Toyota wagt sich wieder auf das Terrain der Mini-Vans. Mit dem Verso-S kommt ein Mobil auf dem Markt, das sich sowohl für den Alltag als auch auf längeren Reisen als familientauglich erweist – trotz einer minimalen Länge von 3,99 Metern.
Von Thomas Flehmer
Der Buchstabe "S" setzt bei sehr sportaffinen Autofahrern viel Testosteron frei. Denn zumeist verbirgt sich hinter dem neunzehnten Teil des deutschen Alphabets die Bezeichnung "Sport" – und das bedeutet schnell, sportlich, nicht unbedingt sparsam. Japanische Autohersteller verwenden den in deutschen Texten am vierthäufigsten vorkommenden Buchstaben in englischer Manier für Space, übersetzt mit Raum. Beim Toyota Verso S kommt dem "S" sogar noch die Bedeutung für small, sprich klein, zu.
Viersitzer für fünf Personen
Denn der späte Nachfolger des Yaris Verso, der vor gut elf Jahren das Segment der Mini-Van gründete, misst von Stoßstange zu Stoßstange gerade mal 3,99 Meter und stellt sich damit den Mitbewerbern Kia Venga oder Citroen C3 Picasso, die aber knapp zehn Zentimeter länger sind. Im Innenraum merken die Insassen davon fast gar nichts. Fahrer und Beifahrer sitzen bequem und haben eine ansehnliche Instrumententafel vor sich, die ab Sommer sogar mit dem neu entwickelten Multimedia-System und Navi genannten Touch and Go geordert werden kann. Trotz der geringen Länge sitzen auch die Personen im Fond für dieses Segment äußerst bequem. Bei einem Radstand von 2,55 Metern sind die Beine nicht in Gefahr und dank einer zum Heck ansteigenden Dachlinie bleiben auch die Köpfe verschont.
Der als Fünfsitzer ausgelegte Verso-S bietet aber eher vier als fünf Personen Platz. Der Mittelplatz ist sehr schmal, auch wenn das "S" diesmal nicht gebraucht werden soll. Für die Fahrt zum Kindergarten oder zur Schule und zurück können drei Kinder die Fahrt schon aushalten, darüber würde es eng werden, nicht nur mit der Größe, sondern auch mit der Geduld. Wäre der Verso-S aber nur als Viersitzer deklariert, gäbe es rechtlichen Ärger, wenn mal fünf Personen auf der Kurzstrecke transportiert werden müssen.
Platz für zwölf Vollbäder
Doch nicht nur Personen können bequem transportiert werden, auch Gepäck kann reichlich mitgenommen werden. Denn der Verso-S bietet von Anfang an 429 Liter Stauvolumen, womit das Gepäck der vier reisenden Personen nicht mit der Bahn aufgegeben werden müsste.
Dank eines verschiebbaren Kofferraumbodens kommen noch weitere Liter hinzu. Sind die Sitze umgeklappt, fasst der 1388 Liter, Platz für zwölf Vollbäder – aber ohne Badewannen. Dafür sorgt die schon erwähnte aufsteigende Dachlinie und eine steil abfallende Heckklappe. Von vorn hat der Verso das Toyota-Gesicht erhalten und sieht mit seinen Markanten Scheinwerfern und den Kniffen im Frontbereich aus wie ein verlängerter iQ.
Geringer Durst
Wie der ein Meter kürzere Kleinstwagen des größten Automobilherstellers arbeitet auch unter der Haube des Verso-S der bereits bewährte 1,33 l Dual VVT-i Motor mit 73 kW/ 99 PS und einem bei 4000 Umdrehungen pro Minute anliegenden maximalen Drehmoment von 125 Newtonmetern. Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Das "S" steht nicht für sportlich.
In gemütlichen 13,3 Sekunden rollt der Mini-Van, dessen baugleiche Schwester Subaru demnächst als Trezia vorstellt, in Richtung 100 km/h und forciert die Geschwindigkeit anschließende noch weitere 70 Stundenkilometer. Dank sechs Gängen und einem gut funktionierenden Stopp-Start-System hält sich der Durst mit 5,4 Litern zurück. Wird das optionale Multidrive S-Getriebe, ein automatisiertes Schaltgetriebe, geordert, sollen sogar lediglich fünf Liter die Schläuche auf 100 Kilometern durchfließen.
Große Preisdifferenz zum Diesel
Das Fahrwerk macht dabei einen guten Eindruck. Straßenunebenheiten werden komfortabel gemeistert, die Kurvenjagd entfällt wegen oben genannter Geschwindigkeitswerte. Zudem müssen sich der linke Fuß und die Kupplung aufeinander einstellen. Neben dem Benziner steht auch noch ein 1,4 Liter große Dieselaggregat mit 66 kW/90 PS zur Auswahl, für das sich aber laut Toyota lediglich zehn Prozent der Kunden dieses Segmentes entscheiden.
Die bis zu zehnprozentige Minderheit müsste auch mindestens 17.300 Euro für den Selbstzünder investieren. In der dritten Ausstattungsvariante Life, für die sich rund 65 Prozent der Käufer entscheiden werden, sind es dann schon wenigstens 19.300 Euro. Der Benziner steht in dieser Version für 16.950 Euro im Schaufenster, das automatisierte Schaltgetriebe würde dann noch einmal 1275 Euro Aufpreis kosten. Mit dem Sechsgang-Schaltgetriebe startet der Verso-S dagegen schon bei 14.950 Euro. Im Vergleich mit dem um einige tausend Euro teureren Trezia von Subaru erfährt das "S" dann noch eine weitere Bedeutung: Schnäppchen – und nicht mal ein schlechtes.