Renault Austral: Entspannt auf Reisen

Renault Austral: Entspannt auf Reisen
Als großer Hoffnungsträger gilt intern der Austral im Segment der Kompakt-SUV. © Renault

Der Kadjar ist Vergangenheit. Nun versucht Renault mit Austral bei den kompakten SUV durchzustarten. Wir waren mit dem Mild Hybrid 160 unterwegs.

Der Austral soll dann für die Franzosen auch alles besser machen als der 2015 auf den Markt gekommene Kadjar. Sonderlich gefragt war der Technikbruder des Qashqai von Allianz-Partner Nissan allerdings nicht. Lediglich 80.000 Exemplare fanden in sieben Jahren einen Käufer in Deutschland. VWs Tiguan schafft das in einem Jahr.

Wohl auch deshalb hat Renault den frisch gestarteten Nachfolger in Austral umbenannt. Optisch und technisch markiert dieser ebenfalls einen Neuanfang, der in mehrfacher Hinsicht vielversprechend erscheint.

Design hat an Kontur gewonnen

Wirkte der Kadjar mit seinen rundlichen Blechschwüngen noch ein wenig pluderig, trägt der wie zuvor viereinhalb Meter lange Nachfolger ein wesentlich straffer sitzendes Blechkleid, das ihn aus eigentlich jedem Blickwinkel ausgewogen proportioniert erscheinen lässt. Fast könnte man das SUV für den neuen Megane E-Tech halten, denn der Fünftürer trägt die mit dem Kompaktstromer eingeführte neue Designsprache von Renault.

Entsprechend verzichtet unser Testexemplar in der Ausstattung „Techno Esprit Alpine“ vollständig auf Chromglanz. Selbst die Fensterrahmen tragen Schwarz. Ohne Blingbling geht es dennoch nicht. Statt metallisch glänzender Oberflächen gibt es effektvoll inszenierte und beim Ver- und Entriegeln animiert blinkende LED-Leuchten.

Zwei Monitore verschmelzen zu einem großen Cockpit. Foto: Renault

Ebenfalls betont modern präsentiert sich der Innenraum. Den Arbeitsplatz des Fahrers dominiert ein Bildschirm-Duo, dessen horizontaler Part hinterm Lenkrad die Aufgaben der Instrumente übernimmt. Direkt daran schließt sich ein zweites Display im Hochformat an, auf dem viele Touchscreen-Funktionen laufen. Das Ganze ist übersichtlich arrangiert, zudem funktioniert alles schnell und flüssig, was einer leistungsfähiger Hardware und außerdem der Software auf Android-Basis geschuldet ist. Ebenfalls gut gelingt die Integration von Android Auto über ein verbundenes Smartphone. Sind Bordsystem und Handy per Bluetooth verbandelt, kann man sich wahlweise von Android Auto oder von der Fahrzeugnavigation per Google Maps den Weg zeigen lassen. Eigentlich könnte eine Lösung reichen.

Modernes Infotainment an Bord

Neben zeitgemäßem Infotainment bietet der Austral eine hübsch gemachte Einrichtung mit abwechslungsreichem Materialmix, tadelloser Verarbeitung und aufgeräumter Mittelkonsole. Auf dieser dominiert ein breiter und in Längsrichtung verschiebbarer Griff, der gut zur Hand liegt, allerdings ohne echte Funktion ist. Darunter befindet sich eine rutschfeste Gummiauflage für Smartphones, die dort ganz leger ihre Akkus mit Strom vollnuckeln können.

Gestartet wird per Knopfdruck, geschaltet per Lenkstockhebel. Letzteren muss man mit der Fingerspitze auf D oder R schieben, um der Stufenlos-Automatik die gewünschte Fahrrichtung mitzuteilen. Als ein wenig überfrachtet erlebt man zunächst den rechten Bereich direkt hinterm Lenkrad, denn hier gruppieren sich außerdem noch ein Scheibenwischerhebel und ein weiterer Ausleger, über den sich Audiofunktionen wie die Lautstärke einstellen lassen.

Es dauert jedenfalls, bis sich die rechte Hand hier blind zurechtfindet. Ebenfalls etwas Eingewöhnung verlangen die reichlich vorhandenen Knöpfe auf dem Lenkrad, die für einige häufig genutzte Funktionen wie den Abstandstempomaten sinnvoll angebracht sind. Der macht seine Arbeit wie auch die anderen Assistenzsysteme gut. Wie bei anderen Autos muss man sich auch beim Austral allerdings an gelegentlich übereifrige und damit unnötige Brems- oder Lenkeingriffe gewöhnen. Positiv gedeutet: Auf die Technik ist jedenfalls Verlass.

Ausgesprochen komfortables Fahrwerk

Unter anderem dank der vielen Assistenzsysteme erlebt man den Austral als entspanntes Reisefahrzeug. Dazu tragen bequeme Sitze, ein gutes Platzangebot sowie dezente Fahr- und Windgeräusche bei. Eine Sänfte ist der Rautenträger hingegen nicht. Vielmehr bietet er ein für Renault sogar erstaunlich straffes und verbindliches Fahrwerk. Zusammen mit einer angenehm direkten Lenkung dürfte sein Handling Fahrer ansprechen, die eine sportliche Rückmeldung bevorzugen. An die Zeiten französischer Schunkelschlitten erinnert bei diesem Halbjapaner nichts mehr.

Angesichts des 158 PS leistenden 1,3-Liter-Turbovierzylinders könnte man auch längsdynamisch gehobene Fahrfreuden erwarten. Doch mit einer Sprintzeit von 9,7 Sekunden und 174 km/h Topspeed fährt der Mild Hybrid 160 dem „Alpine“-Versprechen hinterher. Zurückhaltend bleibt auch der Elektro-Kick der Mildhybridtechnik. Die soll vornehmlich beim Spritsparen helfen. Auf der Landstraße oder im Stadtverkehr lässt sich der Austral deshalb mit weniger als sieben Liter bewegen. Ist man, wie in unserem Fall, vornehmlich auf der Autobahn mit Tempo 130 unterwegs, bleibt der Hybrideffekt weitgehend ungenutzt, was den Benzindurst auf nahezu 8 Liter treibt.

Preis startet knapp über 30.000 Euro

Klassisches SUV: Langer Radstand, kurze Überhänge und bis zu 20 Zoll große Räder. Foto: Renault

Bei etwas über 30.000 Euro startet der Austral. Im Fall unserer Ausstattungsversion „Techno Esprit Alpine“ als Mild Hybrid 160 Automatik liegt die Einstiegshürde bei rund 37.000 Euro. Im Gegenzug gibt es eine umfangreiche Ausstattung, die allerdings noch um ein paar wenige einige Optionen ergänzt werden sollte. Dazu gehört das 1.100 Euro teure Winterpaket mit beheizbarer Windschutzscheibe und elektrisch verstellbaren Vordersitzen.

Sogar ein Muss sind das Advanced Driving Assist-Paket dem Adaptiv-Tempopilot für 650 Euro sowie die induktive Smartphone-Ladefläche für 150 Euro. Sollen nur noch wenige Wünschen offenbleiben, steigt der Preis für den Austral auf rund 40.000 Euro. (SP-X)

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