Mercedes eSprinter: Strom-Power aus dem Heck

Mercedes eSprinter: Strom-Power aus dem Heck
Optisch hat sich der Sprinter nicht verändert, technisch dagegen sehr. © Mercedes-Benz

Mit dem Update des eSprinter hat Mercedes den elektrischen Antrieb an die Hinterachse verlegt. Die Reichweite ist deutlich gewachsen.

Zu den Urgesteinen der großen elektrifizierten Transporter zählt der Mercedes eSprinter. Bereits seit 2019 als „First Mover“ im Programm, war der große Sternentransporter Daimlers erster Versuch, sich in dem neuen Feld zu positionieren. Das ambitionierte Ziel der Stuttgarter: Bis 2028 soll der Anteil der elektrischen Transporter und Vans bei 50 Prozent liegen.

Der eSprinter geht mit komplett neuem Konzept in die zweite Runde. Dabei wandert der Antrieb von vorne nach hinten, wo eine aufwendigere Starrachse nach dem De-Dion-Prinzip samt GfK-Blattfedern für weniger Gewicht und mehr Fahrstabilität sorgen soll. Mercedes teilt den eSprinter in drei Module ein. Im vorderen Teil, der mit allen Fahrzeugvarianten kombinierbar ist, sitzen sämtliche Hochvoltkomponenten. Das Mittelmodul beherbergt im Unterboden die Batterie, im Heckmodul sitzt der Elektromotor. Das Angebot umfasst zwei Karosserieformen und -längen, zwei Leistungsstufen, sowie drei Batteriegrößen. Premiere feiert ab Sommer auch eine Version mit offener Pritsche, bei der etwa Wohnmobilhersteller ihrer Kreativität freien Lauf lassen können.

Normaler Pkw-Führerschein reicht

Bei der zweiten Generation ist der elektrische Antrieb nach hinten gewandert. Foto: Mercedes-Benz

Das maximale Ladevolumen des langen Hochdach-Kastenwagens beträgt 14 Kubikmeter, bei einem zulässigen Gesamtgewicht von bis zu 4,25 Tonnen zu fahren mit einem ganz normalen Pkw-Führerschein. Eine neue EU-Richtlinie, die das Mehrgewicht der elektrischen Transporter berücksichtigt, macht es möglich. Interessant nicht nur für Kommunen ist zudem die maximale Anhängelast von bis zu zwei Tonnen.

An der Hinterachse des eSprinter sitzt ein neuer, gemeinsam mit ZF entwickelter Permanentmagnet-Synchronmotor, erhältlich mit 100 kW (136 PS) oder 150 kW (200 PS) und mit bis zu 400 Newtonmeter Drehmoment. Die Batteriegrößen variieren zwischen 56,8 und 113 kWh. Bei den Batteriezellen haben sich die Schwaben für eine Lithium-Eisenphosphat-Variante entschieden, die ohne die umweltschädlichen und gesundheitsgefährdenden Metalle Kobalt und Nickel auskommt. Dank On-Board-Lader lassen sich die Akkus an Gleichstromstationen mit bis 115 kW aufladen. Die kleinste Version braucht etwa 28 Minuten, um sich von 10 auf 80 Prozent zu regenerieren, die größte rund 42 Minuten.

Nach WLTP-Messung ist dann eine maximale Reichweite von 440 Kilometern möglich, wer sich meistens im urbanen Bereich aufhält, kann auch über 500 Kilometer mit einer Ladung schaffen, heißt es bei Mercedes. Große Reichweite und schnelles Nachladen seien essenziell, um mit elektrischen Antrieben überhaupt im hart umkämpften Gewerbe Fuß zu fassen. Versand-Riese Amazon soll übrigens zu den ersten Bestellern zählen.

Multimedia-System MBUX serienmäßig

An Bord ist immer das aktuelle, aus den Pkw mit dem Stern bekannte Multifunktionslenkrad. Foto: Mercedes-Benz

Optisch hat sich der Sprinter nicht verändert. Weder außen noch innen, wo nach wie vor robuster Kunststoff dominiert. Serienmäßig an Bord ist immer das aktuelle, aus Mercedes-Pkws bekannte Multifunktionslenkrad, einige kluge Assistenten sowie die neueste Version des Multimedia-Systems MBUX mit 10,25 Zoll-großem Display. Eingebunden in das Mercedes Ökosystem für Elektromobile ermöglicht es den Fahrer über das Navigationssystem Routen zu planen, Ladeeinstellungen zu optimieren oder die beste Ladestrategie zu berechnen. Drei Fahrprogramme sowie vier Rekuperationsstufen sollen helfen, so viele elektrische Kilometer wie möglich aus den Akkus zu quetschen.

Das elektrische Sprinter-Erlebnis an sich ist keine große Überraschung. Und das ist die gute Nachricht. Der große E-Wagen mit langem Radstand fährt unspektakulär, auffällig leise, ausreichend komfortabel und erstaunlich handlich. So, wie es einem 7,02 Meter langen Blechkasten, der als Held der Arbeit geboren wurde, eben möglich ist. Dank präziser Lenkung und tiefem Schwerpunkt bringen kurvenreiche Landstraßen eher Spaß als Frust. Das elektrische Ensemble zeigt sich dabei bestens aufeinander abgestimmt, zum temperamentvollen Sprinter fehlen dem Stromer allerdings der letzte Kick und ein paar Kilo weniger.

Die Preisliste des elektrischen Flaggschiffs beginnt mit der 56 kWh Batterie bei 71.388 Euro (netto 59.990 Euro), mit großem Akku geht es bei etwa 104.000 Euro los, Nettopreis rund 88.000 Euro. Die Leasingrate für die Einstiegsversion liegt bei 690 Euro (48 Monate, 80.000 Kilometer). Eine Option, die laut Mercedes etwa 80 Prozent der Gewerbekunden wählen. Zudem fährt immer ein umfangreiches Servicepaket mit. Die ersten vier Wartungen bis 160.000 Kilometer sind bereits im Fahrzeugpreis enthalten. (SP-X)

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