Zum Ehrgeiz von Landrover gehört, die Geländetauglichkeit seiner Modelle nicht preiszugeben. Auch der Range Rover Sport kann trotz stattlichem Masseverlust in der Struktur noch immer noch immer beides: Straße und Offroad.
Von Patrick Broich
Der britische Offroad-Spezialist Land Rover hat mit dem komplett überarbeiteten Range Rover Sport einen richtigen Appetithappen nachgelegt. Optisch orientiert sich der luxuriöse 4x4 nämlich an seinem kleinen Bruder Evoque–unter dem Blech gibt es ambitionierte Motoren und Technik für Fahrwerk-Gourmets.
Ambitioniert sind auch die Preise: Unter 59.600 Euro geht vermutlich gar nichts. Die Auslieferung beginnt ab 20. September. Kunden des mit Achtzylinder-Kompressormotor ausgestatteten Spitzenmodells müssen 88.300 Euro überweisen. Mit ein paar Optionen wird gar die 100.000er-Schallmauer problemlos durchbrochen.
Range Rover Sport verdient den Namen
Dafür gibt es aber auch ein Triebwerk, das mit 375 kW/510 PS den Namenszusatz „Sport“ wirklich verdient. Schlapp ist allerdings auch der Basis-Selbstzünder nicht, der gemäß seinem Badge „TDV6“ auf dem Heckdeckel 190 kW/258 PS auf die Kurbelwelle stemmt. Das sind immerhin 47 PS mehr als beim Vorgänger. Das Leergewicht sank durch massiven Aluminium-Einsatz um rund eine halbe Tonne.
In lediglich 7,6 Sekunden erreicht das Aggregat Tempo 100, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 210 km/h an. Der Normverbrauch wird mit 7,3 Litern, was 194 Gramm CO2 pro Kilometer entspricht, beschrieben und reicht für die Effizienzklasse C.
Samtweiche Version
Knapp 10.000 Euro Aufpreis kostet der Sport in der SDV6-Variante mit nunmehr 215 kW/292 PS. Dann sind neben mehr Punch allerdings auch eine Festplatten-Navigation und Ledersitze an Bord. Erste Ausfahrten mit SDV6 zeigen, dass trotz Gewichtsverlusts noch immer ordentlich Masse vorhanden ist. Denn richtig bissig fühlt sich der 4,85 m lange Brite nicht an.
Wenngleich er kaum als langsam bezeichnet werden kann. Bereits ab 2.000 Umdrehungen stehen satte 600 Nm Drehmoment bereit, um ihn vehement nach vorn zu treiben. Statt hörbarer Drehfreude gibt es seidenweichen Lauf . In puncto Querdynamik verspricht Chefingenieur Mike Cross nicht zu viel, wenn er Vokabeln wie „agiles Handling“ ins Spiel bringt.
Wattiefe auf Bildschirm verfolgen
Ob der Range in dieser Disziplin das Segment anführt, sei dahingestellt. Jedenfalls fühlt sich die inzwischen elektrisch betriebene Servolenkung ebenso direkt wie präzise an und lässt den Brocken souverän um enge Kehren zirkeln. Schlechte Wegstrecken bügelt die obligatorische Luftfederung gekonnt weg, einem SUV der Luxusklasse angemessen.
Der Cockpitbildschirm kann jetzt auch die Wasserhöhe anzeigen, falls ein Abstecher in den Fluss unvermeidbar wird. Mit einer Wattiefe von 850 Millimetern werden bereits Assoziationen an ein Schwimmfahrzeug wachgerufen; innen piepst es dann warnend, während die Markierung auf dem Monitor zeigt, wann man besser den Rückwärtsgang einlegt. Der Spaß für Hardcore-Geländegänger ist mit 350 Euro extra keineswegs überbezahlt.
Range Rover Sport: Alles geregelt
Auch wer nie ins Gelände geht, muss auf die vielen elektronischen Fahrprogramme nicht verzichten. Ob Schnee oder nasse Straße stets hilft die automatische Regelung, sicher wieder nach Hause zu kommen. Das klappt auch mit schwerem Anhänger ganz gut – jede Ausführung des neuen Range Rover Sport darf bis zu 3.500 kg an den Haken nehmen.
Vor allem das Platzangebot und die Sitze überzeugen auf der Langstrecke. Der Fond verwöhnt mit ausladender Beinfreiheit, sodass Personen jeder Statur unterkommen. Mit rund 1.700 Litern Stauvolumen gehört der Kofferraum keinesfalls zu den kleinsten Ladeabteilen, kann aber auf Wunsch zum Siebensitzer umfunktioniert werden.
Spritspar-Aussichten
Über die ungehobelten Trinksitten des betörend bollernden Benziners kann man gewiss diskutieren. Schon der Normverbrauch liegt bei 12,8 Litern. Vielleicht ist der 4,4-Liter-Diesel mit acht Töpfen und 250 kW/339 PS ein guter Kompromiss, der bisher dem klassischen Range Rover vorbehalten war.
Spritsparer müssen sich noch einen Moment gedulden, bis der Diesel-Hybrid an den Start geht. Glaubt man den Verantwortlichen, soll er bereits nächstes Jahr ausgeliefert werden. Er soll 169 Gramm CO2 emittieren und läge damit im Verbrauch knapp unter dem Basisdiesel. (SPX)