VW ID.3 Pro: So hätte man ihn sich zum Start gewünscht

Unterwegs mit der 58 kWh Batterie

VW ID.3 Pro: So hätte man ihn sich zum Start gewünscht
Das Basispreis für den ID.3 liebt bei knapp unter 40.000 Euro. © Carl Mertens

Das ist er also, der neue ID.3 von VW. Kann er im Gegensatz zum Vorgänger nach seinem Facelift überzeugen? Unser Test gibt die Antwort.

Mit dem VW ID.3 fing im Spätsommer 2020 alles an. Mit ihm wollte der Wolfsburger Autobauer die Elektromobilität im Volumensegment so richtig aufmischen. Dafür hatte man extra eine eigene Plattform entwickelt, den Modularen Elektrifizierungsbaukasten (MEB).

Mit ihm wollte man die Vorteile nutzen, die eine rein auf Elektroautos abgestimmte Architektur bietet. Die Voraussetzungen waren mit dem MEB also ideal, um ein batterie-elektrisches Fahrzeug mit Eroberungspotenzial auf die Räder zu stellen.

Vorgezogenes Facelift

Doch es kam anders als gedacht. Statt Lob gab es geharnischte Kritik am ID.3. Und die bezog sich nicht nur auf das Design, sondern auch die Verarbeitungsqualität. In der Fachpresse und bei den Kundinnen und Kunden fiel er glatt durch. Die Materialien entsprachen nicht dem, was die Kundschaft von VW erwartet – und auch die Software sorgte bei den Nutzern nicht nur wegen ihrer Langsamkeit für Irritationen. Doch die Verantwortlichen bei VW haben auf die Kunden gehört und das Facelift vorgezogen – und die Kunden bei der Überarbeitung einbezogen. Doch nicht alle Schwachstellen wurden ausgebessert wurden. Doch dazu später mehr.

Der VW ID.3 hat nach dem Facelift optisch gewonnen. Foto: Carl Mertens

So, wie der neue ID.3 vorfährt, wirkt er mit seiner neuen Front und der neuen Haube deutlich frischer, ja, durchaus attraktiv. Dazu beigetragen hat neben dem neuen Stoßfängerdesign vor allem der Verzicht auf die schwarze Kunststoffleiste unterhalb der Windschutzscheibe. Dadurch wirkt der ID.3 gestreckter.

Gutes Raumgefühl

„Und, wie gefällt er Dir?“ frage ich den Nachbarn, der zu mir kommt, als ich den ID.3 vor dem Haus parke. „Ja, der sieht gut aus“, sagt Ulli, ein Mitfünfziger. Er selbst fährt noch einen alten Touran, will jetzt aber auch umsteigen auf ein E-Auto.

Ein ID.3 steht bei ihm in der engeren Wahl. Dieser Entschluss hat sich bei ihm bestärkt, nachdem er den ID.3 kurz Probe gefahren hat. „Das macht richtig Spaß – und ich sitze sogar richtig bequem auf dem Fahrersitz.“ Ulli ist ein Zwei-Meter-Mann und ist nicht das, was man als zierlich bezeichnet. Doch der ID.3 mit seiner Länge von 4,26 Meter bietet ihm ein gutes Raumgefühl – und auch die Materialanmutung spricht ihn an.

VW hat hier deutlich nachgebessert und den Anteil von hartem Plastik durch geschäumten Kunststoff ersetzt und die Türen mit Stoff bezogen. Das alles hat dem Innenraum gutgetan. Damit entspricht der ID.3 wieder eher dem, was ein VW-Kunde von einem Modell erwartet, dass wie der von uns getestete ID.3 Pro mit der kleinen 58 kWh Batterie knapp unter 40.000 Euro kostet – mindestens.

Weiterhin unbeleuchteter Slider

Effizient im Verbrauch: der ID.3 von VW. Die Slider sind leider immer noch nicht beleuchtet. Foto: Carl Mertens

Doch eines – was beim Vorgänger für Kritik sorgte – besteht weiterhin. Es ist der unbeleuchtete Slider für die Lautstärke des Infotainmentsystems und die Raumtemperatur. Zudem gibt es am Lenkrad nach wie vor die Touch-Tasten, die einfach schlecht bedienbar sind. Bei diesen beiden Punkten wird es erst Anfang kommenden Jahres Verbesserungen geben. Den Nachbarn haben diese zwei Punkte übrigens nicht gestört. Die Materialien im Innenraum sind übrigens absolut tierfrei. Und bestehen zu einem hohen Anteil aus recycelten Materialien.

Laut Pressemappe ist das Betriebssystem unsers Testwagen übrigens mit der aktuellen Software-Version 3.5 ausgestattet. Das System läuft zwar stabil, braucht allerdings gerade beim Hochfahren nach wie vor seine Zeit – das sollte schneller gehen. Da wir schon beim mäkeln sind. Eine Sache ist nervig – und die betrifft das Navigationssystem. Gibt man ein Ziel ein, für dessen Erreichen die Batteriekapazität nicht ausreicht, legt das Navi einen Ladestopp fest. Ich war nicht in der Lage, ihn intuitiv zu löschen, um ihn durch einen anderen Stopp zu ersetzen. Doch das sei möglich, so ein VW-Sprecher auf Nachfrage. Von diesem Aspekt abgesehen, funktioniert das Navi gut, verfügt auch über einen E-Routenplaner.

Handlich zu fahren, auch in der Stadt

Einen guten Eindruck hinterlässt der ID.3 in der Stadt. Hier lässt sich der Hecktriebler ausgesprochen handlich bewegen, kommt gerade einmal auf einen Wendekreis von 10,3 Metern. Das Fahrwerk des Stromers der Wolfsburger hinterlässt ohnehin einen stimmigen Eindruck. Es ist straff, aber nicht zu straff, umso auf den schlechten Straßen Berlins noch für ausreichend Komfort zu sorgen.

Unterwegs mit dem VW ID.3 im Weserbergland. Foto: Carl Mertens

Auch auf der Langstrecke von Berlin nach Ottenstein gibt sich der ID.3 auch mit seiner kleinen Batterie keine Blöße, die übrigens für eine Reichweite von bis zu 426 Kilometer reichen soll. Tut sie das? Das haben wir auf der Rückfahrt ausprobiert. Nein, die 426 km schafft er nicht. Doch wir haben bei Abfahrt mit einer zu 100 Prozent geladenen Batterie 334 Kilometer zurücklegt. Bei unserer Ankunft in Berlin-Zehlendorf zeigte die Batterieanzeige noch zwei Prozent an. Auf dieser Strecke kamen wir auf einen Verbrauch laut Bordcomputer von 15,7 kW – und das mit 20 Zoll Leichtmetallfelgen. Laut WLTP stehen je nach Ausstattung zwischen 15,3 bis 16 kW/100 km. Mit unserem Verbrauch erweist sich der ID.3 damit als ausgesprochen effizient. Muss geladen werden, erfolgt dies mit 120 kW.

Dass das Facelift dem ID.3 gut getan hat, zeigt sich nicht nur an den Reaktionen des Nachbarn, sondern auch an den Verkaufszahlen. Sie sind zuletzt deutlich angestiegen. So wurden allein im ersten Halbjahr dieses Jahres 49.800 ID.3 an Kundinnen und Kunden ausgeliefert.

Keine Beiträge vorhanden