Die erste Auflage des Jeep Compass fand nur selten den Weg zu deutschen Kunden. Neu konzipiert schlägt die zweite Generation des Kompakt-SUV die richtige Richtung ein.
Auch wenn der Modellname gegenteiliges suggeriert, ist es Jeep nicht gelungen, die erste Compass-Generation klar zu verorten. Für ein modernes SUV war er zu kauzig und verschroben, als Offroad-Alternative bot er nicht das nötige Technikarsenal. Die mit Fiat zusammen entwickelte Neuauflage ist da deutlich klarer positioniert: Mittlerweile ist der Compass ein feines SUV, das vor allem Kunden locken dürfte, die mehr als nur einen klassischen Kompakten wollen. Darüber hinaus bietet der seit kurzem verfügbare Neuling einen Hauch Jeep-DNA, wenn man denn bereit ist, für entsprechende Offroad-Technik etwas tiefer in die Tasche zu greifen.
Vor allem optisch hat der Compass im Vergleich zum eher plumpen Vorgänger gewonnen. Zwar sind ein paar Ähnlichkeiten wie ein Kühlergrill mit sieben Längsstreben oder die rechteckigen Radhäuser geblieben, doch ansonsten erfreut die gut 4,40 Meter lange Karosserie mit stimmigen Proportionen, eleganten Linien und urbanem Schick.
Modernes Interieur des Jeep Compass
Der äußere Look findet seine Entsprechung im Interieur mit einem aufgeräumten und modernen Arbeitsplatz. Vom Billig-Grusel-Flair des Vorgängers keine Spur. Dafür: Schickes Leder, ein großer Touchscreen für das – natürlich aufpreispflichtige – Infotainment-Navisystem und Softoberflächen. Die Fahrgastzelle versprüht Wohlfühlatmosphäre, wenngleich Materialien und Verarbeitung stellenweise auch Optimierungspotenzial bieten. Überraschend dürftig fällt vorne das Angebot an Ablagemöglichkeiten aus.
Das Platzangebot geht hingegen absolut in Ordnung. Vorne und hinten haben Fahrgäste viel Entfaltungsspielraum. Dank des flachen Kardantunnels taugt sogar die Rückbankmitte als vollwertiger Sitzplatz. Für Gepäck stehen immerhin 438 Liter zur Verfügung. Drückt man die beiden jeweils an den äußeren Enden der Rückbanklehne befindlichen Hebel, werden daraus 1.251 Liter Ladevolumen. Dank Zwischeneinlage schließt der Kofferraumboden bündig mit der Ladekante ab, was das Einladen schwerer Gepäckstücke erleichtert. Unter dem herausnehmbaren Kofferraumboden befindet sich noch ein mächtiger Hohlraum, der, sofern sich dort kein Ersatzrad befindet, noch viel Platz für Kleinkram bietet. Praktische Kleinigkeiten wie Taschenhaken, Verzurrösen und eine 12-Volt-Steckdose sind außerdem vorhanden.
Niedrige Drehzahlen für die gemütliche Fahrweise
Per Knopfdruck lässt sich der von uns getestete 1,4-Liter-Benziner mit 125 kW/170 PS starten. Akustisch bleibt das Aggregat meist angenehm im Hintergrund, unter anderem auch dank der neunstufigen Wandlerautomatik, die unmerklich und behände die Gänge wechselt und so bei gemütlicher Fahrweise für meist sehr niedrige Drehzahlen sorgt. Werden bergauf unter Last erhöhte Drehzahlen aufgerufen, wird der Vierzylinder allerdings etwas knurrig. Immerhin schiebt der kleine Motor den Compass einigermaßen druckvoll und dank des optionalen Allradantriebs auch mit viel Grip voran.
