Bislang war die zählbare Begeisterung der Kundschaft für den neuen Beetle überschaubar. Kleinere Motoren könnten die Zuneigung jetzt erleichtern. Ein effizientes Stadtauto aber ist der Wiedergänger des Käfers noch immer nicht.
Von Martin Woldt
Nun aber Volkswagen! Der Käfer mag Kult sein. Darauf verlassen sollte sich der neue Beetle aber lieber nicht. Gerade mal 605 Neuzulassungen verzeichnet das KBA für die ersten zwei Monate. Golf und Jetta hingegen trugen sich im gleichen Zeitraum 36.500 mal in Flensburg ein. Von einer "Publikumsverweigerung" zu sprechen, wäre allerdings noch zu früh, denn Wolfsburg senkt jetzt die Hemmschwelle.
Bislang war der Beetleja nur mit angeberischen 200 PS zu haben und trug ein Preisschild von 27.000 Euro um den Hals. Nun aber gibt es drei neue, wenn man so will, Einstiegsmotoren: Zwei Benziner (77kW/105 PS und 118 kW/160 PS) und einen Diesel (77kW/105 PS). Die sollte auch für den Beetle die Dinge in ein freundlicheres Licht rücken.
Für Kurzstreckenpendler
Mit 16.950 Euro bildet der kleine 1.2 105 PS starke TSI-Vierzylinder das Einfallstor in die Beetle-Welt. Das ist 25 Euro unter dem Basis-Golf bei ähnlich solider Grundausstattung so schlecht nicht. Doch muss man sich bei dieser Entscheidung ein paar Dinge klar machen. Je aufgeregter man mit dem kleinen Benziner zu Werke geht, desto weiter entfernt er sich von seinen offiziellen Verbrauchswerten (5,0 Litern außerorts und 5,9 Litern im Durchschnitt).
Wer häufig auf sein durchaus vorhandenes Sprintvermögen (von null auf hundert in 10,9 Sekunden) setzt, wird sich an größere Zahlen gewöhnen müssen.
Gelassenheit zahlt sich aus
Flott unterwegs kommt das Aggregat nicht ohne seinen Turbolader aus und kennt dann auch an der Tankstelle keine Verwandten. Deutlich über acht Liter nach strammer Fahrt wies unser Bordcomputer aus. So bringt man sich womöglich um jenes Geld, dass man bei der Anschaffung einst sparen wollte. Und auch als Stadtauto für Hektiker ist er keine überzeugende Empfehlung. Auf dem Prüfstand gemessene 7,6 Liter sind so bescheiden nicht und sähen mit einer Start-Stopp-Automatik gewiss besser aus. Die aber ist derzeit noch nicht im Angebot.
Ausgeglichene Temperamente hingegen werden ihn mögen. Die Geräusche halten sich in dezenten Grenzen. Die Lenkung tut leicht und griffig ihren Dienst. Der Pedaleinsatz ist sehr bequem. Vom Fahrwerk ist höchsten bei kurzen Stößen etwas in den gut gepolsterten Sitzen zu spüren. Allenfalls das Überholen will ein bisschen vorbereitet sein. Zwar liegt das maximale Drehmoment von 175 Newtonmetern schon ab 1550 Touren an. Aber in den Gängen 5 und 6 fühlt man sich erst oberhalb von 3000 Umdrehungen im rechten Drive, um dem Laster vorab den Schneid abzukaufen.
Für Mittelstreckler
Wer um die 100 Kilometer pendelt, sucht die wöchentliche Begegnung mit seinem Tankwart nach Möglichkeit hinauszuschieben. Die dafür derzeit beste Wahl im Beetle ist der nunmehr verfügbare 1.6 TDI Diesel. Ob Golf, Polo oder Passat, der Selbstzünder ist aktuell VWs schärfstes Schwert in Sachen Effizienz. Und dürfte dies auch im Beetle unter Beweis stellen. Mit 19.375 Euro ist er in der Anschaffung zwar deutlich teurer. Vergleicht man aber mal die vom ADAC ermittelten monatlichen Gesamtkosten (4 Jahre Haltedauer/15.000 Kilometer pro Jahr), zeigt sich: Mit 497 Euro ist er letztlich günstiger als der kleine Einstiegsbenziner (503 Euro).
Mit 180 km/h in der Spitze ist er genauso schnell. Und man sieht ihm nach, dass er bei 11,5 Sekunden von null auf 100 ein bisschen langsamer in Fahrt kommt. Weil man das unter Umständen ganz anders empfindet. Sein kraftvolles maximales Drehmoment von 250 Newtonmetern (ab 1500 Touren) entfaltet sich überzeugend und druckvoll. Was man leider etwas deutlicher als nötig hört und nicht so recht zum unbekümmerten Espirt des Beetle passen will.
Vertrautes Verhalten
Das mag neben der gesparten Dämmung auch an nur fünf Gängen liegen, die bis in höhere Drehzahlbereiche unbekümmerter ausgefahren werden. Sie gehen dafür besser durch die Schaltgasse als beim Benziner und bieten dem Fahrer präzisere Druckpunkte. Der Verbrauch wird offiziell mit 4,5 Litern angegeben. Nach unserem ersten Eindruck weicht er in der Praxis nicht allzu weit davon ab . Unser Bordcomputer signalisierte selbst nach zügiger Fahrt noch Angaben um die sechs Liter. Was zu Erfahrungswerten mit dem selben Aggregat im Golf passt.
Für die Reise
Auch den 160 PS starken 1.4 TSI kennt man bereits aus dem Golf. Dort ist er allerdings erst für 23.175 Euro zu haben. Im Beetle gibt es ihn bereits ab 19.825 Euro. Mit Kompressor und Turbolader bestückt, ist er auch hier ein kraftvoller Antreiber, der einen sehr ausgewogenen Eindruck hinterlässt. Mit 8,3 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 zeigt er eine sportliche Note (Vmax 208 km/h). Und gibt doch nie den Nervtöter, selbst wenn´s beim Überholen mal schnell gehen muss. Seit breiter stabiler Bass untermalt den zügigen Aufbau des Drehmomentes (240 Newtonmeter ab 2500 Touren). Im sechsten Gang, wenn nur noch die Abrollgeräusche zu hören sind, empfiehlt er sich für die entspannte Reise.
Im ADAC Gesamtkostenvergleich gibt er sich mit 556 Euro im Monat allerdings anspruchsvoller als die andern beiden Neuen. Das liegt unter anderem am nicht unbescheidenen Stadtverbrauch, der offiziell mit 8,7 Litern auf 100 Kilometer ausgewiesen wird. Auf dem Prüfstand ermittelte 5,3 Liter sind es für die Landstraße, 6,6 Liter im Durchschnitt. Macht einen CO2-Wert von 153 Gramm pro Kilometer und bringt als Energiesparlabel nicht mehr als ein mittelmäßiges D. Was übrigens auch für die 137 g/km des kleinen 1.2 TSI-Benziners gilt. Nur der Diesel sticht hier mit seinen 119 g/km heraus und erhält ein ansehnliches B. Wer mindestens ein grünes A verlangt, der wird bis Juli warten müssen. Dann kommen die BlueMotion-Modelle auf den Markt.
Bilderschau des VW Beetle