Sonderausstattungen 49.050 Euro. Statt mit 3,7 kW kann man auch mit 7,4 kW laden, was das Befüllen der Batterie schneller macht, aber 500 Euro Aufpreis kostet. Induktives Laden des Smartphones und eine Rückfahrkamera mit 360-Grad-Monitoring schlagen zusammen mit weiteren 500 Euro zu Buche, so dass mit einigen sinnvollen Ergänzungen der Ausstattung schnell die 50.000-Euro-Marke geknackt ist.

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Axel F. Busse
Axel F. Busse ist gelernter Redakteur, sein kommunikations-wissenschaftliches Studium absolvierte er an der FU Berlin. Nach Tätigkeiten bei Tageszeitungen, wo er sich mit Auto- und Verkehrsthemen beschäftigte, arbeitet er seit 2003 als freier Autor ausschließlich in diesem Bereich. Außer für die Autogazette schreibt er für verschiedene Online- und Printmedien.

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