Abarth 500e Turismo: Skorpion unter Strom

Abarth 500e Turismo: Skorpion unter Strom
Kleiner E-Sportler mit Sound: der Abarth 500e Turismo in kräftigem Acid Blue. © FCA

Mit dem 500e wagt Abarth den Schritt zum E-Auto. In Sachen Sound allerdings klingt der stromernde Kraftzwerg noch wie ein großer Verbrenner.

Es ist eine Frage, über die man trefflich streiten kann: Braucht ein ziemlich kleines, aber auch ziemlich sportliches E-Auto einen Sound wie ein hochgezüchteter Benziner – heiser röhrend, außen wie innen deutlich vernehmbar? Absolut nicht, werden Vertreter der reinen Elektro-Lehre sagen. Wo doch die annähernde Geräuschlosigkeit gerade ein Vorzug dieser Antriebsart ist. Unbedingt, dürften Freunde gepflegter Auspuff-Arien dagegenhalten. Fahren hat auch mit Geräusch zu tun, schnelles Fahren mit mehr Geräusch – logisch.

Abarth löst jeden möglichen Konflikt zu diesem Thema auf salomonische Weise: Die besser ausgestattete Version des neuen Strom-Flitzers 500e, die den Beinamen Turismo trägt, hat grundsätzlich den modifizierten Ghetto-Blaster an Bord. Und: Er ist deaktivierbar. Wer mag, kann also je nach Fahrzustand am sonoren Brummen oder am heiseren Fauchen erfreuen. Erster Eindruck von der ersten Testfahrt mit dem muskulösen E-Zwerg: Das ist anfangs ganz lustig. Aber auf Dauer nervt die modulierte Geräuschkulisse dann doch.

Gut kontrollierbare Dynamik

Flink um die Ecke: Kleine Landstraßen machen im E-Abarth am meisten Spaß. Foto: FCA

Schließlich reduziert die schlagartig einkehrende Ruhe nicht den Spaß, den das gut motorisierte Wägelchen macht. 114 kW (155 PS) und das maximale Drehmoment von 235 Nm sorgen, wenn gewünscht, in Kombination mit einer etwas breiteren Spur als beim Fiat 500e und einer annähernd ausgewogenen Gewichtsverteilung vorne und hinten für reichlich gut kontrollierbare Dynamik. Im Modus Turismo geht es noch etwas verhalten dahin, im Modus Scorpion Street schon deutlich flotter. Und bei Scorpion Track fällt die bei den anderen Einstellungen obligatorische hohe Rekuperation mit One-Pedal-Driving weg – alle Beschleunigung- und Verzögerungsvorgänge funktionieren noch direkter und deutlicher.

Für die Statistik: In 7,0 Sekunden sprintet das nur 3,67 Meter kurze Kraftpaket von null auf Tempo 100, bei 155 Sachen wird elektronisch abgeregelt. Die gebotene Leistung fühlt sich angesichts der kleinen Karosse und des Gewichts von gut 1,4 Tonnen schon recht sportlich an, Landstraßen zweiter und dritter Ordnung mit schönen Kurvenkombinationen liegen dem Italo-Stromer besonders. Allzu lange sollte man es allerdings nicht fliegen lassen, sonst schrumpft die von Abarth mit maximal 265 Kilometer angegebene Reichweite rasch zusammen. Nach unserer Testfahrt innerorts und recht munter über Land signalisierte die Verbrauchsanzeige um die 17 kWh je 100 Kilometer. Ein akzeptabler Wert.

Auffällige Lackierung, schickes Interieur

Im Turismo erwartet die Passagiere Alcantara und ein Sportlenkrad. Foto: FCA

Geladen wird der aus dem normalen 500e bekannte, 294 Kilo schwere Akku mit einer nutzbaren Kapazität von 37,8 kWh mit maximal 85 kW. Und zwar unter idealen Bedingungen in 35 Minuten von null auf 80 Prozent. Am Wechselstrom-Lader fasst der E-Abarth 3,0 kW (einphasig, 13 A) oder 11,0 kW (dreiphasig, 16 A).

Schnöde Daten und Zahlen, die glatt dem Blick vom Wesentlichen ablenken könnten. Nämlich von der Tatsache, dass es die Italiener mit wenigen, gezielten Eingriffen geschafft haben, aus dem Fiat 500e ein Fahrzeug mit ganz eigenem Abarth-Charakter zu machen. Diverse optische Modifikationen hier, dazu besonders auffällige Lackierungen und ein sportlich-schickes Interieur da – fertig ist der Kraftsportler im Bonsai-Format.

Bei den Preisen ist der Abarth 500e wiederum ziemlich erwachsen. Die Limousine steht ab 37.990 Euro in der Liste, das Cabrio kostet 3.000 Euro mehr. Die Serienausstattung ist recht umfangreich. Allerdings fehlen etwa der dem Abarth 500e Turismo vorbehaltene Intelligente Geschwindigkeitsassistent und die 360-Grad-Parksensoren samt Rückfahrkamera. Und natürlich der Sound-Generator. Für den Turismo ruft Abarth mindestens 42.990 Euro auf, der Aufschlag fürs Cabrio bleibt gleich. (SP-X)

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