DS3 Crossback E-Tense: Lautlos durch Paris

DS3 Crossback E-Tense: Lautlos durch Paris
Der DS3 Crossback E-Tense hat eine Reichweite von 320 Kilometer. © Mertens

Mit dem DS3 Crossback E-Tense bringt die PSA-Tochter ihr erstes Elektroauto auf den Markt. Wir sind mit dem E-SUV der Franzosen durch Paris gefahren.

Es geht nur im Schritttempo voran. Der Verkehr in Paris steht mehr als das er fließt. Es ist ein Donnerstagnachmittag Ende Oktober, 16.40 Uhr. Es ist Hauptverkehrszeit. Auf den Champs Élysée, dem Pracht-Boulevard der französischen Hauptstadt, reihen sich Richtung Arc de Triomphe die Autos Stoßstange an Stoßstange. Auf den meisten anderen Hauptverkehrsstraßen sieht es nicht anders aus. „Ach“, sagt Nicolas Zwickel, unser in Paris lebender Fotograf, „das ist heute gar nicht mal so schlimm.“

Wer zu denen gehört, die trotz des drohenden Verkehrskollaps meinen, nicht aufs Auto verzichten zu können, müsste eigentlich zur Schlussfolgerung kommen, dass die Metro doch das bessere Verkehrsmittel ist. Mit ihr ginge es nicht nur weitaus schneller – sondern würde auch die Umwelt schonen. Doch statt Busse und Bahnen zu nehmen, nimmt man die nervigen Staus in Kauf.

Paris leidet unter Luftverschmutzung

Blick in den Innenraum des DS3 Crossback E-Tense. Foto: DS

Wie andere Großstädte leidet auch Paris unter einer massiven Luftverschmutzung. Bürgermeisterin Anne Hildago hat darauf reagiert. Statt auf die Einsicht der Autofahrer zu warten, geht sie dagegen mit rigorosen Maßnahmen vor. Hidalgo will den privaten Autoverkehr zurückdrängen, verwehrt alten Bussen und Lkws die Zufahrt in die Stadt. Nur wer ein Auto mit einem geringen Schadstoffausstoß fährt, darf am Stadtverkehr teilnehmen. Dazu gibt es in Paris eine Vignette, die Crit´ Air, vergleichbar unserer Umweltplakette. Immer mehr Fahrer eines alten Autos mit hohem Schadstoffausstoß müssen sich darauf einstellen, mittelfristig ihr Auto stehen zu lassen.

Die Autobranche reagiert darauf mit Unverständnis. Eine Verkehrspolitik wie die in Paris, die vor allem darauf setze, Autos aus den Städten zu verdrängen, sei nicht nachvollziehbar, heißt es.

Doch die Hersteller müssen darauf reagieren. Das weiß man auch bei der PSA-Tochter DS, die gerade mit dem DS3 Crossback E-Tense ihr erstes Elektroauto vorstellte – und dafür Paris als Ausrichtungsort wählte. „Immer mehr Städte erlassen Zufahrtsbeschränkungen. Doch unsere Kunden wollen keine Einschränkungen“, sagte DS-Chef Yves Bonnefont.

DS: Bis 2025 nur noch elektrifizierte Modelle

Ihnen biete man deshalb neben dem DS3 E-Tense auch den DS7 E-Tense an. Ab 2025 wolle DS nur noch Autos im Portfolio haben, die mindestens 50 Kilometer rein elektrisch fahren können. Damit sorgt man zwar für bessere Luft, aber im Stau steht man damit weiterhin. Zumindest vorerst.

Denn die Pläne von Hidalgo gehen noch weiter. Ab 2030 will sie Autos mit Verbrennungsmotor komplett aus der Stadt verbannen. Gute Karten haben dann also die Autofahrer, die sich ein Elektroauto oder einen Plug-in-Hybrid leisten können. Der DS3 Crossback E-Tense kostet selbstbewusste 38.390 Euro. Dafür bekommt der Kunde dann ein Auto mit einer Leistung von 136 PS und einer 50 kWh starken Batterie. Sie ist platzsparend im Unterboden verbaut und bietet somit ein Kofferraumvolumen von immerhin noch 350 Liter. Die Reichweite liegt bei 320 Kilometer.

Das kommt bekommt vor? Stimmt, es sind fast die gleichen Daten wie beim Opel Corsa-e (330 Kilometer Reichweite) und dem Peugeot e-208 (340 Kilometer), die ebenso wie der DS3 die so genannte CMP-Plattform des PSA-Konzerns nutzen. Doch diese Schwestermodelle sind auch deutlich günstiger: der Corsa kostet rund 30.000 Euro, beim e-208 sind 30.450 Euro. Das ist ein erklecklicher Preisunterschied – der sich noch als Problem für des DS3 erweisen könnte. Doch DS sieht sich als Premiummarke im Konzern und will mit seinem kompakten E-SUV vor allem komfortorientierte Kunden ansprechen. Allzu viele dürften es indes nicht sein. Der DS-Chef erwartet beim DS3 einen Anteil von gerade einmal zehn Prozent am Modellmix.

