Der Opel Omega war einst das Flaggschiff des Autobauers aus Rüsselsheim. Sogar mit V8 sollte es das Modell geben.
Heute sind es elektrifizierte Crossover wie der Opel Grandland GSe, mit denen die Marke mit dem Blitz in der Mittelklasse zu frischen Erfolgen fahren will.
Vor genau 30 Jahren – H-Kennzeichen-Fans werden hellhörig – wollte Opel dagegen noch einmal ganz hoch hinaus: Als letztes Rüsselsheimer Flaggschiff mit Hinterradantrieb trat der Omega (B) gegen legendäre Familientransporter wie Ford Scorpio oder Volvo 940/960 an, aber auch feine Businessliner wie BMW 5er und Audi A6 forderte er heraus. Und das durchaus erfolgreich, wie die Verkaufszahlen der über zehn Jahre lang produzierten hessischen Limousinen und Kombis verrieten.
Eine Million Omega wurden abgesetzt
Fast eine Million Einheiten des in rundlichen Linien gezeichneten Omega konnte Opel absetzen – und so den Erzrivalen Ford klar deklassieren, dessen Scorpio auf dem Heimatmarkt nicht einmal ein Viertel dieser Zahl erzielte. Aber auch gegen Premiumkonkurrenten punktete Opel, speziell mit der 4,82 Meter langen Kombiversion.
Schicke Laderiesen, darauf verstehen sie sich bei Opel seit 1953, und der Omega (B) überraschte zusätzlich als MV6 mit 210 PS starkem 3,0-Liter-V6, vor allem aber mit 1.800 Liter Gepäckraum für Golfbags, Bikes oder Koffer. So viel Volumen bot damals nicht einmal Volvo, und Edellaster wie den Audi A6 Avant toppte der Omega um 40 Prozent.
Lob für Preis-Leistungsverhältnis
Hoch gelobt wurde das Preis-Leistungsverhältnis des auch mit einer beispielhaften Sicherheitsausstattung aufwartenden Omega, allein die Laufkultur des Standard-Vierzylinders wurde gerügt. Die Kunden kümmerte das nicht, gab es den Opel doch schon ab 39.550 Mark und damit zehn bis dreißig Prozent billiger als die meisten Wettbewerber.
Ford hatte sich beim letzten Scorpio einen Design-Fauxpas geleistet, ein Fehltritt, der dem Omega zusätzlichen Schub in den Verkaufszahlen gab. Sogar den Audi 100/A6 überholte der Blitz, und mit dem globalen Bestseller BMW 5er befand er sich auf Augenhöhe.
Auch mit V8 angedacht
Ob dem Omega ein V8 fehlte, um den Blitz heller strahlen zu lassen als den Mercedes-Stern? Opel probierte es, nutzte das Facelift zum Modelljahr 2000, um sein Flaggschiff mit einem 310 PS starkem 5,7-Liter-V8-Benziner aus der Corvette zu befeuern.
Zunächst war es nur die Studie Omega Caravan V8.com mit damals modernster Kommunikationstechnologie, die vom Mut der deutschen GM-Division erzählte, aber beim Genfer Salon 2000 gab es Broschüren, die den Marktstart des Omega V8 konkret ankündigten. Und dann der überraschende Rückzug des bärenstarken US-Kraftwerks, ob es am nicht standfesten Getriebe lag oder daran, dass sich Opel auf GM-Geheiß aus dem Segment zurückzog?
Statt des V8 kam 2003 das Aus für den Raumkreuzer namens Omega zugunsten des kleineren Vectra. Und heute? Opel hat frische Crossover-Modelle angekündigt, vielleicht entflammen Manta oder Monza neue Leidenschaften.
Nicht wirklich ein Sammlerstück
Welche Rolle der Opel Omega (B) als junger Klassiker spielt, erläutert Nicolas Ziegler von der Bewertungsorganisation Classic Analytics: „Ein ordentliches Auto, aber im Vergleich zum Vorgängermodell eher unauffällig und weniger attraktiv.
Wo es beim Omega A immerhin noch ein paar sportliche Varianten für Fans gab, greift man beim Omega B ins Leere, selbst das Topmodell MV6 ist bislang nicht wirklich zum Sammlerstück gereift. Im guten Zustand gibt es eine Limousine mit der weit verbreiteten 2.0 16V Motorisierung daher schon für rund 3.000 Euro.“ (SP-X)Kategorien