Mit dem XE bietet Jaguar das Einstiegsmodell auf dem Niveau der Mittelklasse-Premiumfahrzeuge aus Bayern und Baden-Württemberg an. Beim Image haben die Briten aber weiterhin noch starken Nachholbedarf.
Von Thomas Flehmer
In Deutschland haben es Neulinge schwer – besonders in der Mittelklasse der Premiumfahrzeuge. Der 3er BMW, der Audi A4 oder die C-Klasse von Mercedes teilen sich den Großteil des Kuchens auf. Volvo begehrt seit einiger Zeit in beschaulichem Maße auf, seit letztem Jahr mischt auch Jaguar in dem Segment mit.
Der 4,76 Meter lange XE ist dabei der kleine Bruder des XF, aber für die Briten auch das neue Aushängeschild, das als erstes auf der neuen Aluminium-Leichtbau-Plattform entstanden ist. Äußerlich macht sich die Plattform nicht bemerkbar, hier folgt Jaguar den schönen Formen des XF, die der als Sportlimousine titulierte XE zu großen Teilen übernommen hat und sich auf diese Art und Weise von der süddeutschen Premium-Konkurrenz absetzt.
Enger Einstieg in den Jaguar XE
Im Cockpit müssen allerdings gewisse Abstriche zum großen Bruder gemacht werden. In engen Parklücken ist sowohl Ein- und Ausstieg recht beengt und auch auf den hinteren Sitzen machen sich die fehlenden knapp 20 Zentimeter zum XF bemerkbar – ebenso beim Kofferraum, der auf ein Volumen von 450 Litern kommt.
Ansonsten wirkt alles edel gestaltet, auch wenn Spielereien wie die beim XF selbst öffnenden Lüftungsdüsen fehlen. Die Instrumente sind gut ablesbar, die Schalter für die Lüftung gut erreichbar, der Wahlhebel der fast unmerklich arbeitenden Achtgang-Automatik schon aus anderen Modellen der Marke bekannt. Die Bedienung des Infotainment-Systems, das unter anderem auch die Sitzheizung beherbergt, erschließt sich im Laufe der Zeit, sodass bei der Fahrt kaum Ablenkungsmomente entstehen.
Geschmeidige Kurvenfahrt im Jaguar XE
Die Fahrt mit dem 132 kW/180 PS starken Vierzylinder-Diesel mit Allradantrieb beginnt etwas zäh und auch vernehmbar, auch wenn das maximale Drehmoment von 430 Newtonmetern bereits bei 1750 Umdrehungen anliegt. Doch erst einmal im Rollen geht es auch schon innerhalb von 7,9 Sekunden in den dreistelligen km/h-Bereich bis hin zur Höchstgeschwindigkeit von 225 km/h und auch der Selbstzünder gibt scheinbar keinen Laut mehr von sich.
Trotz des zunächst zähen Antritts macht sich die Leichtbauweise dann doch bemerkbar. Der 1615 Kilogramm leichte XE lässt sich sehr geschmeidig durch Kurven lenken und Überholvorgänge sind überhaupt kein Problem. Hier finden die Begriffe Sport und Limousine am besten zueinander.
Jaguar XE mit guten Verbrauchswerten
Auf der Autobahn tritt das Thema Leichtbau noch einmal sehr deutlich zu Tage. 4,7 Liter bei einem Speed zwischen 130 und 140 km/h – aber auch mit schnelleren wie langsameren Passagen sind aller Ehren wert. In der Großstadt mit ziemlich vielen Stop-and-Go-Passagen standen am Ende 6,2 Liter auf der Uhr, was ebenso nicht zu beanstanden ist und den auf der Rolle erzielten Werten des Neuen Europäischen Fahrzyklus (NEFZ) recht nahe kommt. Hier waren 4,2 außerorts und 5,5 Liter für den stätischen Verkehr notiert.
Der XE könnte die Leichtigkeit des Seins in der umkämpften Mittelklasse selbst in deutschen Landen mehr genießen, wenn Jaguar es hinbekommen würde, potenzielle Kunden davon zu überzeugen, dass die britische Traditionsmarke nicht teurer ist als die Modelle von BMW, Mercedes und Audi.
Jaguar XE 20d AWD ab 41.900 Euro
Der XE zeigt sich auf Augenhöhe in der von den Deutschen dominierten Klasse, von der sich der kleinste Jaguar auch aufgrund seines Markennamens absetzen könnte, auch wenn der Name Jaguar immer noch mit dem Wort "teuer" verbunden wird, jedenfalls teurer als die Modelle von BMW, Mercedes und Audi. Doch dem ist nicht so.
Der Einstiegspreis für den XE liegt bei 36.800 Euro, der 20d AWD kostet mindestens 41.900 Euro und liegt auch dort auf dem Niveau der Fahrzeuge aus Stuttgart, München und Ingolstadt. Und die Aufpreisliste beschert dem Jaguar-Liebhaber ebenso wie bei den deutschen Vertretern zahlreiche Möglichkeiten, die Mittelklasse mit Ledersitzen und sonstigen Komfortelementen in andere Sphären zu führen – auch das mit einer gewissen Leichtigkeit des Seins.