Range Rover TD V8: S-Klasse fürs Grobe

Der Range Rover kommt abseits befestigter Straßen wie kaum ein anderer zurecht. Der elitären Kundschaft interessiert dies aber zumeist ebenso wenig wie der horrend hohe Verbrauch.

Von Stefan Grundhoff

Was der Kompaktklasse ihr Golf oder der Oberliga ihre S-Klasse ist den Geländewagen ihr Range Rover. Seit über 30 Jahren bahnt sich die Offroad-S-Klasse aus England ihren Weg durch die Welt. Wenn schon ein Luxus-Geländewagen, dann führt am Range Rover kein Weg vorbei. Seit Jahrzehnten ist das britische Schlachtschiff die Krone der Geländewagenkunst. Daran haben auch die engagierten Angriffe von Mercedes, Jeep, Audi oder Toyota kaum etwas geändert.

BMW-Einfluss nicht zu übersehen

Dabei muss man bedenken, dass ein Range Rover bereits seit Anfang der 70er Geländewagen und Prestigemobil der Schönen und Reichen war; ein wirklich gutes Auto wurde er jedoch erst, als BMW Ende der 90er Jahre das Zepter übernommen hatte und das aktuelle Modell kreierte. Der beste Range Rover den es je gab, ist der aktuelle TD V8 - und auch der einzig fahrbare. Das gilt weniger für den Kaufpreis von 88.800 Euro, als vielmehr für das Kraftstoffverlangen. Die beiden verfügbaren Benzin-Triebwerke mit 300 und knapp 400 PS passen vortrefflich zum 2,5 Tonnen schweren Briten. Ihr Durst lässt sich jedoch kaum unter der 20-Liter-Marke zügeln.

Reine Imagefrage

Der Durst des Range Rover TD V8 ist enorm Foto: Press-Inform

Wenn schon Range, dann muss es der TD V8 sein. Auf den Selbstzünder mit den obligatorischen acht Brennkammern mussten die Range-Fahrer viel zu lange warten. Dabei liefert er genau das, was man von einem distinguierten Nobel-Allradler erwartet. Souveräne Fahrleistungen und ein leise säuselndes Triebwerk gehen vor brachialen Kraftausbrüchen. Denn genau die kann der Range Rover auch als TD V8 nicht bieten. 200 kW / 272 PS sind alles andere als wenig und ein mächtige Verbesserung zum alten TD V6. Der brachte als Commonrail der ersten Stunde nicht einmal 180 PS an beide Antriebsachsen und ließ den mächtigen Briten zu einem zahnlosen Koloss verkommen. Die meisten Kunden fahren einen Range Rover jedoch um der Tradition und des Images Willen. Ein Diesel mit acht Zylindern und 640 Nm Drehmoment hört sich doch mehr als ordentlich an und zumindest deklaratorisch gibt es keinen Grund zu meckern.

Der Welt entrückt

Der kommt fast überall hin Foto: Press-Inform

Wäre da nicht die insbesondere aus Deutschland stammende kraftvolle Achtzylinderkonkurrenz, der Range Rover böte den Himmel auf Erden. Doch so ist es kein Geheimnis, dass 272 PS und 640 Nm weder subjektiv noch objektiv das Maß aller Dinge sind und keinesfalls acht Brennkammern bedürften. Doch vielleicht ist es genau das, was einen Range Rover ausmacht. Wer auf den bequemen Lederstühlen Platz genommen hat, der ist der automobilen Welt und dem Geschehen drum herum auf einen Schlag entrückt. Die Orgie in Leder und Holz verzückt das Auge des gut betuchten und sorgt für einen kaum zu steigernden Wohlfühlwert. Wer einen Range Rover kauft, der gönnt sich auch ein Stück König und Königin, Reich und Schön, Los Angeles und Dubai. Denn hier spielt Geld keine Rolle und das sollte man schon haben, wenn man sich für die S-Klasse der Offroadliga entscheidet.

Sucht man nach den Stärken des Range, so sollte man lieber nach den wenigen Schwächen suchen. Wer es kraftvoll liebt, wünscht mehr Hubraum und mehr Leistung. 0 auf 100 km/h in 9,2 Sekunden lesen sich so unspektakulär wie sie sich fahren. Und auch 200 km/h ist alles andere als ein prächtiger Wert. Das wird umso deutlicher, wenn auf der Autobahn der dritte Golf Diesel an einem vorbeiknattert. «Der Motor bietet 54 Prozent mehr Leistung und eindrucksvolle 64 Prozent mehr Drehmoment als wir vorher beim Diesel hatten», so Land Rover Deutschland Geschäftsführer Jeffrey L. Scott. Der versprochene Durchschnittsverbrauch von 11,3 Litern Diesel auf 100 Kilometern ließ sich bei den Testfahrten nicht annähernd erreichen. Mindestens 13 Liter muss man kalkulieren, liegt damit jedoch Meilen unter dem unstillbaren Durst der Benziner.

Kaum Grenzen gesetzt

Dass der Range Rover wie in alten Tagen nahezu überall hinkommt und selbst Klettergämsen nur noch schamhaft auf den steinigen Boden blicken können, nimmt der geneigte Landlord mit einem zufriedenen Nicken zur Kenntnis. Diese Offroadkompetenz hat ihren Grund. Das variable Allradsystem Terrain Response, die Luftfederung und die verwindungssteife Karosserie lassen den Briten mit deutschen Wurzeln abseits befestigter Straßen kaum Grenzen kennen. Wem das normale Allradprogramm nicht reicht, kann zur mittigen Differentialsperre kann noch eine zusätzliche Sperre an der Hinterachse bekommen.

Königliches Gefühl

Im Innenraum gibt es allen erdenklichen Luxus Foto: Press-Inform

Würde der opulent ausgestattete Range Rover Vogue nicht ohne Probleme in Richtung 90.000-Euro-Marke streben - er wäre das ideale Familienauto. Und wer sich im Winter in ehrwürdigen Ortschaften wie Lech, Zürs, Kitzbühel oder Sankt Moritz aufhält, kann sich insbesondere in den verschneiten Wintermonaten genau davon überzeugen. Angesichts des grandiosen Reisekomforts mit belüfteten Ledersitzen und DVD-Entertainmentbildschirmen in den Kopfstützen ist vom Nachwuchs kaum ein Ton des Ärgers zu vernehmen. Jeder Kilometer wird genossen - das ist bei den Passagieren in der ersten Reihe nicht anders. Und in welchem Geländewagen wird man schon so bestaunt wie im Range? Wem die Exklusivität des Range Rover Vogue wird das Programm «Autobiography» zu schätzen wissen. Hier kennen die Individualisierungs-Möglichkeiten keine Grenzen. Als ob der Land Rover Royal Service nicht schon genug königliche Gefühle bieten würde.


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