Der Renault Espace bietet nicht nur viel Platz, sondern auch einen effizienten Antrieb. Sein Vollhybrid hinterlässt einen stimmigen Eindruck.
Aus dem Euro-Van-Pionier ist ein schnödes SUV geworden. Das kann man bedauern. Oder sich einfach am modernen Ambiente und dem effizienten Antrieb des neuen Renault Espace freuen. Vor Seinesgleichen zumindest braucht sich der Franzose dank eines ausgeprägten eigenen Charakters nicht zu verstecken.
Vom avantgardistischen Ur-Espace der 80er-Jahre hat sich die nun sechste Generation maximal entfernt. Spielte schon Nummer fünf mit Crossover-Elementen, ist das aktuelle Modell nun ein klassisches SUV im Stil von Skoda Kodiaq, Kia Sorento und Nissan X-Trail. Mit letzterem teilt er sich die Plattform und einen Teil der Technik, was von außen aber kaum und innen gar nicht zu erraten ist.
Moderner Innenraum im Espace
Wo der Nissan auf eher gediegen-klassische Möblierung setzt, zeigt der Renault ein dezidiert modernes Interieur mit großen Displayflächen und wenigen Tasten. Bedient wird das Infotainment über den Touchscreen oder den sehr verständigen Google-Sprachassistenten.
Generell gefällt die Bord-Software des amerikanischen IT-Giganten, die auch den Kartendienst Maps umfasst, der als Navigationssystem fungiert. Insgesamt ist das Infotainment komplex und voll mit Untermenüs. Weil wichtige Funktionen wie die Klimaanlage aber weiterhin über manuelle Schalter angesteuert werden, fällt die Grundbedienung leicht.
Lässt man die Aufmerksamkeit vom Cockpit des Renault Espace Richtung Fond und Gepäckabteil wandern, fällt ein großzügiges Platzangebot auf. Fünf Personen sitzen sehr bequem und luftig. Auch das optionale Panoramaglasdach schränkt die Kopffreiheit nicht spürbar ein. Zahlreiche gut dimensionierte Ablagen und mehrere USB-Ports für Handy und Co. sorgen darüber hinaus für Bequemlichkeit und Familienreise-Komfort.
Bis zu 1417 Liter Kofferraumvolumen
Der Kofferraum ist der Klasse entsprechend recht geräumig, fasst bei umgeklappter Rückbank bis zu 1417 Liter. Wer mehr Platz für Passagiere braucht, kann zwei ohne Aufpreis angebotene Notsitze herausklappen, auf denen es sich dank erträglich großem Fußraum selbst als mittelgroßer Erwachsener verblüffend gut aushalten lässt – zumindest auf kurzen Strecken. Eine echte Prüfung in Gelenkigkeit ist allerdings das Einsteigen in Reihe drei, vorbei an den umgeklappten Lehnen der Vordersitze.
Auch wenn der neue Espace zu den geräumigeren SUV auf dem Markt zählt – mit dem Platzangebot und der Variabilität der ersten Generationen kann er bei weitem nicht mehr mithalten. Immerhin lässt sich die Rückbank längs verschieben, um die Aufteilung zwischen Passagier- und Gepäckabteil an den aktuellen Bedarf anzupassen. Auffällig ist auch die deutlich schlechtere Übersicht – statt großer Van-Fenster gibt es hohe SUV-Schultern und eher kleine Glasflächen, durch die der Blick nach hinten eingeschränkt ist.
Guter Komfort dank langem Radstand
Auf von früher gewohntem Niveau hingegen ist der Fahrwerkskomfort. Der lange Radstand und die gut ansprechende Federung bügeln bei Reisetempo auch den schlimmsten Knitterasphalt weg, lediglich mit schlecht gepflegten Stadtstraßen kommen die großen 20-Zoll-Räder (optional) nur mäßig gut klar.
Dafür verzichtet der neue Espace auf die Schwammigkeit und Trägheit, die früher viele französische Autos kennzeichnete. Eine mitlenkende Hinterachse (ab „Esprit Alpine“) lässt das große SUV stattdessen durchaus agil wirken, sorgt beim Rangieren zudem für Handlichkeit.
Hoher E-Fahranteil
Ein Alleinstellungsmerkmal in dieser Klasse ist der alternativlos angebotene Vollhybridantrieb des Espace. Kooperationspartner Nissan bietet die Renault-Technik im X-Trail gar nicht an, setzt stattdessen auf seinen „E-Power“ genannte seriellen Hybridantrieb. Die relativ aufwendige Konstruktion aus 1,2-Liter-Dreizylinderbenziner, zwei E-Motoren und einem speziellen Getriebe ist auf Sparsamkeit und einen möglichst hohen rein elektrischen Fahranteil getrimmt.
Beides klappt recht gut: Im Schnitt begnügt sich der Antrieb auch ohne besondere Sparanstrengungen des Fahrers mit knapp 6 Litern. Im Stadtverkehr lassen sich zudem verblüffend weite Strecken zurücklegen, ohne dass der Verbrenner auch nur einmal einspringen muss. So zeigt sich der Hybrid oft von der besten Seite.
Dreizylinder wird recht laut
Der Antrieb kann aber auch anders: Nicht immer übergeben sich Verbrenner und E-Motor die Arbeit ganz reibungslos, manchmal wirkt das Zusammenspiel geradezu erratisch. So dreht der Dreizylinder manchmal unvermittelt und akustisch unschön hoch oder beide Kraftquellen werden sich nicht einig, wer nun für Beschleunigung sorgen soll. Vor allem bei Überschreiten der Richtgeschwindigkeit gibt sich der Antrieb zögerlich. Bei 174 km/h ist dann endgültig Schluss mit Vortrieb.
Der nicht immer harmonische und souveräne Antrieb ist nun ein kleiner Wermutstropfen. Insgesamt überzeugt der Espace auf der Straße, bei der Bedienung und beim Ambiente. Mit 44.760 Euro ist der Fünf- beziehungsweise Siebensitzer zudem einigermaßen attraktiv eingepreist. Vor allem, da die Ausstattung bereits ordentlich ist und auch Posten wie Navigation, elektrische Heckklappe und adaptives LED-Licht umfasst. Wer noch einmal gut 3.000 Euro drauf legt, bekommt das vor allem optisch aufgewertete „Esprit Alpine“-Modell, das sich dann auch mit weiteren Optionen wie der Glasdach, Head-up-Display oder Matrix-LEDs aufrüsten lässt.
Wer heutzutage auch mal mehr als vier Mitfahrer hat und nicht gleich einen Kleinbus kaufen will, kommt an einem siebensitzigen SUV nicht vorbei. Der Renault Espace gehört in diesem Fall mit seinem sparsamen Hybrid und dem modernen Innenraum sicher auf die Kandidatenliste. Die leichten Abzüge beim Antriebskomfort lassen sich angesichts der Vorzüge wohl für viele Käufer verkraften. (SP-X)