Der Mehrmarken-Konzern Stellantis hat sich für dieses Jahr einiges vorgenommen. Das trifft gerade auf bezahlbare Elektromodelle zu.
Von Opel bis Maserati streckt sich das achtteilige Markenportfolio von Stellantis in Deutschland. Künftig stößt mit Lancia noch ein neuntes Mitglied zur Familie. Der Fokus liegt 2024 aber auf Modellen anderer Marken: dem neuen Budget-Stromer von Citroen und den Crossovern auf der neuen E-Plattform.
Rund 390.000 Neuzulassungen hat Stellantis im vergangenen Jahr auf dem deutschen Markt realisiert. Das waren mehr als im Vorjahr (372.000 Einheiten). Deutlich zulegen konnten aber nur die Marken Citroen und Alfa Romeo. Opel als hierzulande stärkste Marke landete mit 144.901 Neuzulassungen auf Vorjahresniveau. Auch Peugeot blieb mit einem Plus von 3,7 Prozent auf 46.836 Einheiten klar unter dem Gesamtmarkt, der um 7,3 Prozent zulegte.
Mehr Verkäufe dank neuer Leasinggesellschaften
Stellantis-Geschäftsführer Lars Bialkowski hat seine Marken aber spätestens im zweiten Halbjahr auf Kurs gesehen: „Nachdem wir unter anderem neue, markenübergreifende Leasing- und Finanzierungsgesellschaften aufgebaut hatten, haben die Verkäufe bei allen acht Marken richtig an Fahrt aufgenommen.“
Zudem betont er die Erfolge in einzelnen Marktsegmenten. So war Stellantis etwa der zweitgrößte E-Auto-Anbieter, eroberte mit dem Opel Corsa den Jahressieg in den Kleinwagen-Charts und hievte ihn im April sogar auf das Podest als meistverkauftes Auto überhaupt in Deutschland. Gut sei es auch bei den Transportern und Lieferwagen gelaufen: Annähernd jedes vierte in Deutschland zugelassene leichte Nutzfahrzeug stammte in den vergangenen vier Monaten von Stellantis.
Absatzziele werden nicht genannt
Konkrete Ziele für 2024 möchte Bialkowski nicht nennen. „Aber wir wollen auf dem Gesamtmarkt den Abstand zum Branchenprimus weiter verringern. Bei E-Autos wollen wir unseren Platz als Nummer zwei mindestens verteidigen und auch in diesem Bereich den Abstand nach vorne verkleinern“, erklärt er.
Eine wichtige Rolle dabei spielt der nun startende Citroen e-C3. Mit einem Preis von 23.300 Euro wird der Kleinwagen der erste seiner Art unterhalb von 25.000 Euro. Bislang waren in diesem Preissegment nur Kleinstwagen wie Dacia Spring, Smart Fortwo oder der Renault Twingo Electric zu haben – Autos mit eingeschränkter Langstrecken- und Erstwagentauglichkeit. Rund 10.000 Vorbestellungen liegen europaweit vor, etwas weniger als die Hälfte dürften aus Deutschland kommen.
Andere Marken sollen folgen
Die anderen Stellantis-Marken wollen nachziehen und ähnlich günstige Modelle bringen. Den Start könnte noch im laufenden Jahr die Neuauflage des Fiat Panda machen, eine offizielle Bestätigung des Termins steht aber noch aus. Weitere wichtige Modelle starten in den größeren Baureihen.
Kurz vor Markteinführung stehen der Peugeot e-3008 sowie seine konventionell motorisierten Ableger, die auf der neue STLA-Medium-Plattform des Konzerns basieren. Opel nutzt die Technik zudem für sein Schwestermodell Grandland. Bereits offiziell bestätigt sind zudem die Starts des neuen Alfa Romeo Milano, des Jeep Wagoneer S und des E-Geländewagens Jeep Recon. Komplettiert wird die SUV-Offensive wohl von den Neuauflagen des Peugeot 2008, des Citroen C3 Aircross und des Opel Crossland, der künftig Frontera heißen wird.
Lancia vor Comeback
Darüber hinaus steht beim Mutterkonzern das Comeback von Lancia an. Die Traditionsmarke war zuletzt zum reinen Regionalanbieter auf dem italienischen Markt geworden, wo sich der bereits stark gealterte Kleinwagen Ypsilon großer Beliebtheit erfreute.
Im Frühjahr kommt nun die neue Generation des Modells auf den Markt, die dank das Umzugs von ihrer alten Fiat-Plattform auf die unter anderem vom Opel Corsa bekannte Stellantis-Architektur auch mit E-Motor zu haben sein wird. Zusammen mit Alfa Romeo und DS Automobiles bildet die italienische Marke dann das Premium-Cluster des Konzerns. „Wir wollen Lancia langfristig aufbauen, beginnen zunächst mit 25 Standorten in Deutschland“, kündigt Bialkowski an.
Agenturmodell wird eingeführt
Zuvor aber steht noch ein anderer wichtiger Schritt an: Die Einführung eines Agenturmodells im Vertrieb. Beziehungsweise die Vorbereitungen dieses Schrittes: Ursprünglich sollte die Umstellung bei den Premium- und Nutzfahrzeugmarken schon im laufenden Jahr erfolgen, bevor bis 2027 auch die übrigen Hersteller nachziehen sollten. Nun aber will die gesamte Gruppe in Deutschland gemeinsam zum Agenturmodell wechseln – und zwar 2025.
Stellantis setzt sich damit an die Spitze eines Trends, der auch andere Marken in Deutschland umtreibt. Sie erhoffen sich von dem Schritt vor allem eine Vereinheitlichung von Online- und Offline-Vertrieb sowie eine wirksamere Preiskontrolle. Bislang lag diese letztlich beim Händler, der nun nicht mehr auf eigene Rechnung verkauft, sondern nur noch als Vermittler zwischen Hersteller und Endkunde auftritt. (SP-X)