Der VW Passat Variant gilt als typisches Vertreterauto. Doch der Kombi der Wolfsburger bietet so viele Stärken, dass er ein breites Klientel anspricht.
Eigentlich ist der VW Passat in seiner Kombivariante das klassische Fahrzeug des eiligen Handelsreisenden. Jahrelang bot er diesen mit potenten Dieselmotoren, viel Komfort und noch mehr Platz beste Argumente diesseits der Liga von Audi, BMW und Mercedes. Die achte Generation, seit 2014 auf dem Markt, schwächelt hingegen ein bisschen beim Absatz.
Das liegt zum einen natürlich am Dieselskandal, zum anderen aber auch an der stetig wachsenden Vorliebe, nicht nur der Deutschen, für das SUV. Diesbezüglich können wir aus eigener Erfahrung sagen: Wenn man nur lange genug in einen solchen gestiegen ist, kommt einem so ein Passat schon recht sportlich-niedrig vor. Wie gut er sich als Alltagsauto macht, wollten wir an Hand des stärksten Benziners ausprobieren.
Unterwegs mit 2.0 TSI mit 272 PS
Unsere Wahl fiel nicht zufällig auf den 2.0 TSI mit 272 PS. Diesseits der Diesel bietet er das souveränste Drehmoment und 272 Pferde sind in Zeiten, da selbst potente Kompaktautos deutlich mehr als 300 dieser Vierbeiner unter der Haube haben können, noch nicht einmal übertrieben. Und wenn man einen relativ kleinen Motor mit hoher Leistung nicht immer am Limit bewegt, ist er auch halbwegs sparsam, was wir von zu kleinen Downsize-Motoren bislang nicht behaupten können.
Für die Leistung unseres Testwagens hätte man noch vor zehn Jahren drei Liter Hubraum und sechs Zylinder benötigt, heute genügen vier Töpfe und eben jene zwei Liter, die sich in Kombination mit dem Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe und einer gelassenen Fahrweise mit einem Testverbrauch von 8,5 Litern begnügen. Nach Norm hätten es 7,1 sein sollen. Sprintleistungen wie 5,6 Sekunden von null auf 100 haben wir nicht nachgeprüft. Auch die abgeregelte Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h zu testen war im Winter nicht opportun. Nutzt man die zulässige Höchstgeschwindigkeit der Winterreifen häufiger aus, sind Verbrauchswerte um 10 Liter realistisch.
An dieser Stelle werden die üblichen Passat-Berufsfahrer zucken, braucht doch ihre Diesel immer locker zwei bis drei Liter weniger. Den Benziner wird man nicht kaufen, um im Jahr 50.000 Kilometer runterzuschrubben, sondern um ihn als normales deutsches Durchschnittsauto mit 12.000 bis 15.000 Kilometern zu bewegen. Dann fällt der Mehrverbrauch nicht so ins Gewicht.
Mit viel Langstreckenkomfort
Der Langstreckenkomfort ist in jedem Fall gegeben. Schon allein, weil Motor, Getriebe und Fahrwerk ein großes Maß an Souveränität vermitteln, wie wir es eher aus der oberen Mittelklasse der Premiumhersteller gewohnt sind. Überhaupt macht der Passat was her mit seiner breiten Schnauze, dem etwas grimmigen Blick und den klassischen Linien, die man als langweilig oder eben als zeitlos elegant empfinden kann.
Auch im Innenraum muss der Passat keinen Vergleich mit den Premiumwettbewerbern fürchten. Die Verarbeitung ist makellos und das Platzangebot üppig. Natürlich setzt VW alles an Konnektivität und Bildschirmtechnik ein, was der Konzern hergibt. Dazu wird der Passat gerade an dieser Stelle mit einem Facelift ab Sommer nochmal aufgerüstet.
Unser Testwagen fuhr noch in der alten Version vor und auch die bietet eigentlich auch schon alles, was man so braucht und vielleicht sogar noch ein bisschen mehr.
Menüführung gewöhnungsbedürftig
Für VW-Fahrer dürfte die Logik der Menüführung einigermaßen intuitiv sein. Umsteiger von anderen Marken müssen manchmal kurz überlegen, wo sich denn nun gerade was befindet. Aber man kommt zurecht. Schön ist die Eigenart des großen Displays in der Mittelkonsole, bei Annährung mit der Hand den angezielten Bereich automatisch zu vergrößern. Das erhöht für Gleitsichtbrillenträger die Trefferquote.
Die Bedienlogik des Telefons könnte man nochmal überdenken. Kontakte oder die Tastatur-Option lassen sich in anderen Systemen schneller finden. Nahezu alle Hersteller verweisen bei derlei Kritik auf die stetig wachsenden Möglichkeiten der Sprachsteuerung, die wir ganz allgemein gerne bestätigen, aber noch immer für ungenügend halten. Da ist auch die im Passat keine Ausnahme.
Ausreichend Platz im Kofferraum
Zweifellos schick ist die Option, das Display für den Fahrer nach dessen Geschmack anzupassen. Hier gilt allerdings, wie so oft in diesem Bereich, dass weniger Information mehr Durchblick bringt. Die klassische Ansicht mit großen Instrumenten und zentralen Navi-Hinweisen ist dem möglichen Sammelsurium an Infohäppchen im Alltag deutlich vorzuziehen.
Über die Qualität der Sitze oder die Größe des Kofferraums (650 – 1.780 Liter) muss man keine Worte verlieren. Da ist nichts zu verbessern. Natürlich lässt sich VW ein Auto dieser Größe und dieser Leistung sehr ordentlich bezahlen. 48.930 Euro sind in der Ausstattung Highline fällig und dann kommen noch die Extras. Lockere 10.000 Euro stehen allein für die R-Line inklusive elektrischer Ledersitze und das größte Navi-System nebst einiger Kleinigkeiten zu Buche. Viel Geld für einen Mittelklassekombi, relativ günstig für ein mittelgroßes Premiummodell. (SP-X).