Audi Q8: Souverän bis in die kleinste Faser

Kleines Facelift für SUV-Flaggschiff

Audi Q8: Souverän bis in die kleinste Faser
Audi hat den Q8 einem Facelift unterzogen, die Änderungen fielen indes marginal aus. © Audi

Audi ist in unruhigem Fahrwasser. Mit Gernot Döllner hat die Marke einen neuen Chef, der einen strikten Sparkurs fährt. In diesen Zeiten präsentiert die VW-Tochter den neuen Q8.

Er bringt etwas Normalität zurück in Tage, in denen Gernot Döllner Projekte, die sein Vorgänger Markus Duesmann noch angeschoben hat, auf den Prüfstand stellt.

Trotz E-Strategie bauen die Ingolstädter ihr SUV-Flaggschiff weiter mit Verbrennermotoren – parallel zum elektrischen Q8 e-Tron. Mit über 200.000 verkauften Einheiten seit 2018 ist der margenträchtige Q8 international gesehen einfach zu wichtig, um Audis gestresste Kassen zu füllen.

Sparsames Update für SUV-Flaggschiff

Nach fünf Jahren folgt nun ein sparsames Update. Am diskreten Luxus des Q8 ändert sich wenig. An Front und Heck aktualisiert Audi vor allem die Signatur des LED-Lichts, das sich nun individualisieren lässt. Vorne fällt das blaue Ambiente der neuen Scheinwerfer auf, die jetzt pfeilförmiger ausschauen, das Tagfahrlicht wurde höher positioniert.

Das neue HD Matrix-LED-Licht (1.940 Euro) verfügt nun über vier raffinierte Grafiken, die sich per MMI-System programmieren lassen. Integriert ist ein leistungsstarkes Laser-Fernlicht, das sich ab 70 km/h zuschaltet und die Reichweite deutlich erhöhen soll. Premiere feiern ebenfalls neue Heckleuchten mit OLED-Technik (990 Euro). Die ultraflachen Leuchtblättchen ziehen sich über die gesamte Breite, ein neuartiger Näherungssensor warnt Autofahrer, die dichter als zwei Meter auffahren, mit kompletter Tannenbaumbeleuchtung.

Grill wurde leicht modifiziert

Ansonsten sind die Änderungen im Detail eher marginal und entsprechen dem zurückhaltenden Wesen des SUVs, der mit seiner sportlichen Figur und den rahmenlosen Türen auch nach fünf Jahren keine Altersflecken aufweist. Der modernisierte Oktagon-Grill wirkt jetzt etwas breiter. In der Basis sind die vertikalen Einleger in Tropfenform, beim S-Line und dem Topmodell SQ8 in L-Form. Front- und Heckschürzen sind dezent neu geformt, ebenso die nun zweidimensional ausgeführten Audi-Ringe. Es gibt fünf neue Räder-Designs von 21 bis 23 Zoll (Serie: 20 Zoll) und drei neue Außenfarbenfarben (Sakhirgold, Ascariblau, Chilirot). Die fetten Endrohre sind jetzt sichtbar und müssen sich nicht mehr hinter Plastikblenden verstecken, die Typbezeichnung wandert – wie schon beim Q8 e-Tron – an die B-Säule.

Um im Innenraum des neuen Audi Q8 Änderungen zu erkennen, muss man genau hinschauen. Foto: Audi

Innen müssen selbst Q8-Kenner ganz genau hinschauen, um Updates zu entdecken. In einem zeitlosen Ambiente, das sich in Großserie kaum solider zusammenfügen lässt, verwendet Audi neue Dekorleisten und Ziernähte, die HD-Auflösung des digitalen Kombiinstruments sticht im wahrsten Sinne des Wortes ins Auge. Das App-Angebot wurde aktualisiert, so lassen sich jetzt Spotify oder Amazon Music direkt ansteuern. Auch einige Assistenten bringt Audi auf Vordermann.

Motorenangebot nicht verändert

Technisch belässt es Audi bei der Maxime: „Never change a winning team“ – wenn es nicht wirklich nötig ist. Denn das ist teuer. So bleibt es beim bewährten Layout. Die MLB-Plattform teilt sich der im slowakischen Werk Bratislava gebaute Q8 weiterhin mit seinen Konzernbrüdern Porsche Cayenne, VW Touareg oder Lamborghini Urus. Das Motorenangebot ist ebenfalls wie gehabt.

