Diesel in Sportautos werden salonfähig

Dieselmotoren und Sportwagen schlossen sich in der Vergangenheit aus. Spätestens nach dem Sieg des Audi R10 in Le Mans hat der Selbstzünder sein Image mächtig aufpoliert.

Von Felix Rehwald

Sie müssen beim Anlassen ewig vorglühen, stoßen Rußwolken aus und sind beim Beschleunigen ziemlich lahm. Dieselmotoren hatten früher trotz aller Vorzüge beim Verbrauch mit Vorurteilen zu kämpfen. Viele haben sich zwar mit der Einführung moderner Turbolader- und Direkteinspritztechnologien erledigt. Nur wenige kämen aber auf die Idee, in ihnen ein «sportliches» Aggregat zu sehen, denn Sportwagen werden meist mit Ottomotoren verbunden.

Sportlicheres Image

Das könnte sich ändern: Audi hat auf dem Pariser Automobilsalon einen Topdiesel für den Q7 vorgestellt, der es mit den Benzinaggregaten aus manchen Supersportwagen aufnehmen könnte. Aus zwölf Zylindern schöpft das mit zwei Turbos aufgeladene 6,0-Liter-V-Aggregat 368 kW/500 PS und entwickelt ein maximales Drehmoment von 1000 Newtonmetern. Damit beschleunigt der Q7 in nur 5,5 Sekunden auf Tempo 100. Die Höchstgeschwindigkeit ist elektronisch auf 250 Stundenkilometer (km/h) begrenzt.

Der V12-Turbodiesel soll vom kommenden Jahr an für den Q7 erhältlich sein und den Selbstzündern ein sportlicheres Image verschaffen. Dabei hilft den Ingolstädtern auch ein bemerkenswerter Erfolg im Motorsport: Anfang des Jahres gewannen sie das legendäre 24-Stunden-Rennen von Le Mans als erster Teilnehmer mit einem Dieselrennwagen. Der V12 des R10 schöpft aus 5,5 Litern Hubraum 478 kW/650 PS und ermöglicht maximal 330 km/h. Erfahrungen mit dem Rennmotor flossen in die Entwicklung des Q7-Triebwerks ein.

Peugeot zieht nach

Der Peugeot 908 Foto: press-inform

Auch Peugeot nimmt sich vor, das nächste Rennen in Le Mans mit einem Ölbrenner zu gewinnen. Der Selbstzünder wurde auf der Messe in Paris in der Studie 908 RC vorgestellt: In dem Concept Car steckt ein 5,5 Liter großes V12-HDi-Aggregat, dessen Leistung der Hersteller mit 515 kW/700 PS angibt. Es stemmt 1200 Newtonmeter auf die Kurbelwelle.

Kein Wunder, dass angesichts der Eckdaten dieser «Monsterdiesel» in Fachkreisen schon über weitere Verwendungsmöglichkeiten spekuliert wird - als Antrieb von Supersportwagen. Bei Audi könnte ein solcher Selbstzünder später im Supersportwagen R8 zum Einsatz kommen. In der «Rennflunder», die ebenfalls in Paris vorgestellt wurde, sorgt derzeit ein 4,2 Liter großer V8-FSI-Benziner mit 309 kW/420 PS für Vortrieb.

Fahrbarkeit und Sparsamkeit

«Einen Diesel sehe ich in diesem Wagen eher nicht», sagte dazu ein Audi-Mitarbeiter in Paris. Der Hersteller halte das Thema Diesel im Sportwagen aber keineswegs für abwegig. So sei es intern «ein offenes Geheimnis», dass für den Sportwagen TT ein Selbstzünder mit mindestens 125 kW/170 PS kommen wird.

Auch bei Peugeot in Saarbrücken sind Selbstzünder in Sportautos mittlerweile salonfähig. «Die Fahrbarkeit und Sparsamkeit sind Argumente dafür, solche Motoren auch in Sportwagen einzubauen», sagt Sprecher Gordian Heindrichs. In sportlichen Autos unterhalb des echten Sportwagensegmentes seien Selbstzünder schon sehr erfolgreich.

Porsche gegen Diesel

Dennoch zeigen sich die etablierten Sportwagenbauer unbeeindruckt. «Aus unserer Sicht passen Sportwagen und Dieselmotoren nicht zusammen», sagt Albrecht Bamler, Sprecher bei Porsche in Stuttgart. Die Motoren seien zu schwer, hätten hohe Herstellungskosten und besäßen nicht die notwendige Charakteristik.

Nach Ansicht von Branchenexperte Nick Margetts vom Marktbeobachter Jato Dynamics in Limburg sprechen jedoch weniger die Fakten gegen den Einsatz von Dieselmotoren in Sportwagen. Vielmehr gebe es noch eine «gedankliche Hürde» bei Sportwagenkäufern: «Ob sie die Dieseltechnik auch ohne weiteres mit der Sportwagenwelt verbinden, ist fraglich.» (dpa)

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