Renault Grand Espace: Großvater schlägt sich wacker

Hohe Preise

Renault Grand Espace: Großvater schlägt sich wacker
Vans wie der Renault Grand Espace sind gebraucht sehr begehrt. © Renault

Der Renault Espace kann auch im elften Produktionsjahr immer noch im Segment der Großraum-Vans mithalten. Allerdings nagt an dem Ur-Vater des Segments bereits der Zahn der Zeit.

Große Vans stecken in der Krise. Keine 60.000 Kunden fanden sich im vergangenen Jahr deutschlandweit bereit, einen der Familienlaster zu kaufen. Kein Wunder also, dass Renault den Generationswechsel seines Espace immer wieder aufschiebt und ihn nach einem leichten Facelift nun bereits ins elfte Produktionsjahr schickt. Aber auch kein Beinbruch, denn der Ur-Vater der Van-Familie schlägt sich im Test immer noch recht wacker.

Renault Espace mit zeitlos gutem Platzangebot

Zeitlos gut ist das Platzangebot. Bis zu sieben Passagiere passen in den Espace – zumindest in der von uns getesteten Langversion mit dem Präfix "Grand". Fahrer und Beifahrer nehmen auf großen bequemen Teilledersesseln (Serie) Platz, für die Passagiere drei bis sieben gibt es ordentliche Einzelsitze, die allerdings eine etwas längere Beinauflage haben dürften. Große Fenster und das optionale Panoramadach sorgen innen für ein luftiges Gefühl auf allen Plätzen.

Wer voll bestuhlt fährt, muss beim Gepäck Kompromisse machen, hat mit 456 Litern aber noch mehr Platz als in einer durchschnittlichen Kompakt-Limousine. Je weniger Mitfahrer an Bord sind, desto mehr Raum bleibt naturgemäß für Koffer und Taschen – bis zu gut drei Kubikmetern, wenn alle Sitze ausgebaut sind. Zudem lässt sich das Gestühl auf Schienen variabel verschieben, wodurch Beinfreiheit und Laderaum flexibel gegeneinander austariert werden können.

Nicht zeitgemäße Variabilität im Renault Espace

Der Renault Grand Espace kann in der Großraumvan-Liga noch mithalten.
Aufgeräumter Eindruck im Renault Espace Renault

Nicht mehr zeitgemäß hingegen ist die mangelnde Variabilität. Zwar lassen sich die Lehnen der Sitze umklappen, wer aber das maximale Raumvolumen nutzen will, muss das Gestühl komplett demontieren. Das ist nicht allzu schwer und auch nicht besonders zeitaufwendig, verlangt aber nach einer Lagermöglichkeit in Keller oder Garage. Bei der Konkurrenz lassen sich die Sitze teilweise bündig im Boden versenken. Zudem fehlen dem Franzosen die praktischen Schiebetüren, mit denen einige Wettbewerber aufwarten.

Zeitlos gut hingegen ist wiederum das Cockpit gelungen. Beim Espace verschwinden fast alle Bedienelemente hinter Klappen und Blenden, so dass ein extrem aufgeräumter Eindruck entsteht. Dazu kommen zahlreiche Ablagemöglichkeiten in den Türen und der Mittelkonsole.

Zeitlos guter Diesel für den Renault Espace

Der Renault Grand Espace kann in der Großraumvan-Liga noch mithalten.
Der Diesel des Renault Espace agiert zeitlos gut Renault

Nicht mehr zeitgemäß ist aber die elektronische Ausstattung des Fahrerarbeitsplatzes. Moderne Assistenzsysteme wie Totwinkelwarner oder Notbremsassistent sind mittlerweile zwar schon in Kleinwagen zu finden, für den großen Renault aber nicht lieferbar. Spätestens da merkt man ihm die Last der Jahre an. Daran kann auch das zugegebenermaßen schnelle und zuverlässig alle Staus zeigende TomTom-Navigationssystem nichts ändern, das beim Facelift im Juli eingeführt wurde.

Zeitlos gut ist allerdings der starke Dieselmotor des Grand Espace. Der 2,0 Liter große Vierzylinder entwickelt 127 kW/173 PS und stellt ein maximales Drehmoment von 360 Nm zur Verfügung. Das reicht für nachdrücklichen Vortrieb ohne sportliche Ambitionen. Der kultivierte Lauf und das niedrige Geräuschniveau passen genauso gut zum souveränen Gleiten wie das komfortabel ausgelegt Fahrwerk. Der Praxisverbrauch von sieben Litern ist angesichts der Fahrzeuggröße aller Ehren wert. Nicht ganz zeitgemäß ist einzig das fehlende Start-Stopp-System. Eher eine Geschmacksfrage hingegen ist die unverbindliche Lenkung. Da der Espace gar kein Kurvenkünstler sein will, stört das gefühllose Volant nur wenig.

Unzeitgemäßer Preis des Renault Espace

Zeit für ein Fazit: Angesichts seines Alters schlägt sich der Grand Espace durchaus ordentlich, punktet vor allem mit Komfort und seinem speziellen Renault-Charme. Zudem hat er – aufgrund des schrumpfenden Segments – wenig Konkurrenz. Außer VW Sharan, dem baugleichen Seat Alhambra, Ford Galaxy und Lancia Voyager ist da nur noch der fast elf Jahre alte Peugeot 807.

Was dem Espace allerdings Probleme macht, ist der hohe Preis. Mindestens 32.440 Euro werden fällig (2,0-Liter-Benziner, 125 kW/170 PS), für den Grand Espace sind es sogar 34.440 Euro. Mit dem starken Diesel summiert sich der Listenpreis gar auf 49.840 Euro (aktuell gibt es allerdings das recht günstige Sondermodell "Edition 25th" für 41.540 Euro mit abgespeckter Ausstattung). Will man aus dem Fünf- einen Siebensitzer machen, kommen jeweils weitere 490 Euro dazu. Viel Geld für ein technisch rund zehn Jahre altes Auto. (SP-X)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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