Opels neuer Hoffnungsträger

Opel hat dem Vectra der dritten Generation ein neues Aussehen verpasst. Allerdings erinnert die Frontpartie stark an einen Konkurrenten aus Frankreich.

Thomas Flehmer

Opel ist weiter auf dem Weg, Kunden zurück zu gewinnen. Die dritte Generation des Vectra soll genau den Erfolg der Mittelklasse wiederbringen, den die Rüsselsheimer vor gut 35 Jahren mit dem ersten Modell des Ascona eingeleitet hatten. Nach zuletzt mageren Jahren sollen nun Caravan und Limousine des neuen Vectra die Erfolgsgeschichte wieder aufnehmen.

Sportlicher Frontbereich

Dafür hat Opel seiner Mittelklasse ein neues Gesicht verpasst. «Wir wollten im Frontbereich Sportlichkeit zeigen», sagte Chefdesigner Eduardo Ramirez bei der Präsentation im Opel-Testzentrum Dudenhofen. Das ist auch gelungen. Die neue Scheinwerferform wirkt dynamisch, die Motorhaube mit der Opel-typischen «Bügelfalte» harmonisiert mit den weit geformten Kotflügeln, ein sehr breiter Grill gibt dem Vectra ein freundliches Gesicht.

Der Vectra scheint zu lachen - und zwar fast so wie die neu gestalteten Modelle des französischen Konkurrenten Peugeot, die seit Monaten ihre Autos mit dem «Löwenmaul» anpreisen.

Beige Ledersitze

Trifft nicht jedermanns Geschmack Foto: Werk

Auch im Innenraum haben die Designer kräftig Hand angelegt. Die Instrumententafel wurde abgerundet ebenso wie die Lüftungsdüsen. Die Dekorleisten in Holz- und Aluminiumoptik sollen einen Hauch von Luxus vermitteln - was letztlich Geschmackssache ist.

Und auch die beigen Ledersitze treffen nicht jedermanns Geschmack. Völlig unpassend in der runden Optik sind die klobigen und eckigen (!) Schalter am Lenkrad.

Und noch eins: Während beim Caravan die Heckklappe elektrisch geöffnet und geschlossen werden kann, wird das Schließen bei der Limousine zur Mission impossible. Personen, die lediglich die 1,70 Meter Marke erreichen, kommen kaum an die Klappe heran, die sich zudem nur mit viel Kraftaufwand verschließen lässt.

Von Null auf 100 in 7,3 Sekunden

Der 2.8 V6 Motor Foto: Werk

Umso überzeugender sind die beiden Toptriebwerke bei den Benzinern und den Selbstzündern. Das neue 2.8 V6 Turbo-Aggregat, der größte Antrieb der insgesamt fünf zur Verfügung stehenden Benziner, ist ein echter Sportler.

Dank 169 kW/230 PS und 330 Nm Drehmoment, die in einer Bandbreite von 1800 bis 4500 Umdrehungen pro Minute anliegen, schafft der Vectra mit dem Top-Motor den Spurt von Null auf 100 Stundenkilometern in 7,3 Sekunden. Der Spaß mit dem automatisierten Sechsgang-Getriebe endet - wie so häufig - bei abgeregelten 250 Stundenkilometern. Der Motor ist auch im Konzernbruder Saab 9-3 zu finden.

Diesel kommt nur langsam auf Touren

Auch als Limousine sportlich: Der V6 GTS Foto: Werk

Auch der 3.0 V6 CDTI mit einem Sechsgang-Schaltgetriebe bietet bei 135 kW/184 PS und einem maximalen Drehmoment von 400 Nm ab 1900 U/min viel Rasanz. Allerdings kommt der Topdiesel, der ebenso serienmäßig mit Rußpartikelfilter ausgestattet ist wie die drei anderen zur Verfügung stehenden Dieselvarianten, in den unteren Schaltbereichen nicht so spritzig voran, wie man es sich wünschen würde.

Umso besser agiert der Selbstzünder beim Beschleunigen um die 150 Stundenkilometer. Dabei gibt Opel den Verbrauch mit 8,9 Litern beim Diesel an, beim 2.8 sind es 7,3 Liter Super auf 100 Kilometer.

IDS behält Kontrolle

Sinnvoll für alle Modelle ist das optionale IDS-Fahrwerk. Das von Opel patentierte Interaktive Dynamische FahrSystem hält das Auto noch stabiler auf der Straße. Dank der Weiterentwicklung des Systems mit einer neuen Abstimmung der Vorder- und Hinterachse sowie der Lenkung wird das Fahrwerk auf die jeweiligen Gegebenheiten abgestimmt.

Besonders beim von uns gefahrenen «Elchtest» und diversen Slalomfahrten werden die Dämpfer elektronisch kontrolliert und vernetzen alle Fahrsysteme untereinander. Dadurch fährt der Vectra stabiler durch die Kurven und verhindert ein Ausbrechen des Hecks. Bisher haben sich 55 Prozent der Käufer das 690 Euro teure Sicherheitssystem einbauen lassen.

Belüftbarer Fahrersitz

Für weitere 1500 Euro kann ein belüftbarer Fahrersitz mit diversen elektrischen Komfort-Features geordert werden. Der auch in der Höhe verstellbare Sitz erhielt das seltene Gütesiegel des Vereins «Aktion Gesunder Rücken» (AGR). Vielfahrer können mit einem Attest vom Arzt bis zu 100 Prozent der Kosten für den klimatisierten Vordersitz erstattet bekommen.

Basisversion zum gleichen Preis wie Vorgänger

Trotz vieler Neuerungen bewegt sich Opel beim Preis auf dem Niveau des Vorgängers, verspricht Marketing-Direktor Peter Sommer. So ist die Basisversion ab 21.145 Euro erhältlich, für die Top-Ausstattungen müssen für die Limousine ab 30.180 Euro hingeblättert werden, die Dieselversion beginnt ab 30.790 Euro. Der Caravan ist ab 30.560 Euro erhältlich, die Dieselversion 3.0 CDTi beginnt ab 32.050 Euro.

Ab dem 17. September stehen die vier Diesel- und fünf Benzinaggregate, die alle die Euro 4-Norm erfüllen, bei den Händlern. Seit Juni sind bereits mehr als 17.600 Bestellungen eingegangen. Für Deutschland schon eine gute Zahl. Denn während der Vectra in Europa die erfolgreichste Mittelklasse-Limousine ist, fristet das Modell in Deutschland zwar kein Schattendasein, doch die Konstrukteure und Designer haben nicht aus Langeweile die dritte Generation auf den Markt gebracht.

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