Fiat 500e: Charme hat seinen Preis

Fiat 500e: Charme hat seinen Preis
Der Fiat 500e kommt an - trotz seines Preises. © Fiat

Der Fiat 500 ist ein Bestseller. Sein Design kommt bei den Kundinnen und Kunden an. Längst gibt es ihn auch als batterie-elektrische Version.

Der Fiat 500 zaubert wohl fast jedem Betrachter ein Lächeln ins Gesicht. Und nicht nur das: Der Kleinstwagen, der in seiner aktuellen Ausgabe seit 2007 auf dem Markt ist, verkauft sich weiterhin wie geschnitten Brot.

Kein Wunder also, dass die Italiener ihrem seit 2021 erhältlichen batterieelektrischen Modell den Namen und optische Anleihen ihres Erfolgsmodells gegeben haben. Für Käufer des kleinen Stromers aber gut zu wissen: Beim Namen und der Optik hören die Ähnlichkeiten auf. Der 500e ist ein technisch erwachsenes Auto, beim Preis allerdings auch.

40.000 Euro in der Topausstattung

Wir fuhren den Stromer als Limousine in der Topausstattung „La Prima“, die für stolze 40.000 Euro in der Preisliste steht und die – immerhin – bis auf Aufpreise für Außenlackfarben (bis zu 2100 Euro) und ein Mode-2-Ladekabel (250 Euro) alles an Bord hat, was Fiat für den kleinen Charmebolzen offeriert.

Zum Serienumfang zählen etwa das Infotainment-System Uconnect 5 mit einem 10,25 Zoll großen Touchscreen und integriertem Navigationssystem, LED-Scheinwerfer, 17-Zoll-Leichtmetallfelgen und eine Ablage für das kabellose Laden von Smartphones. Auch die Ausstattung mit Assistenzsystemen ist üppig, hier steht der Kleine in der Prima-Ausstattung größeren Stromern um nichts nach.

Länge von 3,63 Meter

Bleiben wir zunächst bei Äußerlichkeiten. Der 3,63 Meter kurze 500e sieht einfach putzig aus, ein richtig süßer kleiner Charmebolzen mit fröhlichem Gesichtsausdruck und jeder Menge rundliche Formen, ein Designer-Gegenentwurf zu den angesagten SUV-Formen. Die 17 Zoll großen Alus lassen den kleinen Stromer größer wirken als er tatsächlich ist. Innen geht es für Fahrer und Beifahrer durchaus luftig zu, auch Langgewachsene finden ein bequemes Plätzchen.

Dass es im Fond angesichts der Länge des Fahrzeugs nicht gerade üppig zugeht, steht außer Frage und Kritik. Wer sich nach hinten traut, sollte trotzdem nicht allzu groß sein und zudem in den Knien und Hüften beweglich sein. Die meisten Besitzer dürften den Fond als Erweiterung des Kofferraums nutzen. Der fällt mit 185 Liter klassentypisch sehr übersichtlich aus, reicht für den Transport von zwei Wasserkästen. Das Umlegen der Rücksitzlehnen bringt allerdings nicht viel mehr Staukapazität. Zwar steigt das Ladevolumen in der Theorie auf 550 Liter, aber eine fette Stufe behindert das Beladen. Unverständlich, dass Fiat angesichts der aufgerufenen Preise ein solches Sitzsystem anbietet; das können andere Hersteller von Kleinstwagen besser.

Stilvoller Innenraum

DIe Verarbeitungsqualität im Fiat 500e ist in Ordnung. Foto: Fiat

Ansonsten gefällt die Innenausstattung. Hier merkt man, dass Fiats Designer ein Händchen für schönes und stilvolles Interieur haben. Das verwendete Kunstleder für Lenkrad und Sitze fühlt sich gut an; die Mischung aus digitalen und analogen Bedienelementen stimmt, dito die Verarbeitungsqualität. Wer die JBL-Musikanlage aufdreht, fühlt sich – je nach Musikwahl – in einem Konzertsaal oder in einer Rockarena.

Mit dem 118 PS starken E-Motor ist der Fiat 500e angenehm normal motorisiert. Wie bei einem E-Auto üblich, geht es mit leichtem Druck aufs Gaspedal gleich zu Sache Eine klassische Schaltung ist nicht vorhanden, die Gangwahl erfolgt über vier Drucktasten P, N, R und D. Also auf D gedrückt und los geht es. Und zwar ziemlich flott. An der Ampelkreuzung zeigt der Charmebolzen, dass er nicht nur niedlich kann: Von 0 auf 50 km/h braucht er 3,1 Sekunden.

Tempo 150 km/h möglich

Ist doch immer wieder schön, die Verblüffung anderer Verkehrsteilnehmer zu registrieren. Kleinstwagen – ob konventionell oder elektrisch – werden immer gern unterschätzt. Bis er die 100er Marke auf der Landstraße erreicht zieht es sich aber länger, 9 Sekunden gehen bis dahin ins Land. Bis Tempo 150 sind auf der Autobahn möglich, im Alltag geht es aber selten um Höchstgeschwindigkeit. Im überwiegenden Einsatz auf Land- und Bundesstraßen bewegten wir uns im Geschwindigkeitsbereich bis 100 km/h. Flott um die Kurven geht einfach, allerdings ist der Hoppelfaktor hoch. Der kurze Radstand lässt grüßen.

Drei Fahrmodi lassen sich aktivieren, Normal, Range und Sherpa. Letzterer ist dazu gedacht, die letzten Reichweitenkilometer aus dem System herauszukitzeln, wenn zwischen Ladesäule und Restreichweite eine Differenz klafft.

Mit Range aktiviert man das One-Pedal-Fahren, nimmt man den Fuß vom Gaspedal, verzögert man automatisch. Das bietet sich im Stadtverkehr mit viel Stop&Go-Einheiten an. Die meisten Zeit bewegten wir uns im Normalmodus und kamen auf einen Durchschnittsverbrauch von 15 kWh, knapp über dem WLTP-Wert von 14,4 kWh. Die offizielle Reichweite von gut 300 Kilometer verfehlten wir, mehr als 260 Kilometer holten wir aus der 42 kWh großen Batterie bei sommerlichen Temperaturen nicht heraus. Laden lässt sich der Stromer übrigens mit bis zu 85 kW an der Schnellladesäule.

Ambitionierter Preis

Der Fiat 500e ist mit einem 118 PS starken E-Motor unterwegs. Foto: Fiat

Keine Frage, der Fiat 500e ist ein schicker Kleinstwagen, der mit seinem freundlichen Design und seinem technischen Layout überzeugen kann. Nicht für die oft gefahrene Langstrecke, aber im Alltag reicht er für zwei Personen. Allerdings ist er angesichts seiner Länge sehr ambitioniert eingepreist. Los geht es ab 31.000 Euro für die Basisvariante mit einem 23,8 kWh großem Akku und einem 95 PS starken E-Motor. Die Reichweite liegt bei 190 Kilometer. Mit dem 42 kWh-Akku startet die Preisliste ab 35.000 Euro, dann auf Stahlfelgen. Selbst wenn man die aktuelle Umweltprämie von rund 7.200 Euro abzieht, bleiben stolze Preise übrig.

Der Abstand zu elektrischen Kleinwagen mit mehr Platz ist gering, wenn überhaupt. So kostet der batterieelektrische Opel Corsa mit 136 PS und einer Reichweite von 350 Kilometern ab rund 35.000 Euro, dessen Charmefaktor fällt allerdings niedriger aus als beim 500e. (SP-X)

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