Mazda CX-60: Zuverlässig anders

Mazda CX-60: Zuverlässig anders
Imposante Erscheinung: der Mazda CX-60. © Axel F. Busse

Mit sechs Zylindern und Glühkerzen: Das japanische Marken-Flaggschiff CX-60 beweist Mut zum Risiko und verblüfft im Alltags-Test.

Wenn man sich bei Mazda auf etwas verlassen kann, dann ist es Zuverlässigkeit. Zuverlässig anders zu sein. Nicht nur, dass der Hersteller sich der Turboaufladung von Ottomotoren verweigerte, dem Downsizing sowieso, dass sie konsequent am Wankelmotor festhalten und dem Benziner das Selbstzündungs-Prinzip angewöhnten. Nun haben sie auch noch einen neuen Sechszylinder-Motor entwickelt – gegen jeden Trend. Auch gegen jede Vernunft? Immerhin hat der Dieselmotor in unserem Testwagen 3,3 Liter Hubraum.

Dass Glühkerzen-Aggregate in Verruf geraten sind und ihr Anteil an den Neuwagen-Verkäufen stetig abnimmt, ist Mazda nun wirklich nicht anzulasten. Aber muss man dazu gleich zum Geisterfahrer im Mainstream werden? Schon um darauf eine Antwort zu finden, lohnt es sich, das stattliche SUV einmal näher unter die Lupe zu nehmen. Sein wuchtiger Auftritt rührt nicht nur von 4,75 Metern Länge und fast 1,70 Metern Höhe her, sondern auch von serienmäßigen 20-Zoll-Alufelgen. In der stärkeren Version leistet der Reihenmotor 254 PS und bringt sie mit 550 Newtonmeter an alle vier Räder.

Reichlich Bein- und Kopffreiheit

Die Proportionen werden – mazda-typisch – von der langgestreckten Motorhaube und der entsprechend weit zurück gesetzten Kabine bestimmt. Die Insassen erleben sie als angenehm geräumig, vorn sind zwischen den Türverkleidungen 1,51 Meter Platz und hinten 1,45 Meter. Mit Bein- und Kopffreiheit hinten gibt es keine Probleme. Das Gepäckabteil ist 570 bis 1726 Liter groß und auch die Ladekante ist mit 72 Zentimetern Höhe sehr beladefreundlich. Obwohl Ambiente und Ausstattung die klare Botschaft vermitteln, in der Premiumliga mitspielen zu wollen, gehört die elektrische Heckklappe nicht zum serienmäßigen Lieferumfang und ist Bestandteil eines „Convenience & Sound“-Pakets.

Elegant gestaltet: das Cockpit im Mazda CX-60. Foto: Axel F. Busse

Die edle Wohnlichkeit des Innenraums ist bestimmt von Echtholz-Applikationen und Stoffbezügen, weißem Leder und weißen Nähten. Allerdings tritt diese Farbe beim Testwagen in verschiedenen Tönungen auf, was als geschmackliche Herausforderung empfunden werden kann. Im Vergleich zu anderen Herstellern, wo die Monitore ins Unermessliche zu wachsen scheinen, gibt sich Mazda bescheiden: Der Hauptbildschirm ist im Vergleich zum üppigen Glanz rundherum eher klein geraten und seine Funktionen werden ausschließlich durch einen Dreh-Drück-Steller aktiviert, als Touchscreen dient er nicht.

Fahrer unter Beobachtung

Die hochwertige „Takumi“-Ausstattung wartet mit einem Driver-Personalization-System auf, das auf Basis der eingegebenen Körpergröße und der von einer Kamera gemessenen Augenhöhe die passende Einstellung von Sitzen, Lenkrad, Spiegeln sowie Head-Up-Display vornehmen kann. Die Umfeld-Überwachung durch diverse Assistenten ist durchaus hoch zu schätzen, doch das Driver-Monitoring kann auch zu einem zweischneidigen Schwert werden. Wer von dem wachsamen Aufpasser schon einmal harsch daran erinnert wurde, doch bitte den Blick nicht von der Straße zu nehmen, kann sich leicht vorstellen, dass Versicherer im Falle einer Karambolage höchst interessiert an den erhobenen Daten wären. Zwar kann das System vom Nutzenden abgeschaltet werden, ist aber nach jedem Neustart der Zündung wieder aktiv.

Ein kurzer Blick auf das, was Takumi sonst noch bietet: LED-Scheinwerfer, Zwei-Zonen-Klimaautomatik, beheiz- und belüftbare Sitze, Lenkradheizung, Licht- und Regensensor, Rückfahrkamera sowie das übliche Arsenal aus Spurhalte- und Spurwechsel-Assistent, Ausparkhilfe und Verkehrszeichen-Erkennung. Vorbildliche Übersichtlichkeit kann man der Karosserie nicht nachsagen, weshalb die sensorischen Hilfsmittel umso wertvoller sind. Zum 2250 Euro teuren „Convenience & Sound“-Paket gehören außer der elektrischen Heckklappe ein 360-Grad-Monitor, ein Bose-Soundsystem mit zwölf Lautsprechern, die induktive Smartphone-Ladefunktion sowie eine 150-Watt-Steckdose an der Rückseite der Mittelkonsole.

Elektromotor mit Extra- Boost

Die Kraftübertragung für den Reihen-Sechszylinder erfolgt mittels Achtgang-Automatik. Im Alltagsbetrieb fiel auf, dass es nach Abschalten der Zündung nicht selbstständig in den Parkmodus wechselte. Unterwegs verrichtete es seine Arbeit geschmeidig und anforderungs-gerecht, dank 550 Newtonmeter Drehmoment waren keine Temperaments-Probleme mit dem 2050 Kg schweren Fünftürer zu erkennen. Ab etwa 3000 U/min wird die Fahrt von einem kernig-sportlichen Abgasgeräusch untermalt.

Der Mazda CX-60 setzt hat als Diesel einen Hubraum von 3,3 Liter. Foto: Axel F. Busse

Der leise und durchzugsstarke Selbstzünder wäre kein moderner Motor, käme er ohne Elektrifizierung aus. Ein 12,4 kW starker Permanent-Synchronmotor ist mit an Bord, wirft noch einmal 153 Newtonmeter Schubkraft in die Waagschale und erzeugt das, was Mazda „Hybrid-Boost“ nennt. Ist die Fuhre erst einmal auf Tempo, wird beim Lupfen des Gaspedals die „i-Stopp“-Funktion aktiv und der Wagen segelt ohne Verbrenner dahin. Der Effekt ist ebenso verblüffend wie kostensparend: Während der insgesamt rund 500 Testkilometer mit Stadt- und Überland-Betrieb begnügte sich der CX-60 e-Skyactiv D 254 (so der vollständige Modellname) mit 5,6 Liter/100 Kilometer. Das liegt nur minimal über der Herstellerangabe und ist unter Berücksichtigung von Platz-, Komfort- und Gewichts-Niveau ein enorm günstiger Wert.

Aktuell ist der allradgetriebene CX-60 Diesel ab 58.450 Euro zu haben. Ausstattung und Leistung lassen dies als durchaus faires Angebot erscheinen, auch wenn das Infotainment-System noch Optimierungs-Potenzial bietet. Der Testwagen für 66.350 Euro kann als ernst zu nehmender Wettbewerber im Premium-Segment angesehen werden.

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