Bentley hat den Bentayga vor sieben Jahr auf den Markt gebracht – und das Modell wurde ein Erfolg. Nun hat der Autobauer ihn auf die Streckbank geschickt.
Weil dem ersten Geländewagen für die Very-High Society mittlerweile von Rolls-Royce bis Ferrari fast alle auf die Pelle rücken, legen die Briten jetzt noch einmal nach. Und weil sie das Wettrüsten auf der Überholspur gegen die Italiener kaum gewinnen können und auf dem Boulevard der Eitelkeiten stets im Schatten ihrer alten Schwester und deren Cullinan bleiben, suchen sie ihr Heil in kolossaler Größe und unerreichtem Komfort.
Wenn zum Jahreswechsel zu Preisen ab zunächst 268.800 Euro die Bentayga EWB an den Start geht, gibt es deshalb nicht nur eine „extended Wheelbase“, also einen um imposante 18 Zentimeter gestreckten Radstand, sondern zugleich wird der hintere Teil des Wagens auch zu einer wahren Wellness-Oase.
Radstand von 3,20 Meter
Dafür setzen die Briten neben dem schieren Platzangebot bei knapp 3,20 Metern Radstand und noch mehr Finesse bei Materialauswahl und Verarbeitung vor allem auf eine neue Bestuhlung: Airline Seats nennen sie die ledernen Liegen, die zu den aufwendigsten Möbeln zählen, die bis dato in einem Auto verbaut worden sind: Ein Dutzend Elektromotoren und drei Pneumatik-Einheiten lassen die Premium-Pritschen auf Knopfdruck in eine 40-Grad-Ruheposition surren, während aus dem Vordersitz ein Fußrasten klappt. Oder sie stellen den Sitz für alle jene besonders steil, die partout nach ihrem Portfolio schauen oder sich sonst wie mit Arbeit über Wasser halten müssen.
Derweil kneten fast 180 Druckpunkte in sechs Massagezonen den Insassen – oder besser Inliegen – auch den ärgsten Stress aus den Knochen, während Sensoren 400 Mal pro Sekunde aufs Zehntel Grad genau die Temperatur kontrollieren und auf eine jener sieben Klimazonen einregeln, die von wohliger Sauna-Atmosphäre bis zu einer Eiseskälte reichen, mit der man selbst ein Fieber herunterkühlen könnte. Dazu kommen der weiter verbesserte Geräuschkomfort, ein aktiver Wankausgleich mit 48-Volt-Technik und ein wolkenweiches Fahrwerk.
Nun auch mit Hinterachslenkung
Während sich die hohen Herrschaften im Fond im siebten Himmel wähnen und der schnöden Welt da draußen gar vollends entfliehen können, macht es Bentley auch dem Fahrer bei seinen irdischen Aufgaben leichter und baut zum ersten Mal im Bentayga die bei den Konzerngeschwistern längst erhältliche Hinterachslenkung ein. Das hilft. Denn auch bei rund 5,30 Metern Länge fühlt sich der Koloss so handlich und kompakt an wie ein kleiner Bentley, den es so schnell nicht geben wird. Selbst der normale Bentayga wirkt dagegen sperrig, wenn man den langen Lulatsch mit dem kleinen Finger vor den VIP-Eingang des Grand Hotels zirkelt.
Nichts geändert haben die Briten dagegen beim Antrieb und sich zudem erst einmal auf die kleinste Motorvariante kapriziert: Die Langversion gibt es deshalb ausschließlich mit dem 4,0 Liter großen V8. Der hat allerdings mit 550 PS und 770 Nm so viele Reserven, dass die paar zusätzlichen Zentner kaum ins Gewicht fallen. Und falls die 4,6 Sekunden von 0 auf 100 und die 290 km/h Spitze nicht ganz die Erwartungen der eiligen Elite erfüllen sollten, bleibt ihr ein schöner Trost: Wer länger fährt, kann länger liegen – und länger genießen. Und darum geht es schließlich bei diesem Wellness-Palast auf Rädern. Wie weit die Briten dafür gehen, beweist ein weiteres Detail, das es bei Bentley bislang noch nicht gegeben hat. Damit man sich nicht mühsam aus dem Sessel schälten oder gar seine Muskeln anstrengen muss, schließen die Fond Türen jetzt zum ersten Mal auf Knopfdruck.(SP-X)