In den Preislisten stehen vorerst die zwei bewährten Sechszylinder-Diesel mit 231 PS und 286 PS sowie der bekannte Sechszylinder-Benziner mit 340 PS. Obendrauf sattelt Audi erneut den Leistungssportler SQ8 mit 507 PS starkem Achtzylinder. Anfang 2024 folgen noch zwei Plug-In-Hybride mit stärkeren Akkus, die eine elektrische Reichweite von rund 100 Kilometer ermöglichen sollen, dazu kommt der Überflieger RSQ8 von Audi Sport mit reichlich mehr als 600 PS. Ganz neue Motoren wird Audi dann ab 2026 nicht mehr entwickeln, höchstens noch Weiterentwicklungen, die den zukünftigen Abgasnomen Rechnung tragen.

Alle Motorisierungen mit Mild-Hybrid

Alle vier aktuell angebotenen Kraftwerke verfügen über eine Achtstufen-Tiptronic, ein 48 Volt starkes Mild-Hybrid-System mit Lithium-Ionen-Batterie und Riemen-Starter-Generator, der beim Verzögern rekuperiert und laut Audi bis zu 0,8 Liter auf 100 Kilometer Sprit spart.
Vielleicht mag der Q8 mit seinen Verbrennern zu einer aussterbenden Gattung gehören, zum Alteisen zählt er noch lange nicht. Das merkt jeder spätestens hinterm Steuer. Mit der Routine aus fünf Jahren Bauzeit zementiert der Q8 auf jedem Meter seine Führungsrolle unter den Audi-SUVs, manch einer sagt sogar im Segment.

Der Q8 ist die in Blech gestanzte Souveränität. Dafür sorgt neben der direkt ansprechenden Lenkung vor allem das Fahrwerk. Serienmäßig rollt der Q8 mit Stahlfahrwerk zum Kunden. Die Investition in eine adaptive Luftfederung (980 Euro) ist sinnvoll, weil sie Straßenschäden noch einmal deutlich sensibler ausbügelt.

4800 Euro Aufpreis für Fahrwerkpaket Advanced

Wer noch direkter mit der Straße verbunden sein möchte, bestellt das Fahrwerkspaket Advanced (4800 Euro), bei dem ein Sperrdifferential die Kraftmomente zwischen den Hinterrädern verteilt. Teil des Pakets ist unter anderem die elektromechanische Wankstabilisierung, die über E-Motoren den Härtegrad der Stabis verändert. Von soft bis hart. So unterstützt, meistert der Q8 schnelle Kurven aufrecht und nahezu ohne Seitenneigung.

Man glaubt fast, mit dem Erwerb der technischen Krücke die Fliehkräfte gleich ganz abzubestellen. Wer jetzt noch 1.150 Euro in die Allradlenkung steckt, wird sich wundern, wie ein Fünfmeter-Geselle gefühlt auf die Größe eines Kompaktwagens schrumpft. Sie schlägt die Hinterräder bis zu sechs Grad entgegen den Vorderrädern ein und erhöht damit die Handlichkeit des großen SUVs deutlich.

Dreiliter-Diesel passt ideal

Den Audi Q8 bietet die VW-Tochter weiter auch mit Verbrennungsmotor an. Foto: Audi

Als Traumpartner zum Q8 erweist sich einmal mehr der 50 TDI mit Dreiliter-Diesel. Der Drehmoment-Hammer von 600 Newtonmetern trifft hier auf feine Laufkultur und einem Real-Verbrauch von unter neun Litern. Audi ruft dafür knapp 90.000 Euro auf. Noch einmal mindestens 30.000 Euro mehr kostet das Vergnügen, mit dem SQ8 vom Hof zu fahren.

Zeitweiliges Gänsehaut-Blubbern des Achtzylinders und Leistung im Überfluss helfen dabei, sich Verbräuche von mindestens 13 Litern und einen Einstiegspreis von 119.500 Euro schön zu reden. Wer zusätzlich sein Kreuzchen bei den neuen, geschmiedeten 23-Zöllern (2.790 Euro) unseres Testwagens setzt, sollte wissen, dass er damit Härte ins Spiel bringt. Auch wenn die großen Räder die Q8-Optik formvollenden, leidet das souveräne Abrollen doch spürbar. Der Komfort-Kurs erhält eine ziemlich sportliche Note. Mit der Ruhe im Sturm ist es dann vorbei. (SP-X)

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