E-Autos dürfen weiter in die Stadt

Doch das könnte bald mehr werden, wenn Hidalgo ihre Verkehrspolitik derart konsequent fortsetzt – und Verbrenner wirklich aussperrt. Wer der Sozialistin Hidalgo vorwirft, die Verkehrsproblematik der Stadt nur durch ein rigides Vorgehen gegen Autos in den Griff bekommen zu wollen, irrt. Sie setzt ebenso auf den Ausbau des Radverkehrs und des Öffentlichen-Personennahverkehrs (ÖPNV). Bereits jetzt findet man in der Stadt wie beispielsweise am Louvre breite Fahrspuren für Fahrradfahrer. Auf ihnen können nicht nur Radfahrer schnell an den im stockenden Verkehr stehenden Autos vorbeifahren, sondern auch die E-Scooter.

Die Pläne der Stadt sehen vor, dass in Paris bis Ende 2020 die Fahrradstrecken verdoppelt werden sollen. Sie werden dann eine Distanz von 1400 Kilometer aufweisen. Hidalgo möchte Paris zu einer Vorzeigestadt für Radfahrer machen. Die Vorbilder Amsterdam und Kopenhagen lassen grüßen. Damit es gelingt, die Stadt vom Verkehr zu entlasten, müssen vor allem auch die Pendler aus der Périphérique zum Umstieg vom Auto auf den ÖPNV bewegt werden. Sie strömen tagtäglich zu Abertausenden in die Stadt und verstopfen so die Hauptverkehrsstraßen. Deshalb investiert die Stadt Milliarden in den Ausbau des ÖPNV.

Bewusste Reichweitenentscheidung

Gerade auch diese Pendler hat die PSA-Tochter mit dem DS3 E-Tense im Blick. Sie legen pro Tag so zwischen 40 und 50 Kilometer zurück. Entsprechend war es bei DS auch eine bewusste Entscheidung, es bei einer Reichweite von 320 Kilometer zu belassen. Natürlich, so sagt der DS-Chef, wäre es kein Problem gewesen, dem DS3 auch eine Reichweite von 500 Kilometern zu verpassen. Doch das hätte nicht nur den Preis erhöht, sondern auch das Gewicht. Bereits jetzt sorgt die 50 kWh Batterie für ein Mehrgewicht von 350 Kilogramm. Für jeden Kilometer mehr Reichweite, wäre das Gewicht um ein Kilo gestiegen, rechnet Bonnefont vor. Das wäre weder wirtschaftlich noch ökologisch sinnvoll gewesen.

Wie die Testfahrten mit dem Vorserienmodell zeigte, liegt die erzielbare Reichweite bei mindestens 280 bis 290 Kilometer. Ob die Realreichweite vielleicht sogar noch höher liegt, bleibt einem Test mit einem Serienmodell vorbehalten. Denn im Vorserienmodell befand sich die Reichweitenbemessung softwarebedingt noch nicht auf dem finalen Stand.

Laden bis 100 Kilowatt

Lautlos durch kleine Gassen in Paris: der DS3 Crossback E-Tense. Foto: Mertens

Mit einer Länge von 4,12 Metern und einer Höhe von 1,53 Metern erweist sich der DS3 E-Tense als ideales Stadtauto. Mit ihm lässt es sich problemlos und vor allem lautlos durch die engen Gassen der Metropole fahren. Mit seinem Radstand von 2,56 Metern bietet er normalgewachsenen Personen im Fond ausreichend Platz, wer größer ist als 1,90 Meter ist, für den wird es eng. Aber das ist bei anderen Autos in dieser Klasse nicht anders. Bei unseren Testfahrten in der Stadt und im Umland unterstrich der DS3 seinen Komfortanspruch – und gab keinen Anlass zur Kritik.

Für die Stadtfahrten erweist sich der Franzose als ideales Gefährt, man sitzt wie in SUVs üblich, leicht erhöht. Doch das Gewicht von 1,6 Tonnen merkt man dem Franzosen an, vor allem wenn man im Eco-Modus unterwegs ist. Denn dann wir die Leitung auf nur noch 90 PS reduziert. Leider kann man die Leistung auch durch einen Kickdown bei Überholvorgängen auf den Ursprungswert von 136 PS zurückbringen. Der steht nur im Sportmodus zur Verfügung. Dann sprintet der DS3 auch in 9,1 Sekunden auf Tempo 100. Im Normalmodus stehen übrigens 109 PS parat. Der Verbrauch lag bei den Testfahrten, die wir zumeist im Eco- bzw. Normalmodus absolviert haben, bei 17,9 kWh. Ist der Akku leer, lässt er sich an einer Schnellladestation mit 100 Kilowatt in 30 Minuten wieder auch 80 Prozent aufladen.

Mit dem nun vorgestellten Package sieht man sich bei DS gut aufgestellt, um seinen Kunden ein attraktives Angebot spätestens für den Tag zu machen, wenn sie mit ihrem Verbrenner nicht mehr nach Paris und in andere Städte einfahren dürfen. Eine Lösung für das Stauproblem ist das indes nicht. Darüber müssen sich die Pariser weiter ärgern. Es sei denn, sie fahren mehr mit der Metro oder dem Rad.

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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