Kleine Helfer im Auto immer beliebter

Autofahrer legen immer mehr Wert auf eine angenehme Atmosphäre im Innenraum. Die Automobilindustrie investiert immer mehr in die Entwicklung neuer Details, die den Alltag der Insassen erleichtern sollen.

Von Thomas Geiger

Die deutsche Automobilindustrie gibt in diesem Jahr knapp 29 Milliarden Euro für neue Produkte und Prozesse aus. Das hat eine Studie des Zentrums für europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim ergeben. Das meiste Geld fließt in neue Modelle, Motoren, Sicherheitstechniken und Werke. Doch ein wachsender Betrag wird auch in Details investiert, die den Alltag für die Autoinsassen erleichtern sollen. Viele Neuheiten überraschten Ende September auf dem Pariser Autosalon mit Kleinigkeiten, die oft erst auf den zweiten Blick auffallen. Manchmal, so zeigt es die Konsumentenforschung, werden sie auch gar nicht erkannt.

Leselampe an Rückenlehne

Besonders oft sind solche Details in Großraumlimousinen oder Geländewagen zu finden. So gibt es nach Angaben von Citroën-Sprecher Thomas Albrecht im neuen C4 Picasso nicht nur den mittlerweile schon bekannten Zusatzspiegel für den besseren Blick zum Nachwuchs auf der Rückbank und einen Parfümspender im Armaturenbrett. Erstmals ist auch eine Leselampe nicht am Dachhimmel, sondern direkt oberhalb der Klapptische an den Rücklehnen der Vordersitze angebracht. «So können Kinder im Fond auch im Dunkeln in Comics schmökern, ohne dass der Fahrer beeinträchtigt wird», heißt es im Entwicklungsteam.

Falls statt der Comics mal Hausaufgaben anstehen, empfiehlt sich eine Ausfahrt im neuen Subaru Tribeca. Dessen Bordcomputer bietet nach Angaben des Herstellers auch einen Taschenrechner, so dass Papi im Stau gleich die Mathematik-Übungen kontrollieren kann.

Auch als Taschenlampe einsetzbar

Licht braucht es aber nicht nur zum Lesen. Deshalb gibt es im neuen Citroën-Van auch im Kofferraum eine Leuchte, die aber nicht fest montiert ist. Ähnlich wie schon im Jeep Compass und im Dodge Caliber kann sie aus der Halterung genommen und als Taschenlampe benutzt werden. Ein vergleichbares System haben sich auch die Entwickler von Volkswagen ausgedacht: Wer auf den Zigarettenanzünder verzichten kann, bekommt stattdessen im Zubehörprogramm in der gleichen Form eine winzige Taschenlampe mit leuchtstarken LED, die in der 12-Volt-Buchse geladen wird und bei Notfällen griffbereit ist.

Weil Autofahrer manchmal zur falschen Treibstoffsorte greifen und damit teure Schäden verursachen, arbeiten die Hersteller auch an einem Schutz vor «Fehlbetankungen». So schließt etwa der überarbeite Range Rover automatisch seinen Dieseltank, wenn ein schusseliger Fahrer die dünnere Benzinpistole einführt. Auch Ford arbeitet an solch einem System, das bereits im Jahr 2005 auf der Internationalen Automobilausstellung in Frankfurt vorgestellt wurde. Damals aber baten die Entwickler noch um zwei Jahre Zeit bis zur Serienreife. «Das zeigt, wie groß häufig der Aufwand für solche kleinen Detaillösungen ist», sagt Ford-Sprecher Hartwig Petersen in Köln.

Cup-Holder hoch im Kurs

Ebenfalls hoch im Kurs stehen bei den Entwicklern die so genannten Cup-Holder. Sie müssen nicht nur an immer neue Dosenformate angepasst und variabel gestaltet werden, sondern sind über die Klimaanlage heute auch gekühlt.

Im Dodge Caliber werden sie nun nach Angaben von Firmensprecher Markus Hauf auf Wunsch erstmals speziell beleuchtet, damit die Insassen Getränke auch nachts sicher verstauen können. Für den neuen Chrysler Sebring kündigt Exportchef Thomas Hausch die ersten beheizten Cup-Holder an: «Dann ist Schluss mit kaltem Kaffee.»

Erkennbarkeit muss gegeben sein

Solche Lösungen kommen bei Kunden offenbar gut an. So registriert Silke Strauch, die Leiterin der Konsumenten- und Marktforschung des Innenraum-Spezialisten Johnson Controls in Burscheid im Rheinland grundsätzlich ein wachsendes Interesse der Kunden an entsprechenden Details. «Insbesondere zusätzliche und spezifische Ablagen und Staufächer für Schirme, Münzen und Kosmetikartikel finden die Autofahrer klasse», weiß Strauch aus ihren Befragungen. Unabdingbar sei aber, «dass die Bestimmung der Fächer sofort erkannt wird.»

Nicht immer können die Benutzer den Ideen der Entwickler folgen: «Wer ein Detail nicht wahrnimmt, kann es auch nicht wertschätzen. Dann hätte sich der Hersteller den Aufwand sparen können. Außerdem kostet jedes Ausstattungsdetail ja auch Geld», sagt Strauch über manchen verkannten Geistesblitz.

Verkäufer gefordert

«Dabei sind natürlich auch die Verkäufer gefordert, die den Kunden solche Lösungen nahe bringen müssen», sagt ein Vertriebsmanager von Mercedes in Stuttgart und erinnert sich kopfschüttelnd an den Protestbrief einer Kundin aus den USA. Sie habe im Zorn ihre S-Klasse zurückgegeben, weil sich der Kofferraum schwer schließen ließ. «Dabei hätte der Dame nur mal jemand den rot leuchtenden Knopf auf der Innenseite der Klappe zeigen müssen: Dann muss man keine mechanischen Kräfte überwinden, sondern der Kofferraum schließt sich von selbst.» (dpa)

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