Plug-in-Hybride weichen immer stärker vom Testzyklus ab

Studie des ICCT und Fraunhofer Instituts

Plug-in-Hybride weichen immer stärker vom Testzyklus ab
Niemand kontrolliert, wie hoch die elektrische Fahrleistung bei Plug-in-Hybriden tatsächlich ist. © dpa

Dass bei Plug-in-Hybriden der Norm- vom Realverbrauch abweicht, ist bekannt. Vor allem Dienstwagen bieten ernüchternde Verbrauchswerte.

Die Abweichungen des Real- vom Normwert (WLTP) betragen dort bis zu 500 Prozent, wie eine Studie der Umweltschutzorganisation ICCT und des Fraunhofer ISI jetzt ergeben hat.

Grund ist vor allem die mangelnde Ladedisziplin der Nutzer. Privatkunden hängen ihr elektrifiziertes Auto deutlich häufiger an die Steckdose, trotzdem ist der Spritverbrauch im Schnitt dreimal so hoch wie vom Hersteller angegeben.

Durchschnittsverbrauch von bis zu 8,4 Litern

Im Detail hat die Studie ermittelt, dass Dienstwagen lediglich 11 bis 15 Prozent der Strecken elektrisch zurücklegen, was in einem durchschnittlichen Verbrauch von 7,6 bis 8,4 Litern je 100 Kilometer mündet. Das entspricht einem CO2-Ausstoß von 175 bis 195 Gramm pro Kilometer. Privat erworbene Plug-in-Hybride absolvieren hingegen 45 bis 49 Prozent der Strecken elektrisch. Ihr Verbrauch liegt bei 4,0 bis 4,4 Litern, die CO2-Emissionen bei 90 bis 105 Gramm. Als Basis für die genutzten Werte zum Realverbrauch dienten Online-Verbrauchsforen, Umfragen und Herstellerdaten

Die deutlichen Unterschiede zwischen privaten und dienstlich genutzten Plug-in-Hybriden dürfte mindestens zwei wichtige Gründe haben. Zum einen werden Dienstwagen häufiger für Langstreckenfahrten genutzt, Akkukapazität und Ladegeschwindigkeit reichen bei den meisten Modellen nicht annähernd aus, um diese elektrisch zu bestreiten. Zum anderen verfügen viele Dienstwagenfahrer über eine Firmen-Tankkarte und sparen sich aus ökonomischen Überlegungen das Tanken in der heimischen Garage, das sie häufig selbst finanzieren müssten.

Realitätsnäheres Testverfahren gefordert

Im Vergleich zu früheren Untersuchungen von Fraunhofer ISI und ICCT aus dem Jahr 2020 ist die Abweichung von Plug-in-Hybridfahrzeugen damit noch weiter angestiegen. »Plug-in-Hybride, welche nach der neuen WLTP-Norm zertifiziert sind, weisen tendenziell eine noch höhere Abweichung auf als ältere, NEFZ-zertifizierte Modelle.«, sagte Georg Bieker, einer der Mitautoren.

Wie die Forscher herausfanden, sei jedes Jahr die Abweichung zwischen offiziellen und realen Kraftstoffverbräuchen und CO2-Emissionen um etwa 0,1 bis 0,2 Liter je 100 Kilometer gestiegen

Förderprogramme überdenken

Die Verfasser der Studie fordern vor dem Hintergrund der Ergebnisse ein realitätsnäheres Testverfahren für die Emissionen von Plug-in-Hybriden, eine Anhebung der vorgeschriebenen elektrischen Mindestreichweite sowie einen Verzicht auf Förderprogramme wie den deutschen Umweltbonus.

„Um die Überschreitung der offiziellen Emissionen nicht weiter zu erhöhen, sollten Förderinstrumente wie Kaufprämien und reduzierte Dienstwagenbesteuerung an den Nachweis eines elektrischen Fahranteils von etwa 80 Prozents oder einen Verbrauch von etwa 2 Litern pro 100 km im realen Betrieb geknüpft sein« empfiehlt ICCT-Direktor Dr. Peter Mock der Bundesregierung. Die Bundesregierung plant jedoch, die Förderung von PHEVs Ende des Jahres auslaufen zu lassen. (FM/SP-X)

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