Cadillac Lyriq: So elektrisch klingt die Zukunft

Cadillac Lyriq: So elektrisch klingt die Zukunft
340 PS Leistung und 425 Newtonmeter an Drehmoment verleihen dem US-Crossover Souveränität. © GM

Die GM-Marke Cadillac bringt ihr erstes E-Auto. Der fünf Meter lange Crossover Lyriq kommt deutlich schlanker daher als deutsche Konkurrenz.

Darauf muss man erst einmal kommen. Cadillac nennt sein erstes Elektroauto Lyriq, weil die amerikanische Luxusmarke über die vergangenen Jahrzehnte hinweg in mehr als 1.000 Songs erwähnt wurde. So oder so soll er den Aufbruch in eine neue Zeit symbolisieren. Und die ist elektrisch.

Reif für die E-Mobilität sind die Amerikaner allerdings noch längst nicht. Die Highways füllen nach wie vor riesige SUVs und Pickups mit durstigen Achtzylindern. Auch die Infrastruktur an Ladesäulen steckt noch in den Anfängen – zumindest, wenn man die Staaten außerhalb Kaliforniens betrachtet. Immerhin: General Motors, Mutter der Marken Cadillac, Chevrolet, GMC und Buick, will in den USA ein flächendeckendes Ladenetz errichten und zu Anfang des nächsten Jahrzehnts keinen Pkw mehr mit Verbrenner vom Band laufen lassen.

Modulare Plattform für alle GM-Konzernmarken

Die Entwickler des Lyriq haben professionelle Arbeit abgeliefert. Foto: GM

Bei Cadillac macht der Lyriq den Anfang. Das fünf Meter lange Crossover-Modell tummelt sich in der Klasse von Mercedes EQS SUV, Audi e-tron und BMW iX, wirkt aber deutlich schlanker als diese. Jahrelang hat GM eine komplett auf Elektroantrieb ausgelegte Architektur entwickelt. Die modular aufgebaute Plattform trägt den Namen Ultium. Sie soll – ähnlich wie bei anderen Konzernen – zukünftig allen GM-Marken zur Verfügung stehen.

Im Lyriq stellt sie 104 kWh an Kapazität zur Verfügung, was nach dem amerikanischen EPA-Verbrauchszyklus eine Reichweite von rund 500 Kilometern ergeben soll. WLTP-Werte gibt Cadillac noch nicht bekannt. Schließlich würde man damit verraten, ob der Lyriq überhaupt nach Deutschland und Europa kommt. Allerdings gilt der europäische Kontinent in Sachen E-Mobilität derzeit als jener mit der größten Dynamik. Die beste Gelegenheit also, die Marke Cadillac neu zu positionieren und wegzukommen von Image durstiger Achtzylinder.

Bemerkenswert sind Ruhe, Geschmeidigkeit und Komfort, die der Lyriq an den Tag legt. 340 PS Leistung und 425 Newtonmeter Drehmoment verleihen dem US-Crossover eine solide Souveränität. Entspannter lässt sich kaum über den Highway gleiten. Erst recht nicht, wenn man den Super-Cruise-Button gedrückt hat. Das elektronische Assistenzsystem ist so etwas wie ein halbautonomer Autopilot. Erstmals darf man auf vielen Straßen sogar die Hände vom Lenkrad nehmen, das Auto fährt von allein, hält Spur und Abstand, beschleunigt und bremst und fährt im Stop&Go-Verkehr selbstständig wieder an.

Langer Radstand bietet viel Beinfreiheit

Im Cockpit zieht das breite und leicht gebogene Display alle Blicke auf sich. Foto: GM

Das Raumgefühl im Lyriq ist außergewöhnlich. Der lange Radstand bietet besonders den Passagieren im Fond Beinfreiheit im Business-Class-Format. Eher in Richtung First Class gehen Materialauswahl und Verarbeitung. Im Cockpit zieht das breite und leicht gebogene Display alle Blicke auf sich. Die Anzeigen hinter dem Lenkrad sind in vier unterschiedlichen Konfigurationen darstellbar, der rechte Teil des Bildschirmes ist für Infotainment und Navigation zuständig. Alles lässt sich intuitiv über Touch oder per Drehsteller auf der Mittelkonsole steuern.

So modern es oben zugeht, so konventionell läuft es unten ab. Denn bei der Bedienung der Klimatisierung entschieden sich die Lyriq-Designer für eine klassische Schalterleiste. Verwechslung ausgeschlossen. Man weiß die Einfachheit der Schalter zu würdigen, sobald man im One-Pedal-Modus fahren möchte. Um die stärkste Rekuperation zu aktivieren, bedarf es eigentlich nur eines Fingertipps auf dem Display. Nur muss man zuvor das richtige Untermenü finden, was die Sache etwas umständlich macht. Zudem bremst der Lyriq ziemlich stark ab – besser wäre ein System mit Kamera und Navigationsdaten.

In den USA beginnt der erste elektrische Cadillac bei 62.990 Dollar. Auch wenn der Wechselkurs gerade bei etwa 1:1 steht, sollte man nicht erwarten, den Lyriq hier für die gleiche Euro-Summe zu bekommen. Aber auch bei 75.000 Euro wäre er immer noch günstiger als seine deutschen Mitstreiter – und beim Thema Individualität ohnehin unschlagbar. (SP-X)

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