Im Bedarfsfall sind eine Sprintzeit von 9,5 Sekunden und eine Topspeed von 200 km/h möglich. Bei Geschwindigkeiten jenseits der 30 bis 40 km/h wird die Kardanwelle zur Hinterachse automatisch entkoppelt, was sich günstig auf den Spritverbrauch auswirkt. 6,9 Liter soll der Benziner auf 100 Kilometer verbrauchen, wer sehr zurückhaltend fährt, wird auch mit weniger hinkommen. Bei einer an die Geschwindigkeitslimits angepassten Fahrweise waren es bei uns 7,8 Liter.
Keine Blöße im Gelände
Wer eine sparsamere Benzinervariante will, kann alternativ noch den 1.4er mit 103 kW/140 PS in Kombination mit Frontantrieb und manuellem Sechsgangschaltgetriebe bekommen. Der Minderverbrauch beträgt allerdings nur 0,7 Liter. Effizienter arbeiten die drei Dieselaggregate mit 1,6 oder 2,0 Liter Hubraum und den Leistungsstufen 88 kW/120 PS, 104 kW/140 PS und 125 kW/170 PS.
Bei der Fahrwerksabstimmung ist Jeep ein für den Alltag ordentlicher Kompromiss gelungen. Der Unterbau bietet eine gewisse Verbindlichkeit, doch unkomfortabel ist der Compass nicht. Und er ist auch kein Spaßverderber, wenn es mal etwas flotter durch Kurven gehen soll. Doch angesichts nur mäßig konturierter Sitze, einer etwas indifferenten Lenkung und einer Tendenz zur Schlagseite wird man sich mit moderaten Links-rechts-Experimenten zufriedengeben.
Dafür wird der Fahrer Abbiegungen ins Abenteuerland mit größerer Begeisterung ansteuern. Selbst mit der einfacheren Allrad-Variante muss man anspruchsvollere Offroad-Stücke nicht fürchten. Per Drehwahlknopf lassen sich verschiedene Fahrprogramme anwählen, die optimierte Regelalgorithmen für Schlamm oder Schnee bieten. Zudem lässt sich auf Tastendruck ein permanenter Allradantrieb erzwingen. Auf einer Fahrt auf tief verschneiten Waldwegen hat sich der Allradler mit dieser Standard-4×4-Technik jedenfalls keine Blößen gegeben
Preislich knapp unter deutschen Premium-SUV
Wer noch mehr Abenteuerpotenzial wünscht, kann eine für Offroadfahrten optimierte Trailhawk-Version ordern. Diese erlaubt mit um 2,5 auf 21,6 Zentimeter erhöhter Bodenfreiheit, vergrößertem Böschungswinkel, Unterfahrschutz und dem zusätzlichen Selec-Terrain-Modus Rock, einer Art simulierten Getriebereduktion, mehr als im SUV-Segment üblich. Einer rustikalen Bergziege wie dem Wrangler kann der Compass selbst als Trailhawk allerdings nicht das Wasser reichen.
Für den Alltagsbetrieb auf asphaltierten Straßen bietet der Compass hingegen gehobenes Rüstzeug. In der 25.000 Euro teuren Basis sind Tempomat, Klimaanlage, eine abgespeckte Variante des Uconnect-Multimediasystems, DAB-Radio, Kollisionswarner, elektromechanische Parkbremse und Spurhalteassistent an Bord. Zudem sind auch Totwinkel-Warner, Abstandstempomat, Bi-Xenon-Scheinwerfer, Rückfahrkamera, Glasschiebe-Panoramadach, Beats-Audiosystem oder Heizdrähte für die Windschutzscheibe bestellbar. Wer den Topbenziner mit Allrad will, bestellt automatisch zum Preis von mindestens 35.000 Euro die höherwertige Ausstattung Limited. Mit einigen der erwähnten Extras lässt sich der Preis auch problemlos über 40.000 Euro treiben. Mindestens 38.700 Euro kostet der Compass Trailhawk, den Jeep übrigens ausschließlich mit dem 170 PS starken Topdiesel anbietet. Recht typisch für Importmarken wie Jeep: Preislich bewegt sich der Compass damit knapp unterhalb des Niveaus deutscher Premium-Konkurrenten. (SP-X)