Mazda CX-60 Diesel: Gegen den Trend

Unterwegs mit dem Diesel

Mazda CX-60 Diesel: Gegen den Trend
Der Mazda CX-60 ist nun auch als Diesel zu bekommen - und weist einige Besonderheiten auf. © Mazda

Nach der Doppelherz-Version kommt der CX-60 nun als 3,3-Liter-Reihensechser. Damit fährt der japanische Hersteller Mazda mal wieder gegen den Trend.

Mut haben sie in Fuchu. Da hadert die halbe Auto-Welt mit dem Öl-Einspritzer, streitet um seine Abgase und wie man sie am besten entgiftet – doch bei Mazda hat der Diesel nicht bloß ein Nischenplätzchen. Im Gegenteil: Während die Konkurrenz in Scharen zum E-Antrieb überläuft, ertüftelt Mazda extra einen mit 48 Volt unterstützten Reihen-Sechszylinder. Längs eingebaut und mit einem antiquiert anmutenden Hubraum von 3,3 Litern. Das klingt so gar nicht nach Aufbruch.

Soll es aber sein: Bei Mazda glauben sie nämlich ganz fest daran, dass im guten alten Kolbenmotor noch gewaltiges Potenzial steckt. Auch abseits von Downsizing und immer größeren Ladern. Nicht ohne Grund sind die Japaner bekannt für Extratouren mit technischer Finesse. Und Akku hin, Wasserstoff her – es wird dauern, bis wir alle mal mit Strom unterwegs sind. Wenn überhaupt. Und mindestens bis dahin wird es wohl noch Verbrenner geben. Mitglied in der E-Fuel-Alliance ist man schließlich nicht ohne Grund. Für diese Philosophie haben sie bei Mazda den Begriff „Multi Solution“ erdacht. Soll heißen: Gerüstet für alle Fälle.

Fünf Einspritzungen pro Takt

Spannend für Freunde innerer Werte: Kaskaden im Kolbenboden teilen den Düsenstrahl, so dass sich die fünf Einspritzungen pro Takt nicht mehr überlagern. Zudem verdichtet das neue Triebwerk mit phänomenal niedrigen 15,2:1 und damit nahe an der Grenze, wo der in die heiße Luft injizierte Diesel überhaupt noch aufflammt. Dafür verbrennt er kühler und setzt spürbar weniger Stickoxide frei. SCR-Kat dahinter – fertig ist nach Herstellerangaben „eines der saubersten Dieseltriebwerke der Welt“. Mit mehr als 40 Prozent Wirkungsgrad – und kaum schwerer als der viertöpfige Vorgänger.

Ansprechend und übersichtlich: das Cockpit des Mazda CX-60. Foto: Mazda

Okay, beim Kaltstart lässt sich nicht ganz verbergen, dass hier ein kerzenloser Verbrenner am Werk ist, sonst aber haben die Ingenieure viel getan, um Nageln und andere Störgeräusche zu minimieren. Nur unter Volllast lässt der Selbstzünder – selbst mit Stromes Hilfe aus dem 0,33-kWh-Akku – ordentlich von sich hören.

200 PS und 254 PS im Angebot

Im Angebot sind eine 200-PS-Variante in Kombination mit Heckantrieb sowie eine Allrad-Version mit etwas mehr Ladedruck und 254 PS. Immer an Bord ist eine Acht-Stufen-Automatik, die statt eines Wandlers mit einer Lamellenkupplung arbeitet. Den Sprint auf Tempo 100 erledigt das 4,75 Meter lange Top-Modell in 7,9 Sekunden, bei Tempo 219 wird abgeregelt. Im Modellmix des CX-60 soll es der Diesel auf immerhin 40 Prozent bringen.

Mit der ungewöhnlich langen Motorhaube, dem wuchtigen Heck und den bis zu 20 Zoll großen Rädern hebt sich der CX-60 wohltuend vom optischen Einerlei der üblichen Wuchtbrummer ab. Raum hat’s vorne wie hinten reichlich, allenfalls der Einstieg erfordert ein klein wenig Demut vor dem Design. Bei voller Bestuhlung bleiben 570 Liter Laderaum, umgeklappt sind es gut 1,7 Kubikmeter. Und wenn selbst dieser Platz nicht reicht: Achtern dürfen dank des üppigen Drehmoments von bis zu 550 Nm stolze 2,5 Tonnen an den Haken.

Freunde gepflegter Bogenfahrt waren bei Mazda seit jeher gut aufgehoben. Gezielte Bremseingriffe am kurveninneren Hinterrad sorgen beim CX-60 nun für noch mehr Dynamik und erlauben trotz knapp zwei Tonnen Leergewicht leicht untersteuernde Kurvenhatz bis weit in den Grenzbereich. Mag der Allradler den besseren Bumms haben – agiler ist man mit dem Hecktriebler unterwegs. Auch weil die Lenkung dort feinfühliger reagiert.

Straff abgestimmtes Fahrwerk

Das Fahrwerk gibt sich ausreichend straff, was zur Folge hat, dass es auch mal ein bisschen ungefiltert zugeht. Aber wer will schon mit einer Sänfte unterwegs sein? Auf welligem Geläuf allerdings neigt das Heck zu unnötiger Unruhe. In den gut konturierten Sitzen stellt sich dennoch ein, was sie bei Mazda „Jinba Ittai“ nennen – das Gefühl der Einheit von Ross und Reiter.

Vernünftiger ist ohnehin sanftes Gleiten. Das passt besser zum geräuschgedämmten Innenraum und auch zum Charakter der Automatik, die im Sport-Modus gelegentlich etwas nervös sortiert. Derart entspannt und behütet von diversen elektronischen Fahrhilfen kann der Blick schweifen über die feinen Materialien im Innenraum und die hochwertige Verarbeitung, mit denen Mazda ganz offensiv in den Premium-Bereich drängt. Gerade auf fernöstliche Handwerkskunst legen sie in Japan schließlich besonderen Wert.

So wartet etwa die Topausstattung „Takumi“ stets mit weißem Nappaleder und Ahornholz auf, die Stoffeinsätze sollen dabei an traditionelle Kimonos erinnern. Anhänger schwarzer Bespannung hingegen sollten zum eher sportlichen Modell „Homura“ greifen. Besonders erfreulich: Mazda stemmt sich gegen den Touch-Trend und setzt auf klassische Tasten, Knöpfe und Drehregler.

Komfort dank Gesichtserkennung

Schick gezeichnet: das Heck des Mazda CX-60. Foto: Mazda

Hübsches Gimmick: Das optionale „Driver Personalisation System“ speichert per Gesichtserkennung automatisch die optimale Position für bis zu sechs Fahrer. Die anhand der Körpergröße empfohlene Sitzeinstellung erweist sich jedenfalls nahe am Optimum. Etwas Gewöhnung erfordert das extrem flach über der Mittelkonsole thronende 12,3-Zoll-Display, das der Navi-Anzeige in Fahrtrichtung wenig Raum lässt.

Die Türen zum CX-60 mit Heckantrieb öffnen sich ab 46.150 Euro, für den Allradler ruft Mazda ab 51.350 Euro auf. Doch dabei bleibt es in den wenigsten Fällen. Schließlich wird der Anteil der Basisversionen intern auf gerade mal vier Prozent geschätzt. Interessenten für die dicken Diesel gibt’s laut Mazda genug. Die Eroberungsrate liege bei 42 Prozent, heißt es. Und wie man hört, sollen in erklecklicher Anzahl frühere Fans deutscher Nobelmarken darunter sein.

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